Kapitel 5

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Ok? Ok!


„Tut mir leid, ich wollte dich nicht bedrängen. Ich wollte nur nicht, dass du jetzt so gehst." 

Ich habe keine Ahnung warum, aber der Blick, den er mich dabei zuwirft lässt mich ihm glauben. Und aus irgendeinem Grund möchte ich das auch. 

„Hör mal, ich brauche wirklich niemanden der mir das Leben noch schwerer macht als es meine Familie sowieso schon tut, und du bist auf dem besten Wege dazu diesen Tag einfach nur noch beschissener zu machen als er sowieso schon ist," sage ich seufzend zu ihm. 

Ich schließe meine Augen und lehne meinen Kopf nach hinten an den Brunnen.

Wie bin ich nur hier in dieser Situation gelandet?

Ich meine ich sitze hier rum, mitten in Rom, neben einem fremden Mann, der sich über mich lustig macht und mir trotzdem das Gefühl gibt als könnte ich ihm alles erzählen. So unverschämt wie er ist, so angenehm finde ich auch seine Gesellschaft, gerade jetzt in diesem Moment, in dem er einfach nur da sitzt und für einen Moment die Klappe hält. Dieses Schweigen fühlt sich nicht unangenehm an, im Gegenteil, es beruhigt mich ungemein.

Ich könnte noch Stunden so neben ihm hier auf dem Boden sitzen und einfach überhaupt nichts tun. Einfach nur hier sitzen mit dem Rauschen des Brunnens im Hintergrund, eingehüllt in seinen so wahnsinnig angenehmen Geruch, der mir in diesem Moment wieder auffällt als wäre er stärker geworden.

Als ich die Augen wieder öffne sehe ich, dass er sich mir zugewandt hat und mich ansieht. In dem Moment, in dem er merkt, dass ich ihn nun ebenfalls ansehe schaut er schnell weg von mir irgendwo in eine andere Richtung, in der sich die kleinen Gassen um den Platz verlaufen.

Er räuspert sich. „Ok, also warum hast du diesen grandiosen Masterplan entwickelt in den Brunnen zu steigen um nach Geld zu fischen?"

Ich hole einmal tief Luft und in einem Zug erzähle ich ihm von der Hochzeit meiner Schwester, meiner Lüge meinen Eltern gegenüber, dass ich jemanden mitbringen würde, wie mich mein bester Freund hängen gelassen hatte, meine gescheiterte Suche hier in Rom unter den Touristen jemanden zu finden, der sich für den Aufenthalt als Begleitung vorzeigen lassen könnte und dann eben von meiner wahnwitzigen und tequilagesteuerten Idee den Brunnen für einen Wunsch zu nutzen.

Er hört mir aufmerksam zu und unterbricht mich kein einziges Mal und jetzt, wo ich das alles einmal jemanden an einem Stück erzählt habe merke ich selbst wie albern das alles klingt und muss lachen.

 „Und in den Brunnen klettern wolltest du weil du kein Kleingeld mehr hattest?" fragt er mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem schiefen Grinsen, was seinem Gesicht gleich wieder etwas jungenhaftes gibt.

 „Also, ich wollte ja nicht wirklich ganz da rein klettern. Ich dachte ich komme vielleicht so an eine der Münzen dran und kann sie dann für meinen Wunsch wieder rein werfen. Ich meine, ich wollte sie ja quasi nur ausborgen und nicht behalten."

Verständnisvoll und ernst nickt er mit dem Kopf. „Ok." sagt er und sieht mich an.

„Ok was genau?" frage ich ihn skeptisch, denn ich bin mir nicht sicher welcher Teil des Gespräches gerade an mir vorbei gegangen ist, denn mittlerweile fühle ich mich eigentlich schon wieder ziemlich ausgenüchtert.

 „Ok im Sinne von 'ok ich helfe dir bei deinem Problem'."

Ich schaue zu, wie er sich zurück lehnt und anfängt mit seiner linken Hand nach etwas in seiner Hosentasche zu suchen. Da er in der sitzenden Position nur schwer an das heran zu kommen scheint was er sucht, schiebt er seine Hüften dabei etwas nach oben um besser an den Inhalt der Tasche zu kommen und ich starre wie gebannt genau dort hin. 

„Hallo?" höre ich seine Stimme zu mir durchdringen und sehe eine Hand die durch mein Blickfeld saust. Sofort schaue ich schnell wieder nach oben in sein Gesicht.

Oh. Mein. Gott.

Er hat doch nicht gesehen, dass ich gerade auf seinen Schritt gestarrt habe, oder? Ich fühle wie meine Wangen heiß werden. Oh Gott, wie peinlich, klar hat er das bemerkt, er musste ja geradezu meine Aufmerksamkeit wieder davon ablenken, indem er mich anspricht und dabei mit seiner Hand vor meinem Gesicht rum wedelt. Das ist ja so unfassbar peinlich...

„Du guckst mich geschockt an und wirst dabei rot, was ich irgendwie ganz süß finde. Trotzdem bin ich mir nicht sicher ob ich wissen will wo du gerade mit deinen Gedanken warst..." sagt er und zwinkert mir dabei zu.

Als ich einatme und anfangen will ihm zu antworten, ohne zu wissen was ich eigentlich genau sagen will, unterbricht er mich indem er mir seine geöffnete Handfläche unter die Nase hält.

Die kleine Münze die darauf liegt scheint mich zu verspotten. 

Jetzt, wo ich wieder halbwegs klar im Kopf bin sehe ich auch selbst ein, dass die ganze Idee mit dem Wunschbrunnen eine totale Schnapsidee war.

„Dann versuch mal dein Glück, vielleicht gehen heute nach deine Wünsche ja wirklich in Erfüllung." Er lächelt mir verschmilzt zu und ich weiß, dass er mich in diesem Moment auf den Arm nimmt, da ihm natürlich ebenso vollkommen klar sein muss, dass das ganze hier eine totale Lachnummer ist.

Trotzdem nehme ich die Münze aus seiner Hand und stehe entschlossen auf.

Er erhebt sich ebenfalls vom Boden, der mittlerweile auch etwas kalt geworden ist.

Ich lasse meinen Blick nochmal über den wunderschönen, plätschernden Brunnen schweifen, schließe dann meine Augen und drehe mich mit dem Rücken zum Brunnen.

Als ich die Münze über meine Schulter in den Brunnen werfe ist mein Kopf leer und voll gleichermaßen, denn alles woran ich in diesem Moment denken kann, als ich die Münze in den Brunnen werfe ist er.

Er, der unbekannte und geheimnisvolle Fremde neben mir.

Ich atme tief ein und öffne meine Augen, welche direkt in seine blicken, denn als ich meine Augen geschlossen hatte muss er bis auf wenige Zentimeter an mich heran gerückt sein.

Mein Herz fängt unkontrolliert an zu klopfen und als er sich noch ein Stück weiter in meine Richtung beugt halte ich für einen Augenblick die Luft an.








All you need is love (Dylan O'Brien Fanfiction, german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt