Kapitel 7

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Dylan's POV:

Wie kann man denn nur so blöd sein? Ich meine mal im Ernst? Wie kann ich denn nur so blöd sein? Was mache ich denn hier überhaupt? 

Ich bleibe vor einem der vielen Schaufenster, an denen ich auf dem Weg zu meinem Hotel zwangsläufig vorbei komme, stehen und schaue mein Spiegelbild an. 

Irgendwie erkenne ich mich selbst nicht wieder, so wie ich im Moment aussehe. Die schwarzen Klamotten hatte ich vorher auch schon oft an, sie waren in meiner Reisetasche, die ich vor ein paar Monaten, sehr überstürzt wie ich zugeben muss, gepackt habe, als ich LA und bald darauf auch die Staaten fluchtartig verlassen habe. Aber der Rest von mir ist mir fremd. 

Ich konnte immer von mir behaupten ein sonniges und jungenhaftes Erscheinungsbild aufzuweisen. Meine Haare hatte ich recht kurz geschnitten und immer gestylt, ich hatte mich täglich rasiert, bis auf wenige Ausnahmen natürlich, die hatte wohl jeder Mal.  

Meine Haare habe ich seit ich aufgebrochen bin nicht mehr geschnitten und die untere Hälfte von meinem Gesicht kann man durch den Vollbart gar nicht mehr sehen. Vollbart, naja, unansehnliche Auswucherungen im Gesicht sollte ich wohl besser sagen. Ich hatte mich einfach eine Ewigkeit nicht mehr rasiert oder auch nur bewusst im Spiegel angesehen. 

Doch wenn ich mir jetzt ins Gesicht sehe, dann kann ich schon verstehen warum Anna geglaubt hat, dass sie es mit jemandem zu tun hat, der kein Dach über dem Kopf hat. 

Anna. Meine Gedanken scheinen aber auch immer wieder zu ihr zurück zu kommen.

Ich habe wirklich keine Ahnung, warum ich ihr nachgelaufen bin, als ich sie habe durch die dunklen Straßen laufen sehen. 

Eigentlich wollte ich nur nochmal einen kleinen Spaziergang machen, weil ich sowieso nicht schlafen konnte. So ging es mir die letzte Zeit fast jede Nacht seit... seit ich alle Zelte abgebrochen habe und aus meinem alten Leben verschwunden bin. Ich lag häufig einfach nur wach im Bett und hatte diese Unruhe in mir die mich nicht schlafen ließ. Wenn es ganz schlimm wurde habe ich der Unruhe nachgegeben und bin wieder aufgestanden und ziellos durch die Straßen von dem Ort oder der Stadt gelaufen in der ich mich gerade befand. In den letzten 6 Tagen war es Rom gewesen, obwohl ich nicht genau sagen konnte was mich dazu bewogen hatte hier her zu Reisen.

Ich sah sie in dem Moment, als sie anhielt um ihre Schuhe auszuziehen. Das ließ mich inne halten und wenn ich ehrlich zu mir war blieb ich nur stehen um sie weiter zu beobachten. Aus meiner dunklen Ecke in der ich stand konnte sie mich nicht sehen, ich aber hatte freie Sicht auf sie. Und ich folgte ihr, als ob mich irgendwas hinter ihr her ziehen würde, so  als ob ich überhaupt keine andere Wahl gehabt hätte als genau das zu tun.

Wie ein krankhafter Stalker. Scheiße... War ich ein krankhafter Stalker?

Anna zog mich an wie ein Magnet, so etwas hatte ich vorher noch nie erlebt. Sie zog mich so stark an, dass ich es nicht mehr ausgehalten habe sie nur von Weitem zu beobachten und ich nicht widerstehen konnte ihr noch näher zu kommen, als sie nach den Münzen im Brunnen fischte. Dieses verboten kurze, rote Kleid, das sie trug, war ihr beim hinunter beugen in den Brunnen noch etwas höher gerutscht und ich konnte an nichts anderes mehr denken als meine Hände auf ihrem nackten Oberschenkel zu legen und dann...

Gott, ich war wirklich ein krankhafter Stalker. Wie ist es so weit mit mir gekommen?

Zum Glück hab ich rechtzeitig wieder gemerkt was ich da eigentlich mache und hab stattdessen nach ihrem Knöchel gegriffen. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn ich dem Impuls sie wo anders anzufassen nachgegeben hätte. 

Haare raufend schaue ich nochmal in mein Gesicht, dass sich im Schaufenster spiegelt. Ja, du siehst aus wie ein Penner, der schon zu lange nicht mehr unter anderen Menschen lebt. 

Nachdem sie mir diese aberwitzige Geschichte erzählt hatte musste ich ihr einfach helfen. Doch vorher wollte ich sehen, ob sie tatsächlich an diesen Brunnenquatsch glaubt und habe ihr deswegen auch die Münze aus meiner Tasche gegeben. 

Ich schließe die Augen als ich daran denke wie eindringlich sie mich beobachtet hat als ich die Münze aus meiner Hosentasche kramte. Wie sie dann ihre volle Unterlippe zwischen die Zähne gezogen hat wollte ich sie nur noch küssen. Ich wollte es so sehr, dass es mich selbst total erschreckt hat. Wahrscheinlich wollte ich noch nie etwas im Leben so sehr wie genau das, genau jetzt.

Das ganze musste unterbrochen werden, denn wenn sie so weiter gemacht hätte, mit ihren Blicken, die ich schon fast in meinem Schritt spüren konnte, dann hätte sie ziemlich schnell gesehen wie sehr ich sie wollte. Und das wäre dann ziemlich peinlich für mich geworden.

Ich darf wenn ich sie das nächste Mal sehe auf keinen Fall wieder so schwach werden wie in den Moment als sie die verdammte Münze in den verdammten Brunnen geworfen hat...
Mit geschlossenen Augen, den Kopf leicht nach hinten gestreckt, da ist es irgendwie mit mir durch gegangen und ich musste sie berühren, ich wollte ihr ganz nah sein, ich konnte einfach nicht anders.

Ich bin verloren.

Und nun bin ich ihr Date für die Hochzeit ihrer kleinen Schwester. 

Ich bin total verloren.

Seufzend setze ich mich wieder in Bewegung, ich muss zurück in mein Hotel, dass hier gleich um die Ecke liegt. Und ich muss noch etwas anders tun. Im Laufen ziehe ich mein Handy aus der Tasche und blicke auf die Uhr. Dann tue ich etwas was ich schon so viele Monate nicht mehr gemacht habe: Ich schreibe eine Nachricht an zu Hause.

D: Hey Tyler, ich weiß es ist ne Weile her, aber ich muss unbedingt mit jemandem Reden, ich brauche dich. - D




All you need is love (Dylan O'Brien Fanfiction, german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt