Kapitel 2

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Doch genau das war nicht der Fall, wie ich schon bald feststellte. Es wurde immer windiger und stürmischer, schon bald fielen die ersten Tropfen. Für mich war das ein Erlebnis, da ich noch nie Regen gesehen hatte. Er war kühl und schon bald war mein Fell klatschnass. Luna Trottete mit gesenktem Kopf neben mir her durch die Pfützen und den Schlamm. Unsere Pfoten waren voller  Schmutz. Ein paar mal bellte ich, doch keine Antwort kam. Es war hoffnungslos: Wir hatten das Rudel verloren.

Es wurde immer stürmischer, der Regen wurde allmählich zu Hagel und der Wind war so stark, dass die Bäume sich biegten. Mühsam setzte ich eine Pfote nach der anderen. Es wurde wirklich anstrengend. Auf einmal sah ich, wie Luna hinter mir stolperte und hinfiel. >>Nein!<<, dachte ich, >>Du darfst jetzt nicht auch sterben!<< Ich lief zurück zu ihr. Meine Ohren flatterten. Ich sah, wie sie vom Wind immer weiter nach hinten geschoben wurde. Ein Welpe, der am Ende seiner Kräfte war. >>Ich will nach Hause. Hier ist es so stürmisch und nass und...<< >>Wir kommen nach Hause<<, versprach ihr ihr und stupste sie sanft mit der Schnauze an. >>Alles wird gut <<, sagte ich leise zu ihr. Plötzlich sah ich etwas. Es war groß und schlank und kam immer näher. Schützend stellte ich mich vor meine Schwester und legte die Ohren an. Plötzlich stand ein anderer Wolf vor mir. Er war schwarz mit bernsteinfarbenen Augen. Genauso wie Luna.
Ich versuchte zu knurren, doch es kam nur ein leises, lächerliches Quietschen heraus. Keine Chance, dieser Wolf würde mich mit einem Schlag wegfegen. >>Alles ist gut, kleiner. Ich tu dir nichts <<, versicherte der Wolf und blickte mich dabei freundlich an. Ich vertraute ihm. Ich sah in seinen Augen, dass er nichts böses wollte. >>Folge mir. Ich werde euch Schutz geben.<< Er nahm meine schwache Schwester am Nacken und drehte sich um. Er lief langsam, so dass ich ihm gut folgen konnte.

Das Leben eines WolfesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt