Ich bemerkte nicht mehr, wie ich eingeschlafen war. Das einzige was ich wusste war, dass ich von Kaden sanft in den Schlaf gewiegt wurde, während mir noch immer verzweifelte Tränen die Wangen hinab liefen.
Und nun wachte ich auf. Mit dem Kopf auf Kadens sich gleichmäßig hebender Brust liegend, einen Arm und ein Bein um ihn geschlungen und mit noch immer derselben Verzweiflung in meinen Kopf, wie gestern Abend.
Mein Schlaf war unruhig. Immer wieder versuchte ich mir einzureden, dass Kaden nichts passieren würde. Dass die Welt vielleicht irgendwann eine Erleuchtung erhält, wie ich sie von Kaden erhalten habe. Doch dieser Gedanke war unsinnig. Ich konnte nur den Entschluss fassen, Kaden zu beschützen, wenn ich es konnte. Ich würde alles dafür tun, sogar mein Leben geben. Denn was war mein Leben schon ohne Kaden?
Ein leises seufzten war aus seinem Hals zu hören, gab mir somit Bescheid, dass er wach geworden war. Vorsichtig stützte ich mein Kinn auf seiner Brust ab, blickte auf seine flackernden Augenlieder, die sich immer weiter öffneten. Mein Herz beruhigte sich, als er mich aus müden Augen heraus anblickte. Jetzt gerade, mit ihm hier an meiner Seite, konnte uns die Welt nichts anhaben.
„Morgen", murmelte er mit seiner tiefen Morgenstimme, bevor er sich etwas streckte. Ich ließ ihm seinen Freiraum, setzte mich im Schneidersitz auf und betrachtete ihn. Seine Haare waren durcheinander, einige Strähnen hingen ihm in der Stirn und trotzdem sah er selten besser aus.
„Hast du Hunger?", fragte er verschlafen, richtete sich auf seinen Ellenbogen auf. Seine Augen waren wegen dem hellen Tageslicht zusammen gekniffen, jedoch ließ es seine gebräunte Haut umso mehr strahlen.
Ich nickte, bemerkte erst jetzt das stechende Hungergefühl in meinem Magen. Seit gestern Morgen hatte ich nichts mehr zu mir genommen. Und doch hatte ich es dank Kadens Gegenwart bis jetzt nicht wahrgenommen.
„Okay.", seufzte er, schlug die Decke von seiner Hüfte und stand auf, verschwand mit frischer Kleidung im Badezimmer.
Und wie immer wartete ich auf ihn, konnte es kaum erwarten wieder dieselbe Luft wie er zu atmen. Ich spielte mit der Bettdeckte, blickte immer wieder zur Tür, um seine Rückkehr nicht zu verpassen. Was wir wohl heute machen würden? Würden wir unseren Alltag wie sonst immer fortführen? Ich fragte mich dies jeden Tag und doch gab es keine Veränderung. Nicht, dass ich mir eine gewünscht hätte.
Nach einiger Zeit öffnete sich die Tür und Kaden kam in kurzer Jeans und weißem T-Shirt heraus. Augenblicklich erhellte sich meine Sicht und ich sprang förmlich aus dem Bett, um zu ihm zu gehen.
„Mach dich fertig.", sprach er schlicht, klang nun eindeutig aufnahmefähiger.
Schnell nickte ich und ging in sein Badezimmer, um mich zu Duschen und anderweitig frisch zu machen. Ich wusste nicht ob es daran lag, dass wir nun offiziell ein Paar waren, aber ich war glücklich. Richtig glücklich. Und ich hatte das Gefühl dieser Tag würde sich nur noch steigern könne.
Nur mit einem Handtuch umwickelt öffnete ich wie jeden Morgen die Tür, um mir meinen Stapel Kleidung zu nehmen, doch zu meiner Überraschung lag keiner auf dem Boden. Verwirrt krauste ich die Stirn, sah an die gegenüberliegende Wand und erschrak, als ich Kaden nicht erblickte. Wo war er?
Jeden Tag hatte er auf mich gewartet, hatte mir Kleidung gegeben und mich dann in die Küche gebracht. Und heute? Heute war er nicht dort. War ihm etwas passiert? Hatte er es sich anders überlegt und wollte doch nicht mit mir zusammen sein? Ich hatte bestimmt etwas Falsches getan.
Immer mehr Panik durchfuhr meine Adern, als ich die Tür komplett öffnete und auf den Flur trat. Es war still, ich hörte Kaden nicht.
„Kaden?", rief ich laut, konnte meine Panik nicht verbergen. Wieso hatte er unsere Routine geändert?
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Captured In My Thoughts
Mystery / ThrillerIch liebte ihn. Ich liebte den Mann, der mich Wochenlang in seinem Keller einsperrte. Ich liebte den Mann, der Menschen umbrachte. Ich liebte den Mann, der mich selbst vor dem Tod gerettet hatte. Und ich liebte den Mann, der mir zärtlich die Tränen...