Kapitel 4

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 »Wie geht es James?«, erkundigte ich mich bei Tiffany nach meinem Patensohn.
»Es geht ihm wieder gut. Die meisten Kinder aus seiner Kinderkrippe hatten einen Magen-Darm-Virus.« Tiffany rieb sich durch die Augen und verschmierte dabei ihre Wimperntusche.
»Du dagegen scheinst mir aber nicht wirklich fit zu sein«, bemerkte ich.
»Ich bin nur ein wenig müde. Louis hat die ganze Nacht geschnarcht.«
»Siehst du, das ist der gute Grund, wieso ich keinen Partner habe«, lachte ich.
»Das ist nun wirklich keine gute Ausrede dafür, dass du die Typen abschreckst..«
»Ich schrecke die Typen nicht ab«, murmelte ich beleidigt.
»Ach nein? Wen den nicht?«
»Milan Pérez.«
»Was läuft denn da nun eigentlich zwischen euch? Wie war das Date?« »Es war immer noch kein Date. Und es war gut.«
»Wenn du so viel erzählst fühlt es sich beinahe so an, als ob ich selbst dabei gewesen wäre«, sagte Tiffany sarkastisch.
»Ha-Ha. Sehr lustig.«
»Jetzt erzähl doch mal! Ist es so schlecht gewesen?«
»Er wollte mit mir baden gehen.«
»Ja, und? Hast du es getan?«, fragte Tiffany neugierig.
»Nein? Natürlich nicht. Er ist noch immer mehr oder weniger ein Kunde und ich werde mich bestimmt nicht vor ihm ausziehen. Ich hatte ja noch nicht mal Badekleidung dabei.«
»Er hat dich ja nicht gezwungen, oder?«, fagte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue.
»Nein, aber trotzdem war er ganz schön hartnäckig. Ein wenig zu hartnäckig.«
»Hast du ihm das gesagt?«
»Naja, ich denke meine Reaktion hat es deutlich genug gezeigt.«
»Solange er ein ‚nein' akzeptieren kann...«
»So ist es mir aber ehrlich gesagt nicht vorgekommen.«
»Er ist ein Mann...«
»Ach was, glaub mir das ist mir auch schon aufgefallen. Ehrlich gesagt bin ich mir mittlerweile so sicher, dass er mich nur flachlegen will, dass ich ihn in Zukunft einfach ignorieren werde. Ich schätze, das ist besser für mich und meine Gefühle.«

»Wieso hast du Angst um deine Gefühle? Ich dachte du findest diesen Mann unmöglich?«
»Tu ich auch. Aber die Möglichkeit besteht immer, nicht wahr?«
»Ja, das kann ich bestätigen.«
»Eben. Und deshalb werde ich ihm, so gut es geht, aus dem Weg gehen.«
»Das könnte schwierig werden, denn immerhin hast du heute ein Termin mit Thiago.«
»Warst du an meinem Terminkalender?«, fragte ich misstrauisch.
»Nein, du hast ihn gestern Morgen offen in der Küche liegen lassen.«
»Also warst du doch an meinem Terminkalender. Tiffany Knight, man schnüffelt nicht einfach in den Sachen anderer.«
»Naja, wie auch immer. Ich muss jetzt mit der Planung einer Dinner-Party beginnen. Vielleicht sollten wir unser Angebot auf ein Catering erweitern.«
»Dafür braucht man Geld. Und darüber verfügen wir nicht wirklich.«
»Ja schon, aber mit einem Catering verdient man auch.«
»Und erst brauchen wir Geld, um ein Catering aufzuziehen. Wir können es uns nicht leisten, einen Kredit aufzunehmen. Das könnten wir nie und nimmer abzahlen. Ich will nicht riskieren, dass die Bank unser Unternehmen schliessen muss. Erst sollten wir mit den jetzigen Ausgaben und Einnahmen zu recht kommen. Denn damit haben wir offensichtlich Mühe.«
»Lass uns ein andermal darüber diskutieren. Wir sollten so oder so unsere Ausgaben überarbeiten.«
»Dieser Ansicht bin ich auch«, nickte ich und verschwand dann in mein Büro.


Den Morgen verbrachte ich hauptsächlich mit der Organisation der Geburtstagsparty von Mrs. McLearys Tochter. Es war ein Leichtes, einen geeigneten Raum dafür zu finden. Später fuhr ich mit der Dekoration zu dem kleinen Strandhaus ganz in der Nähe der Pérez Enterprises. Ich hängte mit der Hilfe von Mana, einer Mitarbeiterin, die Girlanden auf. Zusammen trugen wir zwei Tische für die Snacks und das Essen herein. Die Party würde Morgen stattfinden.
Ich blickte auf die Uhr.
»Schon halb Zwei«, entfuhr es mir. »Ich sollte mich schnellstens auf den Weg machen. Die Pérez Hochzeit«, klärte ich Mana auf.

»Ach so«, nickte Mana verständnisvoll. »Ich werde den Rest hier schon schaffen«, versicherte sie mir.
»Viel musst du ja nicht mehr erledigen. Man sollte vielleicht nochmals mit einem feuchten Lappen über die Fenster wischen und beginnen, den Tisch zu decken. Das Besteck und die Teller mit den Märchenaufdrücken liegen in der Box«, sagte ich und deutete auf eine schwarze Box in der Ecke des Raumes.
Als ich das Strandhaus verliess, hörte ich das Rauschen des Meeres. Plötzlich hatte ich den Drang, mich auszuziehen und in die Fluten zu springen. Das hatte mir in letzter Zeit doch ein wenig gefehlt. Ich blickte nochmals auf die Uhr und seufzte. Dieses Vorhaben musste ich wohl auf ein andermal verschieben. Einen wichtigen Kunden wie Thiago Pérez konnte ich unmöglich warten lassen.
Also stieg ich in den Wagen und fuhr zu Pérez Enterprises, welche nur wenige Minuten entfernt lag.

Wedding Plans - Als der Bräutigam zum Trauzeugen wurdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt