Wedding Plans - Als der Bräutigam zum Trauzeugen wurde

Kapitel 8

»Mr. Pérez gut das ich Sie erreiche«, sprach ich ins Telefon nachdem Thiago Pérez den Anruf angenommen hatte. »Ich habe vorhin eine Mail aus dem Iolani Palace bekommen. Sie haben unseren Termin vorverlegt. Wir könnten, nein wir müssen heute um 13 Uhr zur Besichtigung vorbeikommen.« Mit dem Hörer zwischen Schulter und Ohr eingeklemmt tackerte ich einige Blätter über das Iolani Palace zusammen. »Ihnen auch einen guten Tag Miss Gallagher. Ich bin geschäftlich gerade in Waialua und komme hier vor morgen Mittag nicht weg. Aber ich denke, meine Verlobte könnte sich ein Treffen mit Ihnen einrichten.«

Eineinhalb Stunden später parkte ich mein Auto auf einem Parkplatz in der Nähe des Palastes. Momentan waren noch einige Autos auf dem Parkplatz des Iolani Palaces zu sehen und wenn ich der Parkuhr trauen konnte würde der Palace in fünf Minuten schliessen. Dann würde ich meine Mandantin das erste Mal treffen.
Ich betrat die Grand Hall und war überwältigt von der Innenarchitektur. Alles sah aus wie ein Traum. Dies würde meine erste Hochzeit im Iolani Palace sein, hauptsächlich weil die meisten ein zu tiefes Budget hatten um sich einen Anlass hier leisten zu können. Vor einem Regal mit Prospekten über weitere Sehenswürdigkeiten stand einen junge Frau mit langem, dunklem Haar, welches sie in einem eleganten Pferdeschwanz hochgesteckt hatte.
»Miss Rodriguez?«, sprach ich sie an. Besagte Person drehte sich um und strahlte mich an.
»Oh. Ich habe Sie nicht kommen hören. Sie sind dann wohl Miss Gallagher unsere Hochzeitsplanerin. Freut mich«, sagte sie freundlich und streckte ihre Hand aus, während sie auf mich zu kam. Ihr Lächeln schwand keine Sekunde lang, aber zugegebenermassen wirkte es nicht wirklich echt. Ihr Gesicht war unter Make-Up versteckt, ihre Lippen leicht aufgespritzt und die Nase definitiv gemacht erkannte ich, als sie näher kann. Als ihre Hand meine umschloss und sie schüttelte, sah ich im Augenwinkel wie sich ihre Brüste kein Stück bewegt hatten. An dieser Frau schien nichts echt zu sein. »Freut mich ebenfalls«, lächelte ich zurück und bemühte mich, mir nicht anmerken zu lassen, wie unsympathisch ich sie auf anhieb fand. In meinen Augen passte sie relativ gut zu Thiago Pérez, denn er schien ebenso falsch zu sein wie sie.
Die zukünftige Ehefrau von Thiago schaute mich abwartend an. »Könnten wir die Führung nun beginnen?«, fragte sie mich ungeduldig, dabei verlor sie ihr Lächeln keine Sekunde.
»Natürlich, die letzten Besucher verlassen gerade das Gelände. Ich warte nur noch auf die Schlüssel für bestimmte Räume.« Ich musste nicht erwähnen das ich sie nicht mochte oder?

»In den letzten Meetings habe ich mit Ihrem Verlobten über Ihre Vorstellungen und Wünsche geredet. Das war teilweise recht schwer, deshalb wäre ich froh wenn wir nachher schnell einige Informationen durchgehen könnten und Sie mir dann sagen ob das soweit stimmt.«
Alessia Rodriguez nickte und deutete auf eine Bank im Freien. »Wollen wir uns dort setzten?«, fragte sie aber wartete meine Antwort gar nicht ab. Ich setzte mich zu ihr auf die Bank und blätterte in meinen Unterlagen. »Nicken Sie bitte überall wo die Informationen stimmen und falls nicht, korrigieren Sie mich bitte direkt.«

»Und zu guter Letzt, Sie wünschen einen Stehcocktailempfang vor der Trauung und ein Festmahl danach.« Ein letztes Mal nickte Alessia Rodriguez. »Gut. Demnach war beinahe alles Richtig. Wenn Sie wünschen zeige ich Ihnen nun die Räumlichkeiten.« Anstelle der Trauung am Strand wollte Miss Rodriguez diese nun auch hier im Iolani Palace durchführen. Sonst hatte sich nicht geändert. Ich erhob mich, lief den Weg zurück zur Grand Hall und dann durch einen Gang zum Krönungsrasen.
»Hier geht es zum Krönungsrasen. Die Kapazität beträgt circa 1000 Personen sitzend oder etwa 4000 Personen stehend. Hier könnte man den Stehcocktailempfang durchführen zu welchem Sie ja auch anwesend sein wollen.« Ich lief über das Gras und spürte, wie ich mit meinen Absätzen teilweise in der Wiese stecken blieb. Na toll, meine Lieblingsschuhe waren jetzt voller Erde.

»Hier drüben hätte man Platz für die Anordnung der Stühle. In der Mitte könnten wir einen Teppich legen auf welchem Sie dann auf den Pavillon zu gehen können. Falls Ihnen der Steinweg auf der anderen Seite des Pavillons aber besser gefällt, könnten wir das ganze auch auf der anderen Seite aufstellen.«
Miss Rodriguez sah mich erstaunt an. Vermutlich hatte Sie nicht damit gerechnet, dass ich Ihren Geschmack so genau treffen und mit der Planung Ihren Mädchentraum in Erfüllung gehen lassen würde. »Die Idee mit dem Teppich gefällt mir sehr gut. Nur, wie stellen Sie sich die Dekoration des Pavillons vor?«, fragte Sie mich und schritt darauf zu.
»Hierzu habe ich mir nur flüchtig Gedanken gemacht. Ich könnte mir allerdings gut vorstellen den Pavillon mit Blumenkränzen zu schmücken. Dezent um das Gelände des Pavillons und prächtig bei der Treppe und um den Torbogen. Die Wappen können wir selbstverständlich auch mit Blumen bedecken falls Sie dies wünschen.« Ich hatte ihren abfälligen Blick auf die Wappen bemerkt, welche oben am Pavillon angebracht waren. Wenn ich ehrlich sein sollte, gefielen mir diese Wappen auch nicht wirklich.

»Das wäre wunderbar. Ich kann mir schon vorstellen wie ich in meinem Brautkleid über den Teppich schreite und Thiago im Pavillon auf mich wartet. Ach, das wird traumhaft schön werden«, verträumt blickte sie dem Pavillon entgegen und lächelte.
Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass wir nicht mehr ganz so viel Zeit hatten wie wir benötigen würden. »Miss Rodriguez. Wir sind leider ein bisschen in Zeitverzug. Wenn wir noch schnell die anderen beiden Räume anschauen könnten, hätten wir alles Wichtige geschafft.«

»Das der Trauung anschliessende Essen würde dann im State Dining Room stattfinden. Von da aus kann man direkt zum Throne Room hinübergehen, wo sie Ihren Hochzeitstanz vorführen werden. Wie ich von meiner Kontaktperson erfahren habe, haben Sie und Mr. Pérez letzte Woche Ihre erste Tanzstunde genommen?«, fragte ich sicherheitshalber nach. Immer mehr Paare entschlossen sich gegen einen Hochzeitstanz.
»Ja. Ihr Vorschlag für die Tanzschule war wunderbar. Ich habe selten so schöne Männer tanzen sehen. Und natürlich unsere Tanzchoreografin, sie ist äusserst talentiert.«

Alessia Rodriguez Wünsche zur Dekoration waren, wie alles an dieser Hochzeit, teuer.
Der Blumenkranz um den Pavillon sollte ausschliesslich aus weissen und rosafarbenen Rosen bestehen. Und im State Dining Room wollte sie an jedem Tisch kleine rosafarbenen Orchideen stehen haben und auf dem Getränkebuffet weisse.
Im Ballsaal wollte sie kleine Diamanten als Dekoration. Sie wollte kleine, dünne Seile mit Diamanten versehen und diese dann an der Decke befestigen. Diese sollten genau so lang sein, dass sie kurz über den Köpfen der Gäste aufhören würden.
Ich hoffte für Thiago Pérez, dass er keinen Herzinfarkt bekam wenn er die Offerte der gesamten Hochzeit las.
Immerhin hatte sie sich beim Menü zurückgehalten. Anders als ich erwartet hatte, griff sie auf traditionelle spanische Gerichte zurück. Sie bestand auf ein Sechs-Gänge-Menü, welches typisch Spezialitäten wie ein Gazpacho, Pulpo a la Gallega und Flamenquin enthielt. Für die hawaiianischen Gäste auf dieser Hochzeit wird das ein kulinarisches Erlebnis werden.


»Vielen Dank für Ihre Hilfe. Sie glauben mir nicht wie ich mich auf meine Hochzeit freue.« Alessia Rodriguez schüttelte meine Hand und stieg auf die Rückbank eines silbernen SUVs.
»Es freut mich das zu hören. Auf Wiedersehen Miss Rodriguez. Ich melde mich in den nächsten Tagen noch einmal bei Ihnen oder Ihrem Verlobten.«
Und weg war die Frau, welche vom Aussehen und vom Charakter perfekt zu Thiago Pérez passte.