Kapitel 10:

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Mit einem erneutem Blick in den Spiegel wurden meine Gedankengänge unterbrochen.

Heute war Schule, also musste ich das Blut aus meinem Gesicht entfernen.

Bei näherem Hinsehen erkannte ich das meine Lippe aufgeplatzt war und ich einen Cut an der Stirn hatte. Das Blut aus meiner Nase war mir über den Mund geflossen und auf meinen Pullover getropft. Dieser war um den Kragen herum und auf der Brust von meinem Blut rot gefärbt.

Ich nahm einen Schwamm und entfernte vorsichtig das Blut aus meinem Gesicht und versuchte dabei nicht die verkrusteten Wunden aufzureißen. Hin und wieder kam ich mit dem nassen Schwamm über den Cut und riss ihn leicht an der Seite auf. Erneut trat Blut aus der Wunde aus. Ich drückte mir Klopapier dagegen. Doch das Papier sog mein Blut auf und sorgte nicht dafür, dass die Wunde stoppte zu Bluten. Nachdem ich mich dazu entschlossen hatte, dass Blut wieder antrocknen zu lassen hörte es endlich auf.

Danach zog ich meinen Pullover und die Hose aus, um sie in die Wäsche zu legen und mir neue und saubere Sachen zu holen. Das Bild von meinem Vater legte ich neben mich auf den Waschbeckenrand. An der Kante klebte etwas von meinem Blut und ließ sie leicht nach oben stehen. Traurig schaute ich zu meinem Vater. Jetzt hatte ich selbst das letzte Überbleibsel von ihm versaut.
Ich holte eine frische Hose aus dem Schrank und steckte das Bild in die hintere Hosentasche. Hier war es sicher vor weiterem Schmutz und Blut.

Erst darauf schaute ich meinen Körper genauer an. Überall war ich von blauen Flecken und Schürfwunden übersäht. Der riesige blau, grüne Fleck über meinen Rippen machte mir Angst. Ich traute mich nicht einmal ihn zu berühren.

Langsam zog ich mir die frische Hose an. Das ganze gestaltete sich als äußerst Kompliziert, da beim Runterbeugen meine Rippen anfingen weh zu tun.

Als ich schließlich in der Hose steckte, fluchte ich. Sie war angenehm locker um meine Beine, aber schwarz. Bei der Hitze draußen würde ich in der Hose verglühen. Doch ich beschloss nicht noch einmal die Hose zu wechseln und mir erneute Schmerzen zuzufügen.

Bevor ich meinen Pullover drüber zog begutachtete ich meinen Unterarm mit den Schriftzeichen.

Ich wusste nicht ob sie aufgehört hatten zu bluten. Ich sah nur, dass der Verband und mein alter Pullover am Ärmel voll mit Blut waren. Da ich nicht wissen wollte wie es darunter aussah, lies ich es einfach dran.
So schlimm kann es ja gar nicht sein, probierte ich mich aufzumuntern.  

Ich zog den weinroten Pullover drüber. 
Mara hatte ihn mir zum Geburtstag geschenkt. Sie hatte gemeint, darunter würde ich mich besser verstecken können.
Blut konnte man wirklich nicht so gut auf der Farbe sehen.

Falls doch jemand etwas sah und ungewollte Fragen stellte, würde er die übliche Antwort bekommen: Ich boxe in meiner Freizeit. Das glaubte jeder oder besser gesagt wollte jeder glauben.

Ich knackte das Türschloss und ging nach draußen in den Gang.

Niemand war zu dieser Uhrzeit zu sehen. Ich verlies das Haus ohne, dass es einer meiner Familienmitglieder mitbekam.

Zur Schule konnte ich in diesem Zustand nicht. Den Cut an der Stirn konnte man gut erkennen, besonders das Blut außenherum. Auch meine aufgeplatzte Lippe würde mir das Leben zur Hölle machen.

Ich entscheid mich einen Abstecher in den Park zu machen. Gerne entspannte ich mich hier und genoss die Ruhe die ich hier hatte.

Noch nie hatte mich jemand angesprochen oder gestört, wenn ich auf einer Bank saß und so tat als würde ich lesen oder wichtige Dinge erledigen. Auf meiner Lieblingsbank war ich sowieso etwas geschützt vor den Blicken der anderen Parkbesucher. Die Bäume nahmen einem das Sichtfeld auf die Parkbank.

Doch als ich näher zu meiner Bank kam konnte ich zwei Personen ausmachen, die sich wohl sehr mochten. Ruckartig drehte ich mich um und verdrängte das Bild aus meinen Gedanken und machte mich auf die Suche nach einer unbesetzten Bank.

Schnell wurde ich fündig. Sie stand nicht sehr viel weiter weg. Das einzige was mich daran störte war, dass man einen guten Blick von dem Weg zu der Bank hatte, aber damit musste ich mich wohl abfinden.

Ich legte mich so bequem es bei den Holzbänken ging auf sie drauf und schloss die Augen. Ich hörte die Vögel zwitschern, Menschen, die etwas entfernt an mir vorbeigingen, und meine Nachbarn auf der Nachbarbank arbeiten.

Ich lag eine Weile da und hörte einfach der Natur zu und starrte in den Himmel. Schaute Wolken hinterher und genoss die Ruhe, die ich hier hatte.

Irgendwann zog eine Frau meine Aufmerksamkeit auf sich. Sie war nicht wie die anderen frühmorgendlichen Parkbesuchern, die sich aus zwei Gruppen zusammensetzten:

Die einen waren Rentner die sich nur langsam fortbewegten und meistens mit einem Stock unterwegs waren.

Die zweite Gruppe waren die sportlichen jungen Leute, die an einem vorbeirannten als wäre der Teufel persönlich hinter ihnen her.

Doch diese Frau hatte, erstens Stöckelschuhe an, zweitens wehte der Duft ihres Parfüms bis zu mir rüber und drittens war sie zu schick gekleidet, als das sie hierher gepasst hätte. Wahrscheinlich hatte man vergessen sie mit dem Privatwagen abzuholen.

Ich schmunzelte bei diesem Gedanken.

Wenn ein paar Tage deine Welt verändern (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt