8 - Unterdrückte Tränen

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Manus PoV

"Was auch immer; wieso bist du so sauer auf Jule, wenn du ja nicht der warst, der mich geküsst hat?", flüsterte er.

Ich sagte darauf nichts und der Junge neben mir zuckte nur provokant seine Schultern, worauf ich ausschnaubte.

"Und?", hakte er nach.

"Weil Jule- weil-", ich atmete aus und fuhr fort. "Weil Jule dieses typisch-klischeehafte Mädchen ist, welches jeden, außer ihre tollen Freundinnen und diesen einen Jungen, hasst."

"Du hast zu viele Filme gesehen", stellte Palle fest und wandte sich mir, und damit auch der Konversation, ab.

"Ich bin übrigens fertig mit de-", weiter kam ich nicht, da meine Lehrerin anfing zu sprechen.

"Das wars dann für heute. Spätestens in der nächsten Stunde sollten alle mit den Plakaten anfangen."

Patrick stellte sich hastig hin und lief zu seinem Platz, ich schaute ihm stumm hinterher.

"Haben du und Palle Stress?", fragte mich Max.

"Wie man's nennen will", nuschelte ich so leise, dass Max es nicht verstand und noch einmal nachfragte.

"Ich hab' keine Ahnung", zischte ich.

Ich hatte echt keine Ahnung.
Ich wusste nicht, ob wir Streit hatten.
Ich wusste nicht einmal was wir überhaupt hatten, wenn wir überhaupt noch etwas hatten. Vielleicht war da noch ein Hauch von Freundschaft, aber auch nur vielleicht.

Die letzten Stunden vergingen normal. Wie sie auch am Montag schon verliefen. Stille zwischen mir und Patrick.

Während diesem Gedanken, bemerkte ich erst wie unfassbar langsam die Zeit umgeht.

Es fühlte sich an, als wäre ich an dieser Schule schon ewig, als kannte ich Palle schon ewig, obwohl es nur 1 1/2 Wochen waren.

Nachdem es zum Schulschluss klingelte, eilte ich schnell zur Bahn, da ich niemanden sehen wollte.

In der Bahn steckte ich mir meine Kopfhörer rein, machte Musik an und schaute aus dem Fenster.
Ich sah einen Mann, vielleicht 50, der eine Frau schubste. Vielleicht sah es einfach nur schlimmer aus, als es war, dennoch breitete sich auf meinem gesamten Körper Gänsehaut aus.

Der Mann erinnerte mich an ihn.
An den Mann, den ich verabscheute, vor dem ich höllische Angst hatte.
Der Mann, der alles Vertrauen in mir zerstörte. Zu allem und jedem. Der Mann, der mir das nahm, was mir am wichtigsten war.

Ich merkte, wie ich zitterte, während ich versuchte das Szenario, welches sich in meinem Kopf abspielte, so gut wie ich nur konnte zu verdrängen und schaffte es in dem Moment als ich realisierte, dass ich aussteigen musste. Ich hastete nach draußen und lief den restlichen Weg.

Ich atmete tief ein und aus bevor ich die Tür öffnete.

"Hallo?", rief jemand aus dem Wohnzimmer. Ich erkannt die Stimme sofort, da es die Stimme von meinem Vater war.

Ich lief langsam zum Wohnzimmer. Er hätte bei der Arbeit sein sollen, weshalb ich schon wusste, was mich erwarten wird, dennoch hatte ich Hoffnung. Hoffnung, dass ich falsch lag. Doch war dies nicht der Fall.

What if? Kürbistumor.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt