Fest hatte er meine Hand im Griff und zog mich den Flur entlang, den ich zuvor schon einmal in Betracht nehmen konnte. Neugierig blickte ich mich um, als wir die kleine Treppe, hinunter in einen warmen Flur liefen.
Gerade zu hingen Haken an der Wand, worauf Jacken auf gehangen waren. Darunter stapelten sich viele Schuhe, auch welche, die für Mädchen gemacht waren. Wenn man ein paar Meter geradeaus laufen würde, konnte man eine große massive Eingangstür erkennen.
Das Haus war kleiner, als ich gedacht hatte, denn es gab hier im unteren Geschoss nur drei weitere Türen. Auf der linken Seite, nah bei der Treppe, lag eine kleine Holztür, die einen Spalt offen stand. Ich erblickte ein Waschbecken und tat diesen Raum somit als Badezimmer ab.
Ein wenig näher zur Eingangstür hin, auf der linken Seite, war eine große Flügeltür eingebaut, die kleine Fenster aus Glas besaß. Als ich daran vorbei ging und Kaden zu den Schuhen folgte, erkannte ich darin eine Küche.
Ich erhaschte nur einen kurzen Blick in den Raum auf der rechten Seite, der gegenüber von der Küche lag und auch eine hölzerne Flügeltür, mit Fenstern drin, besaß. Doch ich erkannte, dass es das Wohnzimmer darstellen sollte.
Kaden bückte sich und reichte mir ein paar braune Stiefel, die ich einfach über die Jogginghose zog. Früher hätte ich mich nie so raus getraut. Jedoch könnte es mir in diesem Moment nicht egaler sein. Ich würde endlich raus kommen.
Ein Stich setzte sich in meinem Herzen frei, als ich mich umdrehte und zurück zur Treppe sah. Weiter den Flur runter, vorbei am Badezimmer war eine letzte kleine Tür, die jedoch mit einem Schlüssel verschlossen war.
Ich versuchte nicht daran zu denken, was sich dahinter verborg. Stattdessen nahm ich schnell wieder den Blickkontakt mit Kaden auf, der sich nun auch die Schuhe angezogen hatte.
„Es ist warm draußen, also brauchst du keine Jacke, oder?", fragt er mich höflich und zeigt zu den vielen Jacken, die sich an der Wand reihten.
Ahnungslos schüttelte ich mit dem Kopf. Ich hatte keine Ahnung wie kalt es draußen war. Zu lange war ich schon nicht mehr in der Außenwelt.
Kaden sah prüfend auf meinen dicken Pullover herunter, nickte sich selbst bestätigend zu. „Komm.", sprach er sanft und drehte sich zur Eingangstür.
Mit kleinen Schritten folgte ich ihm. Würde ich nun wirklich an die frische Luft gehen können? Konnte ich die Freiheit genießen, obwohl ich gar nicht richtig frei war? Sofort kam mir der Gedanke der Flucht. Jedoch würde mich Kaden immer wieder einfangen können.
Ein leises klimpern ließ mich zusammenschrecken. Misstrauisch drehte ich mich um, betrachtete den kurzen, jedoch leeren Flur prüfend.
„Was ist?" Die tiefe Stimme von Kaden riss meinen Blick von der kleinen Tür hinter der Treppe los.
„Nichts.", flüsterte ich ängstlich, drehte mich wieder zurück. Ein unwohles Gefühl machte sich in mir breit. Etwas Stimmte hier nicht.
Kadens Blick lag misstrauisch auf mir, huschte kurz hinter mich, bevor er mir einen Arm auf die Schulter legte und zur Tür nickte.
„Lass uns gehen." Er lächelte mich beruhigend an. Jedoch beruhigte es mich diesmal überhaupt nicht.
Er lächelte anders als sonst. Ich nickte, versuchte mir nichts von meiner inneren Panik anmerken zu lassen als ich ihm zur Tür folgte. Kaden nickte bestätigend als er an der Tür angekommen war und mich über seine Schulter hinweg betrachtete. Er drehte einen Schlüssel im Schloss herum und zog dann mit einem kräftigen Ruck die Tür auf.
Strahlende Helligkeit nahm mir meine Sicht und eine kleine Briese kam mir entgegen. Ich konnte es nicht verhindern, dass sich ein zufriedenes Lächeln auf meinen Lippen ausbreitete. Erneut hörte ich ein leises klirren. Jedoch war meine Aufmerksamkeit auf etwas Anderes gelenkt.
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Captured In My Thoughts
Mystery / ThrillerIch liebte ihn. Ich liebte den Mann, der mich Wochenlang in seinem Keller einsperrte. Ich liebte den Mann, der Menschen umbrachte. Ich liebte den Mann, der mich selbst vor dem Tod gerettet hatte. Und ich liebte den Mann, der mir zärtlich die Tränen...