Kapitel 20:

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Meine Mutter war die erste die mich schlagen wollte. Ihre rechte Hand bildete eine Faust und sie holte leicht aus ehe sie in meine Richtung schlug. Ich zuckte automatisch zusammen und ging einen Schritt rückwärts. Unglücklicherweise stoppte mich dabei der Container und ich musste zusehen wie die Faust immer näher an mein Gesicht kam. Doch der Schlag ging haarscharf  an meinem Gesicht vorbei.  

Auch Mara konnte nicht länger warten und schlug mir kräftig mit dem Fuß gegen das Schienbein. Dann prügelte sie wie irre auf mich ein. Ich konnte mich nur so gut ich konnte schützen, weil ich mich nicht traute richtig zurück zu schlagen.

Man schlägt nicht seine Familienangehörige, daran glaubte ich noch immer. Aber wie soll man sich mit so einem Vorsatz denn bitte gegen sie wehren? Schließlich erwischte mich Mara unglücklich mit der Faust im Gesicht. Mein Kopf knallte gegen den Container und ich sah erst einmal nur Sternchen während ich zu Boden ging.

Sie trat mit dem Fuß gegen meinen Bauch und immer und immer wieder spürte ich diesen Schmerz. Wie er sich gleichmäßig in meinem Körper verteilte. Ausgehend von meiner Schwester, die Schwung holte und ihn an meinem Bauch entlud.

Schließlich ließ sie von mir ab. Ich lag auf der Seite und atmete so gut es ging ein und aus. Als sich mein Körper etwas erholt hatte setzte ich mich auf und klammerte mit den Händen um meinen Bauch, sowie um die Rippen. Mir war schlecht und alles drehte sie im Kreis. Wie bei einem Karussell.
Blut lief mir über das Gesicht und tropfte auf den Boden und in meinen Pullover, der die Flüssigkeit sofort aufzog.
Das alles war zu viel für mich.
Meine Familie lachte, während ich mit aller Mühe probierte nicht ohnmächtig zu werden.
Ich spürte wie sich der Gallengeschmack in meinem Mund breit machte. Im letzten Augenblick drehte ich mich zur Seite und spuckte auf den schmutzigen Boden.

„Ja, kotz dich schön aus.", sagte meine Mutter dazu. „Weißt du es wäre ein guter Zeitpunkt endlich zuzugeben, dass du meinen Ex-Mann auf dem Gewissen hast."

„Ich kann doch nichts dafür, dass James tot ist.", weigerte ich mich.
„Vielleicht hast du nicht direkt etwas mit seinem Tod zu tun, aber indirekt trifft dich die Schuld."
„Ich dachte dir ging es nur ums Geld.", fragte ich nach.
„Ich hätte gerne beides.", erklärte sie und holte ein Klappmesser aus ihrer Hosentasche.
„Was soll das denn jetzt?", fragte ich erschrocken und wich zurück. 
„Entweder bekomme ich meine Antwort oder..." Sie ließ die Klinge aufklappen.

Völlig überfordert entschied ich mich erneut für die Lösung, die mein Leben nicht sofort ein Ende setzten würde.
Ich musste ihnen sagen, dass ich meinen Vater umgebracht hatte. Nur das wollten sie hören und nichts anderes. Ob es stimmte oder nicht war nebensächlich.

„Ich hab ihn... indirekt... umgebracht.", stotterte ich leise und schaute auf meine blutenden Hände runter.
„Wie bitte? Ich konnte das nicht ganz verstehen! Rede bitte lauter!", sagte Mara laut zu mir.
„James... habe ich... indirekt getötet. Reicht das?!", rief ich lauter.

„Du wolltest es nicht anders.", sagte meine Mutter noch bevor sie mit dem Fuß gegen meinen Kopf schlug. Ich sackte halb ohnmächtig auf den Boden.

Während ich so da lag kam es mir so vor, als ertönte in der Ferne ein Martinshorn. Es fuhr eindeutig in unsere Richtung. Doch der Ton war so schnell wieder weg, dass ich dran zweifelte ihn überhaupt gehört zu haben.
Dann wurde es schwarz um mich herum.

„Du weißt, dass es immer nur uns zwei gab?", hörte ich James sagen. Ich sah ihn vor mir. Er trug mich auf den Armen. Mein jüngeres Ich nickte und schaute ihn begeistert an.

„Aber warum Papa? Was ist mit Mara und Mutter?", fragte ich nach.

„Sie wollen nichts mit uns zu tun haben. Mara ist hinterhältig und kommt somit zweifelsfrei nach deiner Mutter. Ich überlege mir , ob wir zwei bei ihnen ausziehen. Wie würdest du das finden?"
„Würdest du sie nicht vermissen?", fragte ich grinsend nach.
„Vielleicht schon etwas. Aber für mich gibt es nur uns zwei.", erklärte er mir. „Ich bezweifle sowieso, dass Mara meine biologische Tochter ist. Sie war dafür fast drei Monate zu früh auf der Welt.", fügte er murmeln hinzu.

„Och, Papa. Wollen wir nicht noch einmal zu dem Jaguar.", sagte ich und zeigte in die Richtung des Käfigs.

„Aber natürlich, Schatz. Den fand ich immer schon am besten von allen Tieren. Aber höre mir zu. Wenn ich mal wieder weg sein sollte... sei nicht all zu traurig. Ich muss halt hin und wieder auf Geschäftsreise.", sagte er und kniff mir in die Seite. „Ich komme ja jedes Mal wieder."

„Ja, Papa.", sagte mein jüngeres Ich und lächelte ihn an.

Ich erschrak wie hatte ich das vergessen können?
Er hat die Familie über alles gestellt, aber zu dieser Familie gehörten nur er und ich.
Ich schlug die Augen wieder auf.

Mara und Jessica standen vor mir und dieses Mal würde ich mich ihnen entgegensetzten.

Wenn ein paar Tage deine Welt verändern (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt