Was ich dort sah, ekelte mich an. Ich ging auf die beiden zu, um dem ein Ende zu geben. »Ich wollte dich nur aufmerksam auf ein Thema machen. Das vergehen an Kindern ist laut dem Paragraf 176 strafbar und wird mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft.« Das was ich sagte war an beide gerichtet, jedoch war das was ich gesagt hatte der größte bullshit. Keiner der beiden war unter vierzehn Jahre, doch so verhielten sie sich. Ich hatte es so monoton wie ich nur konnte gesagt. Ich musste stark bleiben und nicht in Tränen ausbrechen. Das durfte nicht passieren. Ich werde nicht für ihn weinen.
»Es ist nicht so wie es aus...« Bevor er den Satz zu Ende bringen konnte, gab ich ihm eine harte Backpfeife. Nach dem Schlag, suchte ich ein Taxi auf. Ich bereute es mit Cem mit gefahren zu sein. Ich gab dem Taxifahrer, die Adresse der Arbeit meines Vaters. Ich betrat das Gebäude, ohne eine Vorahnung. Ich wurde aus jeder Ecke begrüßt. Ich bereute es auf die Sekunde hier hin gekommen zu sein. Ich hasste es im Mittelpunkt zu stehen und dazu waren alle um einiges unfreundlicher. Ich konnte deren Neid aus zehn Meter Entfernung spüren. Es war doch nicht meine Schuld die Tochter meines Vaters zu sein. Man konnte es sich doch nicht aussuchen.
Jedenfalls lächelte ich die Mitarbeiter an und lief so schnell es ging in sein Büro. Ich begrüßte meinen Vater. Er war verwundert, warum ich ohne ihn Bescheid zu geben hier hin gekommen war.
»Papa, ich denke wir sollten Klartext reden.« Ich versuchte die Ruhe zu bewahren und geduldig zu sein. Ich wusste schließlich nicht was auf mich zu kam. »Jetzt bin ich aber neugierig. Ich weiß nicht wo von du redest. Was soll ich den bitte vor dir verheimlichen?« Und ob er das tat.
Er log mir eiskalt in das Gesicht. Ich hatte kein Schimmer, doch irgendwas steckte unter dem Hut. Ich wusste nicht was hinter der Uni steckte, aber es war etwas wichtiges.»Es hat mit der Uni zutun.« Es war ein hypothetischer Gedanke, den ich in den Raum warf. Dabei versuchte ich so ruhig wie es nur ging rüber zu kommen. »Woher weißt du das? Wer hat dir das gesagt?«, fragte er mich schockiert. Er versuchte dennoch sich nichts anmerken zu lassen. Was verschwieg mein Vater vor mir?
»Wo soll ich anfangen«, sagte er mit zittriger Stimme. Meinem Magen ging es garnicht gut. Ich hatte Angst ein erneutes mal enttäuscht zu werden. »Sag mir einfach, was das mit der Uni auf sich hat.« Ich wurde wütend, versuchte dennoch meine Wut und Stimmlage unter Kontrolle zu halten.
»Du bist dir bewusst, dass ich Architekt bin und du Architektur studierst. Die Uni auf der du studierst, gehört mir.« Mich überraschte wirklich nichts mehr. Gehörte ich eigentlich zu dieser Familie. Würde mir ein wild fremder Mann sagen, dass ich adoptiert bin, würde ich es glauben. Ich fühlte mich wie das fünfte Rad am Wagen. Ich fühlte mich ausgeschlossen. Als würde ich nicht Teil der Familie Demir sein.
»Und warum weiß ich das nicht!«, sagte ich wütend. »Wir wollten es dir nicht sagen, da du es im Endeffekt für dich behalten hättest. Es spielte somit keine Rolle, als das es eine Last für dich sein würde.« Mein Vater versuchte dich Regelrecht zu rechtfertigen. Hatte ich kein Recht drauf, meine eigenen Entscheidungen zu machen?
»Wir? Wer ist wir!«, fragte ich noch wütender. »Ser...« Ich unterbrach mein Vater. »Warum hat er mir nichts gesagt. Bin ich ihm so egal. Ich hatte es von allen erwartet, von ihm aber nicht!«, schrie ich mein Vater mit voller Hass an. Mein Bruder hatte mich wirklich zutiefst enttäuscht.
»Natürlich bist du ihm nicht egal. Er liebt dich.« Seine bemitleidenden Worte konnte er sich sonst wohin stecken. Ohne hinter mich zu gucken, verließ ich das Büro.
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𝑲𝒂𝒅𝒆𝒓𝒊𝒎- 𝑴𝒆𝒊𝒏 𝑺𝒄𝒉𝒊𝒄𝒌𝒔𝒂𝒍
RomanceIn einer Welt, in der arrangierte Ehen noch immer existieren, wird das Leben der jungen Studentin auf den Kopf gestellt. Ohne ihre Zustimmung soll sie einen Mann heiraten, der nicht einmal fähig war, Liebe zu empfinden und seine Gefühle zu kontrolli...