Kapitel 27:

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„Eine Jane Liro ist in Köln gemeldet, aber nicht unter dieser Adresse.", ertönte es aus dem Funkgerät. 

„Kannst du mir dein Geburtsdatum sagen?", wandte sich Sindera an Jane. Sie hatte sich etwas von ihm abgewandt und zuckte leicht zusammen, als er sie ansprach. Dann drehte sie sich um und beantwortete seine Frage.
Sindera sprach erneut ins Funkgerät. Der Funker schwieg kurz, dann knackte es wieder.

„Das Geburtsdatum stimmt mit dem Namen überein. Die Person ist derzeit in der Eichenstraße 9 gemeldet. Zuvor wohnte sie im Buschweg 14."

„Kannst du mir sonst noch etwas über das Mädchen sagen? Vorstrafen, Auffälligkeiten...", sagte Sindera in das Funkgerät und schaute zurück zu Jane. Sie saß weiter leicht zappelig auf dem Stuhl.
Wenigstens probiert sie nicht zu fliehen, dachte sich Sindera und schaute zu seinem Kollegen rüber.





Herr Fuchs schrieb die Daten vom Kontrolleur auf und hörte sich seine Schilderung des Vorfalls an.

„Dann werden wir das sicher alles auf den Kameras, in der S-Bahn, erkennen können?"

„Die Kameras sind in dem Wagen ausgefallen und sind gerade dabei repariert zu werden. Die Kleine hat sich den perfekten Zeitpunkt ausgesucht zu vandalieren.", erläuterte der Kontrolleur dem Beamten.

„Da sich ihre Aussagen widersprechen, werden wir natürlich noch etwas nachforschen."

„Ich habe doch alles per Foto festgehalten.", sagte der Kontrolleur wütend.

„Das ist auch gut, dass sie das gemacht haben. Aber dort kann man leider nicht erkenne, wer das angestellt hat. Man sieht nur die Schnitte in dem Sitzbezug."

„Ja, aber ich habe es doch gesehen, wie sie es gemacht hat."

„Da gilt ihre Aussage gegen ihre. Oder gibt es noch weitere Zeugen?", fragte er nach.

„Nein, gab es nicht. Aber sie können sie nicht einfach so davonkommen lassen?", regte er sich auf.

„Wir dürfen nicht jeden wegen eines Verdachtes gleich verurteilen.", rechtfertigte sich Fuchs. „Wenn sie es war, dann finden wir das noch heraus."

„Wollen sie mich eigentlich als Lügner darstellen?", fuhr der Kontrolleur ihn sauer an.

„Nein, das möchte ich nicht. Bleiben sie bitte ruhig, sonst muss ich ihnen noch die Handschellen dranmachen."

„Okay, okay. Alles klar, Mann. Aber das kann es echt nicht sein.", motzte Herr Müller noch ein bisschen weiter. Dann bekam er seinen Ausweis zurück und durfte erst einmal gehen. Fuchs hatte ihm erklärt, dass er in der nächsten Zeit auf der Dienststelle vorbeikommen musste, um seine Aussage noch vollständig aufzunehmen.





Sindera ließ währenddessen Jane nicht aus den Augen. Bei ihr war er sich noch nicht sicher, ob sie noch abhauen würde. Sie rutschte immer noch auf dem Sitzplatz herum, als würde sie jeden Augenblick aufspringen und loslaufen wollen.

Der Funker meldete sich wieder bei Sindera.
„Das Mädchen hat keine Vorstrafen. Aber ihre Mutter und ihre Schwester sind vor einer Woche wegen schwerer Körperverletzung, versuchten Mordes und Misshandlung von Schutzbefohlenen verurteilt worden."

„An Jane?", fragte Sindera geschockt nach. Das konnte jetzt doch nicht wahr sein.

„Ja, an Jane Liro. Sie lag zur Zeit der Gerichtsanhörung noch im Koma."

„Welches Krankenhaus?"
Hatte das Mädchen jetzt auch noch falsche Angaben zur Person gemacht? Er schaute noch einmal zu ihr rüber. Sie hatte den Kopf in die Hände gestützt und rutschte weiter unruhig auf dem Sitzplatz herum.

„Klinik am Südring."

Sindera nickte. Jane hatte angegeben, dass sie von der Haltestelle an der Klinik losgefahren war. Dann musste sie wohl aus dem Krankenhaus abgehauen sein.

„Kannst du überprüfen ob Jane Liro noch im Krankenhaus liegt? Damit wir wissen, ob wir die richtige Person haben."

„Einen Moment.", meldete sich der Funker. Dann blieb das Gerät erst einmal still.

„Die Person wurde gerade eben als vermisst gemeldet.", kam es aus dem Gerät heraus.

„Verstanden.", sagte Sindera. „Dann sollte ein Krankenwagen vorbeikommen und sie wieder mitnehmen."

„Okay. Ich habe hier noch einen Erziehungsberechtigten, soll ich ihn informieren, damit er zu euch kommt?", kam es aus dem Funkgerät.

„Ja, informiere ihn bitte. Standort hast du?"

„Habe ich."



„Stephan, was ist mit dem Mädchen?", fragte Fuchs seinen Kollegen und stellte sich neben ihn.

„Sie gibt zu ohne gültigen Fahrschein gefahren zu sein, aber bestreitet es weiterhin die Sitze aufgeschlitzt zu haben."

„Der Kontrolleur behauptet genau das Gegenteil und zu unserem Pech sind wohl die Kameras in der Bahn kaputt. Wir müssen noch einmal nachfragen, nicht dass er uns angelogen hat."

„Das machen wir später. Wir haben noch ein anderes Problem, weil Jane..." Sindera zeigte auf das Mädchen. "... aus dem Krankenhaus abgehauen ist."

„Ihr geht es aber gut, oder?“, fragte er unsicher seinen Kollegen und schaut zu Jane rüber.

„Bis jetzt schon...“

„Weißt du schon warum?", fragte Fuchs nach.

„Sie lag wohl eine Weile im Koma und jetzt möchte sie unbedingt zu jemanden gehen."

„Weißt du zu wem? Muss ja ziemlich wichtig sein, weshalb sie deshalb aus dem Krankenhaus abhaut."

„Zu einem Freund..."

„Zu einem Freund?", kam es überrascht zurück. „Der hätte doch auch einfach vorbei kommen können?"

„Ich habe keine Ahnung, warum sie das nicht so gemacht haben. Wer weiß, was bei denen los ist? Ich gehe erst einmal zu Jane rüber. Einen RTW habe ich schon angefordert."

„Gut, ich warte auf den RTW und weise ihn ein.", teilte Fuchs Sindera mit und ging in Richtung Straße.

Wenn ein paar Tage deine Welt verändern (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt