Kapitel 12 - Thiago

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Nervös wartete ich auf meine Mutter. Ich musste es einfach jemandem erzählen. Alessia sollte nicht die Frau an meiner Seite werden. Ich liebte sie nicht, egal wie oft ich mir dies in den letzten Wochen einreden wollte, ich hatte einfach nicht die richtigen Gefühle für sie.
Meine Armbanduhr tickte und tickte, mit jeder Sekunde, die verstrich. Mit einem Griff riss ich sie mir vom Handgelenk und stopfte sie in die hinterste Ecke einer Schublade. Dieses penetrante Ticken konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen.
Mit einem Lächeln im Gesicht betrat meine Mutter schliesslich den Raum.
»Thiago. Ich freue mich ja so für dich. Lass dich ansehen«, sie legte ihre linke Hand auf meine Schulter. »Du siehst heute wieder einmal fantastisch aus.«
Gequält lächelte ich und holte tief Luft.
»Ich muss dir etwas sagen Mamá. Du musst mir aber versprechen, dass du nicht ausflippen wirst, einverstanden?«
Besorgt sah sie mich an.
»Natürlich Querido. Was ist los?«
»Ich kann Alessia nicht heiraten.«
Wie ein nasser Sack plumpste ich in den Sessel.
Mamá setzte sich in den Sessel mir gegenüber. Sie schwieg, überschlug ihre Beine und verschränkte ihre Hände auf dem rechten Knie.
Sie legte ihren Kopf leicht schief und blickte, nein starrte mich an.
Als sie nach zwei Minuten immer noch nicht darauf reagiert hatte, war ich froh, als die Tür aufgerissen wurde und Milan gehetzt in der Tür stand.
»Die Hochzeitsplanerin ist hier«, keuchte er unter Atemnot. Verdammt was? Was tat Chelsea denn hier?
»Was?!«, fragte ich entsetzt und sprang auf. Das durfte doch nicht wahr sein.
»Ja, sie sitzt während der Zeremonie neben mir. Ich hab sie nicht erkannt, mit Kleid und gemachten Haaren sieht sie noch besser aus als eh schon. Sie hat mich darauf angesprochen, wieso ich denn nicht vor dem Altar stehen würde.« Milans Blick fiel auf Mamá und er blickte mich geschockt an.
»Hallo tía.«
»Klärt mich bitte jemand auf? Was ist hier los?«, fragte meine Mutter und schien verärgert.
»Mamá, Chelsea, unsere Hochzeitsplanerin, denkt seit unserem ersten Treffen, dass ich Milan wäre. Ich habe mich in sie verknallt und als Kurzschlussreaktion Milan gebeten, sich für mich auszugeben, damit ich ihr näher kommen konnte.« Fassungslos sah mich meine Mutter an. Diese Seite von mir kannte sie nicht. Sonst war ich immer der brave Sohn oder der seriöse Geschäftsmann, doch diese Situation hatte alles geändert.
»Denk nicht falsch Mamá. Ich wollte nicht mit ihren Gefühlen spielen, ich habe mich ehrlich in sie verliebt. Wie könnte man auch nicht. Chelsea ist eine liebenswürdige Person und verdient es nicht, so behandelt zu werden.«
Ich schloss meine Augen und rieb mir die Nasenwurzel. Ich hatte eindeutig Mist gebaut.
»Guapo, gib nicht dir die Schuld daran. Wenn Amor seine Finger im Spiel hat, kann niemand auf der ganzen Welt irgendetwas dagegen tun. Du kennst die Geschichte von deinem Vater und mir. Selbst jetzt nach 32 Jahren sind wir noch so verliebt, wie bei unserer ersten Verabredung. Wir haben uns gegen unsere Familien entschieden, nur damit wir zusammen sein konnten. Tu padre y yo, wir lieben dich und werden immer hinter dir stehen. Nur triff deine Entscheidung so schnell wie möglich. Das Mädchen wird nicht immer auf dich warten und die Gäste müssen auch noch informiert werden.« Mamá stand auf und drückte mir einen feuchten Schmatzer auf die Wange. »Te quiero. Aber das nächste Mal sprichst du früher mit mir.«
Milan lehnte mit verschränkten Armen am Türrahmen und blickte mich aufmerksam an. »Wieso wolltest du, dass ich mich für dich ausgebe?« Er stiess sich von der Tür ab und setzte sich auf den Platz auf welchem meine Mutter vorhin noch gesessen hatte. Ich dachte stark nach. Genau sagen, wieso ich dies wollte, konnte ich nicht, vermutlich wollte ich diese Schönheit einfach kennenlernen, ohne Risiko, dass sie mich nur als ihren Kunden sehen würde.
»Ich wollte sie kennenlernen, ohne Einschränkungen wegen Alessia. Ich wollte sie zum Essen ausführen und mit ihr am Strand spazieren gehen. Doch das hätte sie nie zugelassen wenn sie gewusst hätte, dass ich heiraten würde.«
»Hattest du bei der Begegnung oder bei unserem Gespräch jemals den Hintergedanken mit ihr ins Bett zu steigen, weil es dich gereizt hat, so kurz vor der Hochzeit noch einmal etwas mit einer anderen hübschen Frau anzufangen?«
Gott nein, definitiv nicht. So einer war ich im Leben nicht. »Nein. Ich kann nicht sagen dass ich Alessia nicht mit ihr betrogen habe, aber ich wollte immer mehr als das.«
Einige Zeit war Milan still.
»Erinnerst du dich noch daran, als du völlig fertig zu mir gekommen bist weil du dachtest Chelsea hätte einen Sohn? Du hast dich aufgeregt, dass es nicht deiner war. Du wolltest den Vater bewusstlos prügeln, weil du vermutet hast, dass dieser sich nicht um den Kleinen kümmern würde. Du hast dich sogar darüber informiert, wie es bei einer Adoption zu und her gehen würde. Hättest du so etwas jemals für Alessia getan?«
Jetzt wo ich hörte, wie ich reagiert hatte, als ich James das erste Mal sah, schämte ich mich. Es war lächerlich wie ich mich verhalten hatte. Adoption und alles, ziemlich übertrieben, fand ich im Nachhinein.
Und nein, für Alessia hätte und würde ich dies nie in meinem Leben tun.
»Du kennst die Antwort darauf, Thiago. Worauf wartest du also noch? Klär das mit Alessia und schnapp dir das Mädchen deiner Träume.«

Wedding Plans - Als der Bräutigam zum Trauzeugen wurdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt