Kapitel 4

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Zeitsprung (Zwei Tage später-Dienstag)


Da hat dieser verwöhnte Junge doch tatsächlich sein Versprechen eingehalten. Endlich hatte ich meine Ruhe. Ich band meine Schuhe und ging auf die Eisfläche. Was sollte ich heute tun. Vielleicht den Sprung von vor ein paar Tagen üben, bei dem ich gefallen bin? Nochmal würde ich sicher nicht so blöd stürzen. Aber bei meinem Glück? Fuck it. Ich schloss meine Kopfhörer an und die Musik startete. Doch gerade als ich began zu tanzen, hörte ich das Geräusch der Tür. Das kann doch jetzt nicht wahr sein. Durch die Tür kamen der Mann, der letztens mit Plisetsky hier war, und eine mindestens genauso grimmig drein schauende Frau. Die Frau hatte eine schlanke große Figur, die sie unter einem gelben Mantel versteckte. Ihre schwarzen Haare sie zu einem Dutt zusammengemacht und sie hatte einen etwas zu eingebildeten Blick auf. Die beiden winkten mich zu ihnen an den Rand. Was wollen die denn bitte von mir. Hatte sich dieses kleine Blondchen etwa ausgeheult weil ich nicht ganz freundlich war? Ich nahm meine Kopfhörer aus den Ohren und lief zu den Leuten.

"Ja bitte?" fragte ich mit einem monotonen Gesicht um nicht auszurasten, da es anscheinend Spaß machte mich zu stören. Die Frau machte keine Anstalten mit mir zu sprechen, also wendete ich mich dem Mann zu.

"Ist hier zufällig Yuri? Du weißt schon. Der Junge der dich letztnens angebrüllt hat." er klang etwas gereizt und ließ seinen Blick durch die Halle schweifen. Der schien wohl Plisetsky zu meinen. "Nein." antwortete ich und wollte gerade wieder zurück auf die Eisfläche als sich dann doch die Frau zu Wort meldete. "Hast du zufällig eine Ahnung wo er sein könnte. Er ist heute nicht zum Training aufgetaucht und das tut er sonst nie." Ihre Stimme klang aber in keiner Art besorgt. Sie klang eher wütend mit einem Schimmer von Eitel darin. "Ich bitte dich. Wenn du etwas von ihm hörst , sag es uns." fügte der Mann danach noch etwas freundlicher hinzu.

"Geben Sie mir nen Moment. Ich seh mal was ich tun kann." gab ich zurück und griff nach meinem Handy. Ich ging auf Instagram und suchte nach Hashtags und verschiedensten Fanpages, bis ich schließlich auf der Seite des Junge landete. Jede Menge Selfies und Bilder von einer Katze. Als ich mir den letzten Beitrag ansah, schien er in Japan zu sein. Das wurde vor zehn Minuten gepostet. Ich drehte mich wieder zu dem Mann und zeigte auf mein Display."Ist er das?" fragte ich. Die Dame fing auf einmal an schrecklich laut rum zu brüllen, was mich ein ganzes Stück zurückschrecken ließ. Die beiden verschwanden daraufhin aus dem Gebäude. Verwundert schüttelte ich meinen Kopf um zu verarbeiten, was sich da gerade vor meinen Augen abgespielt hatte. Einmal durchschnaufen und so tun als würde das was alltägliches sein. Gerade wollte ich zurück zum Eislaufen kommen, da hörte ich schon wieder Schritte. Die Gleichen wie vorher um genau zu sein. Die hatten bestimmt nur irgendwas hier vergessen oder so.

Die Dame sah mich mit ihren gift-grünen Augen an. "Du bist doch Mira Smith." fragte sie mich mit harschem Ton. "J-Ja." stotterte ich etwas ängstlich. Man diese Frau macht mir Angst. Und warum starrt sie mich an. Hab ich was verbockt? "Du gehst nach Japan um Yuri wieder zu holen. Wir haben schon mit deinem Vater gesprochen und er hat eingewilligt. Dein Flugzeug geht in knapp einer Stunde." sie redete ohne Punkt und Komma auf mich ein bis sie mich schließlich in ihr Auto schleifte und mich nach Hause fuhr, damit ich meine Sachen packen konnte. Als ich realisierte was geschehen war, saß ich schon im Flieger. Die beiden hatten mir davor ihre Namen und Handynummern aufgeschrieben. Lilia Baranovskaya und Yakov Feltsman. Lilia sagte sie hatte einen Flug gewählt bei dem ich nicht umsteigen musste und desshalb würde ich nur neun Stunden fliegen. Der Flug war langweilig und die ganze Zeit sah ich nur aus dem Fenster und hörte Musik. Es war grässlich. In der Reihe neben mir saß ein kleines Kind ständig nörgelte oder gegen den Sitz trat. Die arme Person die vor diesem Mistkind saß. Mein Handy war an meine Powerbank angeschlossen und die Musik war so laut gedreht, dass sie das Kind übertönte. Nach zwei Stunden war es eingeschlafen und ich dann irgendwann auch. Durch das Ruckeln vom Landen weckte mich auf und ich war heilfroh, nicht mehr hier drin gefangen zu sein. Der Ausstieg ging schnell, da ich mich durch die Menschen dängelte und mein Koffer einer der ersten auf dem Kofferband war.Auf dem Weg nach draußen sah ich mir nochmal das Instagram Profil von Plisetsky an und erfuhr, dass er anscheinend in der Nähe des "Hasetsu Castle" war. Laut Stadtplan soll es hier einen Eisring geben. Die Chancen, dass Yuri dort schon gewesen ist, waren hoch.

Hasetsu war nicht groß und alle Bewohner schienen echt nett zu sein. Trotzdem verdeckte eine Kapuze meine Gesicht und mein Blick war am Boden verankert. Nach einer Weile blieb mein Koffer wohl an einem Stein hängen und kugelte mir fast den Arm aus. Dadurch fiel mein Handy aus der Jackentasche und panisch versuchte ich es davon abzuhalten, mit voller Wucht auf dem Boden zu fallen. Im letzten Moment griff ich mir das Kabel der Kopfhörer und der Fall stopte kurz vor dem Boden. Glück gehabt. Warte mal. Wo zu Hölle war ich hier. Ich befand mich am Rand einer Straße und rechts von mir war das Meer. Schöne Aussicht. "Entschuldigen Sie, könnten Sie mir sagen wo hier der Eisring ist?" fragte ich so höflich wie möglich einen Mann der gerade vorbei lief. "Natürlich, da musst du einfach nur in diese Richtung laufen." sagte er lächelnd und deutete auf eine Treppe am Ende der Straße. Ich bedankte mich und lief etwas schneller. Mein Koffer war klein und daher leicht zu tragen. Bei den Treppen angelangt, schleifte ich mein Gepäck einfach hinter mir her. Aber als ich oben ankam, sah ich eine Horde von Reportern. Im Flugzeug hatte ich mich noch über die Ortschaft schlau gemacht und rausgefunden, dass hier noch ein zweiter berühmter Eisläufer war namens Viktor Nikiforov. Er wollte angeblich Yuuri Katsuki coachen. Durch diese Reporter komme ich nicht durch. Die würden mich nur zerquetschen. Aber hatte nicht jede Eishalle einen Hinterausgang? Nachdem ich auf die andere Seite des Gebäudes gegangen war, sah ich tatsächlich eine kleine Tür. Nur leider war sie schon alt und rostig. Da ich keine Lust hatte noch mehr herum zu laufen, trat ich die Tür kurzerhand ein. Es war sogar leichter als gedacht. Ich ging durch die Tür und begab mich zur Eisfläche. Als ich eintrat unterhielt sich Plisetsky gerade mit diesem Viktor Nikivorov. Naja. Eine Unterhaltung war das nicht gerade. Plisetsky schrie und der Andere lächelte nur. Im Hintergrund stand noch jemand. Dieser Junge hatte eine eher pummelige Figur, schwarze Haare und eine Brille. Er sah etwas besorgt aus und schien sich in der Situation nicht gerade wohl zu fühlen. Als die Tür hinter mir einrastete sahen alle zu mir. "Nicht du schon wieder!" fauchte Plisetsky.



Little miss perfect (Yuri Plisetsky)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt