Kapitel 40:

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„Du Robin?", rief ich durch das Haus zu ihm nach oben. 

„Was gibt's?", kam es zurück. 

„Die Polizei will eine Aussage von mir. Muss ich da hin?" Ich schaute leicht ungläubig auf den Brief in meiner Hand. Robin lief mit lauten, schnellen Schritten die Treppe nach unten und stoppte neben mir. 

„Zeigst du mir das bitte mal?", sagte er und nahm mir das Papierstück aus den Händen. 

„Muss ich das machen? Auch wenn ich das nicht möchte?", murmelte ich und fuhr mir über die Handflächen. 

„Wenn du das nicht möchtest, dann nicht. Aber dir sollte bewusst sein, dass du gegen sie aussagen solltest."

„Sie sitzen doch schon im Gefängnis.", meinte ich wütend. „Da können wir das doch sein lassen, oder?"

„Es wird nur zu den Akten gelegt, falls jemand Einspruch einlegt und der Fall neu aufgerollt wird."

„Können sie Einspruch einlegen?"

„Können sie. Was aber in diesem Fall ziemlich unvernünftig wäre. Sie haben unter Eid alles zugegeben und genauestens beschrieben. Zusammen mit einer Aussage von dir wäre auf jeden Fall alles geklärt.", erklärte mir Robin und legte den Zettel auf die Kommode. „Du hast noch Zeit dir zu überlegen, ob du es möchtest."

„Mmm.", murmelte ich und ging an ihm vorbei nach oben und setzte mich auf das Sofa.
Ich überlegte hin und her. Vielleicht war es gar keine so schlechte Idee eine Aussage zu tätigen. Ich könnte eventuell besser mit dem ganzen Abschließen und musste im Notfall nicht noch einmal alles Aussagen. Aber die Fragen würden mir mit Sicherheit nahe gehen und meine Gefühle verletzten. 

Schließlich traf ich, eine Weile später, eine Entscheidung und sprang vom Sofa auf.
Der plötzliche Pulsanstieg brachte mich zum Wanken und ich fiel zurück auf das weiche Polster. Erschrocken rappelte ich mich wieder auf und lehnte mich an die Lehne.

„Immer mit der Ruhe.", kam es von Oliver, der neben mir saß.
Seit wann saß er den schon da? Ich hatte ihn gar nicht bemerkt. Verwirrt schaute ich ihn an.

„Ähm... weißt du wo Robin ist?", fragte ich ihn, um ihn von mir abzulenken.

„Der ist schon seit zwei Stunden bei der Arbeit. Er hat dir sogar mitgeteilt, dass er weg ist.", erklärte Oliver amüsiert.

„Hab ich gar nicht mitbekommen.", erwiderte ich und kratzte mich am Hinterkopf. Dann musste ich halt zu ihm gehen. 

„Du warst wohl sehr in Gedanken.", stellte Oliver fest. Ich stand wieder von dem Sofa auf und lief leicht wankend zu der Treppe.
„Wohin soll es den gehen?", hörte ich Oliver fragen. 

„Ich gehe zu Robin.", teilte ich mit und hangelte mich am Geländer nach unten.
Während ich die Schuhe anzog kam Oliver hinter her. 

„Weißt du überhaupt wo sein Arbeitsplatz ist?", fragte er mich. 

„Also... eigentlich... nein, nicht wirklich. Aber das wird schon klappen. Ich laufe einfach zu allen Dienststellen. Vielleicht kennt ihn ja dort jemand."

„Ich fahre dich hin.", beschloss Oliver und nahm den Autoschlüssel von der Ablage.

„Danke."

„Warum möchtest du überhaupt so dringend zu Robin?"
„Ich möchte eine Aussage gegen meine Mutter und meiner Stiefschwester machen."

Oliver sagte nichts dazu und so fuhren wir stillschweigend bis zur Dienststelle von Robin. 

„Bereit?", fragte mich Oliver und stellte den Motor des Wagens aus. 

„Ich denke schon.", meinte ich und stieg aus. Zusammen mit Oliver betrat ich die Polizeidienststelle. Glücklicherweise trafen wir beim Betreten auf Robin. 

„Was macht ihr den hier?", kam es verwundert von ihm. „Ist etwas passiert?"
Ich schüttelte den Kopf. 
„Nein, ich bin nur zu der Entscheidung gekommen, dass ich die Aussage machen sollte.", stellte ich klar und schaute entschlossen zu ihm. Im Inneren war ich gar nicht so sicher, was das ganze anging. 

„Das ist super... Dann komm mit." Robin führte mich in einen kleineren Raum. „Das ist das Büro von Marc, Stephan, Martin und mir."

„Werden die alle dabei sein?", hakte ich nach. 

„Nun, ich werde als dein Vater dabei sein müssen. Dann sollten noch zwei bis drei Beamte dabei sein, die alles aufnehmen.", erklärte Robin. Er machte sich auf den Weg, die anderen zu suchen und lies mich mit Oliver in seinem Büro zurück.

„Du Oliver...?", fing ich zögerlich an.

„Ja?"

„Vielleicht wäre es besser, wenn ich es dir irgendwann anders erzähle. Nicht hier..." 

„Verstehe ich vollkommen. Es sind genug Leute um dich rum, da muss ich nicht auch noch zuhören.", kam es verständnisvoll von ihm. „Lass dich aber nicht zu sehr unter Druck setzten. Wenn du etwas nicht erzählen möchtest, dann mach es auch nicht.", gab er mir noch mit und ging dann aus dem Zimmer. 

Ich saß einige Minuten auf dem Stuhl und schaute mich in dem Zimmer um. Es gab vier Schreibtische mit jeweils einen Computer. Zwei Tische standen sich immer gegenüber. Auf jedem gab es eine Menge Papierkram. Geordnet war es auf jeden Fall nicht. Auch in den Schränken an der Wand waren eine Menge Ordner untergebracht.

Nachdem Robin wieder kam, gingen wir in einen anderen Raum. Dort würden wir nicht gestört werden. Dieses Mal stand dort nur ein einziger Tisch in der Mitte.
Robin und ich setzten uns auf die Stühle und auf der gegenüberliegenden Seite setzten sich Stephan und Marc hin. Die Tatsache, dass ich sie schon kennen gelernt hatte, lockerte die Situation etwas auf. 

„So, Jane. Wir stellen dir Fragen und du antwortest darauf wahrheitsgemäß. Dieses Gerät hier wird unser Gespräch aufzeichnen. Bist du bereit?", fing Marc an. Ich nickte und drückte Robins Hand.

„Gut. Dann zur ersten Frage: Wie lange schlug dich deine Familie schon?", kam es von Stephan, der bis jetzt nur aufmerksam zugehört hatte.

Ich schaute noch einmal zu Robin rüber, dann begann ich zu erzählen.

Wenn ein paar Tage deine Welt verändern (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt