Kapitel 3

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Ich lief an den Rand wo meine Wasserflasche stand.Sein Blick folgte mir. War er eingefroren?„Mach den Mund zu sonst siehst du dümmer aus als du wahrscheinlich sowieso schon bist!" rief ich durch die halbe Halle, was in anscheinend aus den Gedanken riss. Er drehte sich weg und kümmerte sich wieder um seinen eigenenKram.  Nachdem ich einen kleinen Schluck getrunken hatte, begab ich mich wieder in meine Hälfte. Sollte ich mal „The Hanging Tree" aus den Hunger games versuchen? Das Lied würde mehr Schrittfolge als Sprünge enthalten also perfekt. Wieder schloss ich die Augen. Erst bei dem zweiten Absatz des Lieds stieg ich ein. Anfangs waren meine Schritte langsam und sehr bestimmt. Mein Kopf war nach unten gerichtetund mein Oberkörper bewegte sich fast gar nicht. Als die Melodie schneller wurde wurden meine Schritte lebhafter und ich nahm meine Arme mit in dieBewegung. Später wurde das Lied laut und kräftig. Ich nahm bei jeder kleinstenBewegung meine Arme mit und meine langen dunklen Haare verstärkten dies nur.Als dann die Musik zum Ende hin langsamer und leiser wurde, lief ich wieder wie am Anfang. Blick am Boden, keine Bewegung im Oberkörper und langsames Tempo. In der Mitte kam ich ganz zum Stehen. In dieser Position blieb ich ungefähr 30 Sekunden stehen. Es fühlte sich an als wäre ich allein auf der Welt. Allein mitdem Eis. Ich könnte ewig so weiter machen. Dieses Gefühl von Freiheit. Der Wind den ich spürte. Wundervoll.

Plötzlich stupste mich etwas an und ich zucktezusammen. Hinter mir stand Plisetsky. Was wollte der den. Ich sah ihn nur schief an während er den Boden vor sich anstarrte. „Möchtest du vielleicht was sagen oder stehst du nur zum Spaß hierI?" Ich lehnte mich etwas nach vorne um sein Gesicht zu sehen. Er war schon wieder wie eingefroren. Dann geh ich halt auf die andere Seite und er tut was auch immer.Gerade als ich einen Schritt getan hatte hielt er mein Handgelenk fest. Also hatte es doch was zu sagen. „Wie hast du das gemacht?" stammelte der Junge. Fragen kippte ich meinen Kopfzur Seite. „Deine Bewegungen sind so flüssig... Wo hast du das gelernt?" stammelte er weiter. „Selbst beigebracht." gab ich kühl zurück und riss mein Handgelenklos. Warum zu Hölle folgt er mir den jetzt. Ich hielt an und drehte mich um.WAS. Was willst du von mir. In meinem Kopf schrie ich lauthals herum. Doch äußerlich stand ich nur da. „Bring es mir bitte bei. Ich bitte dich, danach tue ich alles was du willst.  Ich verspreche es!" bettelte er. Wow. Erschien es ernst zu meinen. Das konnte man an seinen Augen sehen. Doch alles was ich zurück gab war ein klares „Nein."  Was erlaubt der sich. Glaubt, er kann von mir Hilfe erwarten. Genervt ging ich zum Außgang. Und natürlich stellte er sch direkt vor mich. Nochmal würde das mit dem zur Seite schieben nicht funktionieren weil er es erwarten würde und dann doch zu kräftig war. "Du hast doch nen eigenen Ring, oder?" fragte ich. "Ja wieso?" antwortete er, während er wieder sehr aufmerksam das Eis betrachtete. "Ich helfe dir und dann gehst du wieder in deinen Ring und nervst mich nicht weiter. Einverstanden?" fauchte ich schon nahezu. Plisetsky nickte.

"Schau mir zu und mach das nach was ich tue. Ja? Und jetzt wähl irgendeine Musik aus die auch du hinbekommst." Ich verdrehte während dem Satz meine Augen und warf dem Jungen mein Handy zu. Wie kann man so lang brauchen um ein Lied aus zu wählen. Nach einer halben Ewigkeit hörte ich wie er das Lied auswählte, das ich gerade erst hatte. Besser für mich. Mein Tanz war so wie immer nur dass ich noch ein zwei Sprünge mit einbaute, damit es nicht ganz so langweilig aussah. Vom Schwierigkeitsgrad her war es normal. Nichts Besonderes aber nicht zu leicht. Schließlich wollte ich dieses nervtötende Etwas dann doch schnellst möglich von der Backe haben. Am Ende stand ich wieder für drei Sekunden in der Endpose und sah dann zu dem Eislläufer. Durch die Haare die sein Gesicht verdeckten, konnte ich seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Ich winkte ihn zu mir. "Mach." deutete ich und setzte mich auf die Bande. Immerhin hatte er zugehört und machte das nach, was ich getan hatte. Seine Bewegungen waren sogar besser als vorher aber noch weit entfernt von perfekt. Nur am Ende war er zu faul für das Ende war er zu faul.

"Bei dir sieht das so leicht aus." maulte der Junge während er in meine Richtung kam.

"Ist es auch. Du bist nur zu sehr auf dieses ganze 'Ich muss gewinnen' Zeug fokusiert. Werd lockerer und lass dich auf die Musik ein. Nochmal! Und versuch das umzusetzen was ich dir sage." erklärte ich und schubbste ihn wieder in die Mitte der Fläche. "Und maul nich rum!"

Der Junge konnte tatsächlich zuhören. Im Rücken war jetzt viel mehr Bewegung aber trotzdem hatte er noch diesen verkrampften Geschtsausdruck und die Schrittfolge war total wirr. Als er mich anschließend fragend ansah gab ich ihm einen Daumen hoch. Ich ging zu ihm um nicht durch die Halle schreien zu müssen. "Das war gut aber du musst lockerer in der Hüfte werden." Er antwortete mit einem verwirrten und leicht geschockten Blick. "Chill ich schau dir nich mit Fleiß auf den Arsch ja." murmelte ich absichtlich unverständlich. "Stell dich da hin und mach mir nach. Wir üben jetzt synchron." Er nickte. In meinem Kopf ging ich eine einfache Choreografie durch. Dieser Plisetsky machte das unerwartet gut.

"Jetzt müsstest du alles können. Ich muss los. Tschau." sagte ich und setzte mich auf die Bande um meine Schuhe an zu ziehen. "Hey, du" rief er mir schon fast aus dem Nichts hinterher. "Hm?"ich drehte mich um und torkelte ein paar Schritte rückwärts als ein Büschel blonder Haare vor meinem Gesicht auftauchte. "Wie heißt du eigentlich? Ich mein du weißt meinen Namen und da wär es doch fair wenn ich deinen auch wüsste." stammelte er. "Mira." antwortete ich, "Mira Smith." Mit diesen Worten verließ ich die Halle.

Little miss perfect (Yuri Plisetsky)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt