Astrids Sicht
Etwas Warmes kitzelte mein Gesicht. Genervt öffnete ich mein linkes Auge, um den Übeltäter auszumachen. Wie erwartet schien die Sonne freudestrahlend in meine Hütte hinein. Oh Thor! Mit einem tiefen Brummen drehte ich mich auf die Schattenseite meines Bettes und schlief lächelnd wieder ein, bis plötzlich Hicks' Gesicht in meinen Traum aufblitze.
Abrupt riss ich meine Augen auf und schreckte hoch. Wir wollten doch früh losfliegen und Hicks retten, machte sich der Gedanke in meinen Kopf breit und rollte mich mit viel Schwung aus die warmen Yackfelle heraus. Ohne großes hin und her, mir war inzwischen klar, dass ich zu spät dran bin, zog ich meine Rüstung an und flechtete mir zügig meinen alltäglichen Zopf. Vom akzeptablen Ergebnis nickend rannte ich mit meiner geliebten Streitaxt zur Tür heraus.
Bevor ich mich auf Sturmpfeil heraufschwingen konnte, machte ich wenige Schritte später halt, als einige Wikinger vor mir zum Stehen kamen. Die anderen sahen mich leicht vorwurfsvoll an, worauf meine Wangen zu einem zarten Rosa wichen."Entschuldigung, Leute. Ich habe wohl verschlafen", entschuldigte ich mich den Ausmaß meines Fehlers wissend und stieg auf meinen Drachen auf.
"Nun ja, man kann daran jetzt auch nichts mehr ändern", begann Fischbein in einem recht milden Ton. "Zumindest sind wir jetzt endlich alle da und können losfliegen!"
Der kräftige Wikinger erhob sich mit seinem Gronkel in die Lüfte und wir taten es ihm gleich. An Fischbein und seiner Anführerrolle werde ich mich nie gewöhnen, kam mir wieder der Gedanke und meine Lippen kräuselten sich zu einem leichten Schmunzeln.
"Lasst uns unseren Anführer retten!", rief Rotzbacke voller Elan und beschleunigte ungemein.
Jubelnd taten wir es ihm gleich und richteten uns im schnellsten Tempo dem Kurs Nordnordost zu, welchen Fischbein vorher mittels Hicks' Aufzeichnungen berechnet hatte.
Ein letztes Mal drehte ich mich um und musterte das immer kleiner werdende Berk. Die Sonne begann langsam über das gesamte Dorf zu erstrahlen und einige Dorfbewohner machten sich schon fleißig an die Arbeit. Mein Blick huschte zu Gothis Hütte herüber, neben welcher Ohnezhan saß und uns mit seinen Augen sehnsüchtig verfolgte. Hätten wir ihn vielleicht doch mitnehmen sollen?, überlegte ich kurz. Er müsste von uns allen am meisten leiden. Sein bester Freund, der sein Leben änderte, richtete und nun ebnete, würde bald nicht mehr unter uns weilen, falls wir nicht erfolgreich sein würden. Ich umschloss meine Hand zur Faust und schluckte schwer. Neben Ohnezahn stand Haudrauf, welcher uns ebenfalls hinterhersah und den Drachen neben sich streichelte."Wir werden Hicks retten!", murmelte ich zu mir selbst. "Komme was wolle!!"
Ohne Widerworte drehten sich die anderen Drachenreiter wieder nach vorne und wir flogen stumm weiter. Weiter zu Viggo, dem Mann der an all dem Schuld war.
Ohnezahns SichtAls ich die anderen nicht mehr erkennen konnte, lief ich zügig zu Hicks und schnupperte kurz an seiner Hand. Keine Veränderung, schlussfolgerte ich. Missmutig ließ ich mich neben seiner Liege fallen und rollte mich leicht zusammen. Meine Augen verfolgten für eine gewisse Zeit Hicks' Vater, bis dieser seufzend die Treppen ins Dorf hinunter ging.
Ich vermisse ihn so sehr, kam mir zum zigsten Mal der Gedanke und ich gurrte traurig. Seinen Geruch.
Seine Bewegungen.
Seine leuchtenden Augen.
Sein Lachen.
Die unzähligen Flüge zusammen und unsere gegenseitigen Späße. Das alles hat keinen Bestand mehr. Es wäre nicht so zermürbend, wenn man wüsste, dass es bald wieder anders sein würde, wieder so wie früher. Aber das ist nicht der Fall! Nicht einmal Fischbein, noch die Heilerin konnten mit Sicherheit sagen, ob wieder alles gut werden würde.
Ich schloss wehmütig meine Augenlider. Die anderen machten sich ohne uns auf Erkundungstour, um die letzte Zutat für Hicks zu besorgen. Ich wäre niemals mitgekommen. Nicht ohne meinen besten Freund, dachte ich nach. Hoffentlich schaffen sie es alleine...
Elegant legte ich meine Schwanzflosse vor mein Gesicht ab und begutachtete die Vorrichtung, welche Hicks nur für mich erfunden hatte. Obwohl ich dies für immer tragen muss, bin ich glücklich. So würde ich immer zusammen mit meinem besten Freund fliegen. Für immer... Ich knurrte leise auf, als ich den von Hicks eigenständig bemalten Nachtschatten auf der ledernen Flosse ansah. Falls sie es nicht schaffen und mit leeren Hände zurückkehren sollten, dann..DANN WERDE ICH JEDEN EINZELNEN VON IHNEN EINE LEKTION ERTEILEN UND IM ANSCHLUSS EIGENSTÄNDIG ZU VIGGO FLIEGEN. ICH WERDE IHM DAS GEBEN, WAS ER VERDIENT HAT UND DABEI SEINE INSEL VERNICHTEN!!
Plötzlich wälzte sich mein bester Freund auf der Liege herum und keuchte schwach. Sofort erhob ich mich und legte schützend meinen Kopf auf seinen Körper. Wenn es wirklich so kommen sollte, würde es Hicks auch nicht mehr retten, dachte ich niedergeschlagen. Als ich mir sicher war, dass es ihm gut ging, entspannte ich mich ein wenig und schloss meine schweren Augenlider. Sollte Hicks gerettet werden, braucht mich mein bester Freund topfit..damit wir ein für alle Male das Kapitel Viggo beenden können.~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
829 Wörter
Tut mir echt leid, dass ihr so lange auf ein neues Kapitel warten musstet.
Trotzdem hoffe ich, dass es euch gefallen hat. ;)LinaLilienbluete 😘
DU LIEST GERADE
Dragons, ein neuer Kampf beginnt
FanficDer ewige Kampf um das Drachenauge findet kein Ende. Pausenlos bekämpfen sich Drachenreiter und -jäger, suchen eine gegnerische Schwachstelle nach der anderen und begeben sich immer weiter in Richtung Abgrund. Hicks und seine Freunde kamen nach eine...