„Das ist krank.", hauchte ich. Es war das einzige was ich dazu erwidern konnte.
Kaden verzog seine Lippen zu einem schmerzlichen Lächeln, sah auf seine schwarzen Schuhe. „Nein. Es ist verständlich. Naiv ist es zu glauben, dass es nicht so sein könnte.", flüsterte seine raue Stimme mir entgegen.
Ein plötzlicher Gedanke schoss mir durch den Kopf. Ich konnte nicht beweisen, dass er unrecht hatte. Vielleicht gab es ein Leben nach dem Tod. Und vielleicht würde das nächste Leben umso besser werden, wenn man in diesem leiden musste. Er tötet für einen guten Zweck.
Ich fasste mir an die Schläfen, massierte sie und versuchte so die fremden Gedanken zu vertreiben. Selbst wenn es so sein sollte. Morden ging zu weit. Oder? Es ging doch zu weit? Mein Verstand drehte sich. Wenn die Menschen dadurch ein perfektes Leben bekamen, dann...
Ich zuckte schnell mit dem Kopf zurück, schlug ihn gegen die kalte Wand.
Nein! Ich musste aufhören so zu denken. Es war absurd, dass ich solche Gedanken überhaupt in meinem Kopf hinein ließ. Mein Verstand wurde immer unklarer, immer verwirrter. Fest bis ich mir auf die Lippen, versuchte durch den Schmerz in meiner Realität zu bleiben. Ich würde es nicht zulassen, dass ich mich in seine begab.
„Sam?" Ich schreckte auf, als ein warmer Atem gegen mein Gesicht prallte. Kaden stand direkt vor mir, musterte mich besorgt.
„Ich weiß es ist viel, aber du wirst-" „Und was ist mit dir? Warum musst du für dein späteres Leben nicht leiden?", unterbrach ich ihn harsch, jedoch mit vor Angst zitternder Stimme. Angst vor meinen eigenen Gedanken.
Kadens Augen weiteten sich kaum merklich vor Überraschung. Er legte seine Stirn in Falten, als er mein Gesicht musterte. Ich versuchte meine Gefühle so gut es ging zu verstecken und mich weiter gegen die Wand zu pressen. Seine Nähe verwirrte mich noch mehr.
„Glaub mir. Ich habe genug gelitten. Und ich leide noch immer."
Ich zog die Augenbrauen in Verwunderung zusammen. Ich fragte mich wirklich was er damit meinte, jedoch traute ich mich nicht ihn darauf ein weiteres Mal anzusprechen.
Ich wand meinen Blick nach unten, sah auf seine sich gleichmäßig hebende Brust und versuchte die kleinen Blutspritzer auf dem Shirt zu ignorieren.
„Du musst mir vertrauen.", sprach er auf mich ein.
Doch wie sollte ich ihm vertrauen, wenn ich momentan nicht einmal meinen eigenen Gedanken trauen konnte. Das alles war zu viel für mich. Alles an mir schmerzte, mein Kopf besonders. Wieso verwirrte er mit seinen Taten und Worten meinen Verstand.
„Vertraust du mir?", stellte er diesmal als Frage. Doch wie schon so oft heute, gab ich ihm keine Antwort.
Er seufzte frustriert auf, fuhr sich durch die lockigen Haare, bevor er mit einer Hand nach meinem Handgelenk griff. Meine Augen schossen nach oben und sofort fing er meinen Blick auf, versuchte mich zu beruhigen.
„Wenn du mir vertraust, kann ich auch dir vertrauen, okay?", fragte er, nickte dabei leicht um seinen Standpunkt zu verdeutlichen. Wie ein hilfloses Reh sah ich in sein makelloses Gesicht, ließ mich von der Wand wegziehen und in Richtung Tür schieben.
„Wenn du versuchst mich zu verstehen, dann wird alles einfacher." Er lief hinter mir, flüsterte die rauen Worte dicht an meinem Ohr.
Ich spürte seinen Atem meine Haut erhitzen und seine Locken mich im Nacken streichen. Seine Hände lagen an meiner Hüfte und brachten mich stumm den Ausgang näher.
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Captured In My Thoughts
Mystery / ThrillerIch liebte ihn. Ich liebte den Mann, der mich Wochenlang in seinem Keller einsperrte. Ich liebte den Mann, der Menschen umbrachte. Ich liebte den Mann, der mich selbst vor dem Tod gerettet hatte. Und ich liebte den Mann, der mir zärtlich die Tränen...