6 - Pause

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Manus PoV

Mochte ich Palle wirklich so sehr wie ich dachte?
Oder war es nur Einbildung?
Wollte ich es nur ausprobieren?

Ich hatte Angst, dass diese Vermutungen der Wahrheit entsprechen könnten, doch hatte ich auch Angst, dass sie ich nicht taten.

Ich war gerade eben noch bei Palle, habe am heutigen Tag seine Lippen so oft auf meinen gespürt, dass ich immer noch irgendwie seine Lippen spüren konnte. Dennoch wusste ich es nichts.

Wieso wollte ich es also jetzt nicht mehr?
Wieso wollte ich ihn jetzt nicht mehr?

Oder wollte ich ihn?

Ich schob diese Unsicherheit auf mein Misstrauen Menschen gegenüber. Und das alles wegen ihm.

Verwirrt, dank meinen Gedanken, kuschelte ich mich in mein Bett ein und fiel in einen tiefen Schlaf.
-
Durch den Ton meines Weckers wachte ich erschrocken auf. Nach wenigen Minuten raffte ich mich auf und schlenderte ins Bad. Ich führte meine alltägliche Routine durch, die Duschen, Zähne putzen und Anziehen beinhaltete. Anschließend lief ich in die Küche und machte mir eine Schüssel mit Cornflakes, wie jeden Tag.

Alles war wie jeder Tag, außer das ich auf irgendeiner Art und Weise Angst hatte, in die Schule zu gehen.
Angst davor, was ich machen sollte. Angst davor, was ich sagen sollte.

Sollte ich besser nichts machen?

Aber was heißt schon "nichts"?
Ihn ignorieren?
Das gleiche machen wie gestern?

Was wollte ich denn?
Ich wusste es nicht.
Es war egal, wie sehr ich mich anstrengte darauf eine Antwort zu kriegen, ich wusste es einfach nicht.

Mit tausenden Gedanken, stapfte ich in meine Schuhe rein, atmete tief ein und aus, machte die Tür auf und ging aus dieser raus.
Ich war etwas spät dran, weswegen meine Bahn ziemlich genau dann ankam als ich es tat.

Nach gefühlten Stunden, die ich damit verbrachte nachzudenken, blieb die Bahn an der Haltestelle an, bei der ich aussteigen musste und dies tat ich auch.

Mit gesenktem Kopf lief ich durch den großen Vorhof um zu dem Zimmer zukommen, in dem ich jetzt Unterricht hatte.

Ich wollte ihn gestern doch noch.
Wie zur Hölle kann es sich von Sekunde auf Sekunde so stark ändern?
Besser gesagt; wie kann ich mich selber so stark verunsichern?
Ich hatte einfach Angst. Angst davor, mich in einem Menschen so zu täuschen wie ich es damals getan hatte.

Als ich reinkam sah ich sofort Palle, wie er mit seinen, beziehungsweise unseren, Freunden redete und er erblickte mich genauso schnell wie ich ihn. Als sich unsere Blicke sich trafen lächelte er, doch war mein Gesicht wie gelähmt und somit verschwand auch sein Lächeln.

Ich konnte ihn nicht ignorieren, denn wenn ich es getan hätte, würde er mich ansprechen und nicht locker lassen; das wusste ich.

Bei ihnen angekommen, begrüßte ich sie und alle taten es mir gleich. Auch Palle.

Palle sah irgendwie etwas müde und blass aus.

Die ersten beiden Stunden verliefen normal, nur dass ich mich auf den Unterricht konzentriert hatte und nicht auf meine Gedanken.

Mit dem Klingeln, die zeigte, dass nun Pause war, kamen meine Sorgen wieder.

Sollte ich hier bleiben oder schnell weggehen?

What if? Kürbistumor.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt