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Es schon wieder passiert. Ein weiteres Opfer wurde gefordert. Maria T, 28 Jahre, wurde vor zwei Tagen von ihrem Lebensgefährten als vermisst gemeldet. Gestern Nacht um 23 Uhr haben wir Klarheit erlangt. Zwei Passaten haben ihre Leiche an einem verlassenen Flussufer gefunden. So wie bei den anderen Opfern, waren die Gliedmaßen aufgeschlitzt und der Kopf wurde abgetrennt ein paar Meter daneben gefunden. Zum Schutz zeigen wir die von der Polizei veröffentlichten Bilder jetzt nicht. Diese Vorgehensweise ist der Polizei nicht unbekannt. Das ist schon das fünfte Opfer innerhalb von zwei Monaten, der diesem brutalen Mörder in die Hände fällt. Der Mörder scheint keine besonderen Vorlieben zu haben, was das Tatmotiv noch unklarer macht. Alter, Geschlecht, Religion und Hautfarbe sind ihm bei seiner Auswahl egal. Ebenfalls gibt es keinen Zusammenhang zwischen den Aufenthaltsorten der Opfer. Die Opfer waren weder verwandt, noch kannten sie sich in irgendeiner Art und Weise. Die Polizei ist ratlos und bittet somit um Hilfe von den Mitbürgern unseres kleinen Städtchens. Wer irgendwelche hinweise oder eine verdächtige Person gesehen hat, soll sich umgehen melden. Die Polizei will diese grausamen Taten so schnell wie möglich beenden und weitere Opfer vermeiden. Auch ruft die Polizei zur Vorsicht auf. Da die Opfer immer in der Dunkelheit entführt wurden, rät sie ihnen sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr draußen auf zu halten. Wenn sie keine Wahl haben dann gehen sie nur in großen Gruppen ab fünf Leuten und haben sie immer etwas zur Verteidigung dabei. Manchmal kann ein Schlüssel zwischen den zur Faust geballten Fingern Leben retten. Sollten sie am Tag etwas Verdächtiges sehen, ist wegrennen besser als nachforschen. Versuchen sie immer in Menschenmengen zu bleiben. Eltern sollten in dieser Zeit besonders auf ihre Kinder aufpassen, da diese wehrloser sind. Wir haben keine Ahnung welches Geschlecht, Alter oder Aussehen der Täter hat, also ist in jedem Fall zu Vorsicht und Misstrauen geraten. Wir überstehen diese schwere Zeit gemeinsam. Das waren die News um 18.00 Uhr. Einen schönen Abend noch."

„Einen schönen Abend noch?! Was für ein Scheiß! Sie erzählen uns etwas über einen Serienmörder der uns wahrscheinlich alle auf dem Gewissen hat und einer inkompetenten Polizei die nichts verhindern kann und dann sollen wir den Abend noch genießen? Schwachköpfe."

„Ach Papa. Reg dich doch nicht gleich wieder auf. Sie machen doch nur ihren Job." Ich ging sofort zu dem Fernseher und drückte den großen roten Knopf, um dieses elende Gerede abzustellen.

„Uns so was bringen die am Abend, wo Kinder noch wach sind. Dumme Hohlköpfe!" Mein Vater stand schimpfend von der Couch auf und ging hinüber zum Esstisch, wo ich und meine Mutter schon alles vorbereitet hatten.

„Man soll doch keine Menschen als Dumm bezeichnen Papa?", sagte mein kleiner Bruder Tommy besserwisserisch, als er sich freudestrahlend an den Esstisch setzte.

„Wenn sie einfach dumm sind, kann ich auch nichts dafür." Ich konnte beobachten wie sich bei diesem Satz ein kleines schmunzelt auf die Lippen von meinem Vater schlich.

Ich schüttelte nur seufzend mit dem Kopf. Jetzt hielt er sich wieder für super hip und witzig. Was er im Grunde genommen so überhaupt nicht war.

„So, jetzt ist dieses Thema mal gut und wir genießen das Essen.", sagte meine Mutter als letztes und stellte damit den großen Topf voller Spagetti auf den Tisch.

„Jaa Nudeln!" Mein Bruder hüpfte fröhlich auf seinem Platz herum und versuchte schon mit seinen kleinen Händen nach dem Topf zu greifen, weswegen ich genervt mit den Augen rollte.

Da saß ich also am Esstisch mit meiner normalen langweiligen Familie. Wir waren die typischen Normalos.

Mein Vater Dave der als Kfz-Mechatroniker arbeitete, meine Mutter Carol die als Kindergärtnerin ihren Unterhalt verdiente und zum Schluss mein kleiner Bruder Tommy der gerade mal 6 Jahre war und sich für cool hielt, weil er bald in die erste Klasse kam.

Captured In My ThoughtsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt