Vergeltung

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„Zieste hast du den Plan verstanden? Das Endziel ist, die gesamte Stadt und ein Teil des Umlandes zu überfluten und versinken zu lassen. Der Beste Punkt dafür ist die Insel in der Mitte der Stadt mit dem Palast darauf. Von dort aus kann ich das Meer beschwören. Deine Aufgabe ist es dann die Brücken einstürzen zu lassen und die Soldaten zu beschäftigen, einerseits schon vorher, damit ich dahin kann. Andererseits aber auch, damit ich nicht gestört werde."

„Ok, mache ich. Aber wie kommen wir aus der Stadt, wenn wir die Brücken der Insel zerstören und in der Falle sitzen?"

„Ich werde auf der Insel sein, du nicht. Du wirst, wenn du einen schwarz-blauen Blitz siehst, aus der Stadt rennen. Ich habe ja Flügel und kann einfach über die Wellen fliegen."

„Ja klingt vernünftig... Aber da sind so viele Wachen... Ich weiß nicht, ob ich das schaffe, die alle zu besiegen."

„Du schaffst das schon. Überziehe die gesamte Stadt doch einfach mit Dornenranken und lass die die Drecksarbeit für dich machen."

„Ja wieder wahr. Warum machen wir das eigentlich? Was haben die Menschen dir angetan?"

„Das erzähle ich dir, wenn wir hier fertig sind.", damit drehte sich Morgana um und sie betraten die Stadt. Perfekt getarnt als einfache Bauersfrauen. Niemand würde Verdacht schöpfen. Sie trennten sich: Morgana ging zu der Insel, während die dunkle Dryade zum großen Marktplatz ging. Morgana wechselte nun ihre Tarnung: Sie hatte jetzt das Aussehen einer bedeutenden Adligen. Sie musste schließlich in den Palast. Sie kam schnell voran und wurde sogleich eingelassen. Den höchsten Turm hatte sie schnell gefunden und stand auch sogleich auf dessen Dach.

Jetzt war Zieste an der Reihe.

Diese Stadt war wirklich groß, überall Menschen und Märkte, kaum Pflanzen oder Bäume. Wie konnte man so fern der Natur leben? Doch Zieste durfte den Auftrag nicht vergessen. Da war er der Marktplatz, ihr Anfangsort. Sich durch die Menschenmassen bahnend blickte sie sich um. Die Stände waren überfüllt mit halb verfaulten Speisen und billigen Tuchwaren. Dieses Vertel war von Bettlern bevölkert. Überall sah sie Männer und Frauen in verschlissenen Kleidern. Das andere Gesicht Andoriens. Arme Menschen die nicht einmal das nötigste besaßen. Doch es konnte ihr egal sein. Menschen waren alle gleich und ihr Auftrag war wichtiger. Deshalb suchte sie sich eine dunkle Ecke und ließ ihre Dornenranken wachsen. Erst waren sie ganz klein, dann verteilten sie sich immer weiter und nach einer gefühlten Ewigkeit war es endlich fertig. Die Ranke war dick genug und wuchs schnell von selbst. Immer dicker und dunkelgrüner wurde sie. Große Dornen zierten sie. Bald fingen erste Menschen an zu schreien und sie musste lächeln. Ja schreit nur, doch dies kann euch auch nicht retten, jetzt ist Erntezeit!

Die Dornen hatten schon etliche Häuser umwickelt und breiteten sich immer weiter aus. Schon einige Menschen waren darin gefesselt und erstickten oder wurden von den Dornen erstochen. „Zieste was für ein Meisterwerk, du hast dich wahrlich übertroffen", dachte sie und ihr grinsen wurde noch diabolischer. Sie suchte den nächsten Platz auf und ließ wieder Ranken wachsen. Die ganze Stadt war in Ranken gefesselt, viele Menschen erstochen von Dornen und dort verblutend. Doch in Anbetracht dessen, was Morgana mit dieser Stadt vorhatte, wirkte das hier wie ein nettes Vorspiel.

Endlich! Morgana konnte Ranken erblicken und Schreie hören. Die Soldaten rannten über die Brücken und versuchten die Ranken zu beseitigen. Mit ihren Schwertern beabsichtigten sie die Pflanzen zu zerschneiden. Doch Zieste stieß einen Schrei aus, schloss die Augen und die Dornen erwachten zum Leben. Die Soldaten wurden in ihrer Überraschung von den Steinen geworfen.

Schreie, Schreie... Musik in ihren Ohren... ein diabolisches Grinsen zeichnete sich auf ihren Lippen ab. Morgana hingegen stand auf dem höchsten Turm und beobachtete das Ableben der Menschen. Das war das Signal, sie richtete sich auf. Ihre Zeit war gekommen. Sie sprach uralte Zauberformeln, die die Welt schon längst vergessen hatte und ursprünglich nie wieder hören sollte, und erhob ihre Finger zum Himmel. Blitze zuckten zwischen den Wolken und ihren Fingerspitzen, sie wurden immer schwärzer...Donnergrollen war zu hören. Die ganze Stadt wurde von einem dunklen Schleier bedeckt. Es wurde immer schwärzer. Die Ranken brachten die ersten Häuser zum Einstürzen. Todesschreie. Sie wurde entdeckt. Ein Schütze zielte auf sie, doch ihn traf der Blitz. Immer mehr schützen kamen. Zieste war auf dem Weg zu den Brücken, um sie abzureißen. Doch sie erblickte Morgana und die zahlreichen Angreifer, die versuchten sie zu töten. Anstatt die Brücken zu zerstören, beschwor sie eine Pflanze, die die Mauern des Palastes einstürzen ließ. Der schwarz-blaue Blitz. Morgana fiel in die Tiefe...

Zieste fing sie auf und mit ihren floralen Kräften überwunden sie die Stadtmauern noch vor der Flutwelle. Diese rauschte mit lautem Getose und begleitet von einem Beben in die Stadt. Die Ranken, die sie vormals fest im Griff hielt wurden weggeschwemmt und die Gebäude gleich mit. Der Palast, oder vielmehr die Reste davon, stürzten nun ein. Die gesamte Bevölkerung wurde in den Fluten begraben. Seit diesem Tag existiert Portu nicht mehr. Das gesamte Gebiet, das ehemals bebaut war, lag im Meer. Reste der Türme ragten noch aus dem Wasser.

Nun musste Durbs ein Erfolg werden, viel Glück Cynthea. Morgana und Zieste reisten zurück in den Düsteren Wald. Dann würden sie von dort nach Durbs reisen, wenn es gefallen wäre.

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