Kapitel 34:

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Ein paar Tage später entließen mich die Ärzte.

Aufgeregt lief ich in meinem Zimmer auf und ab, während ich auf Robin wartete.
Es war erst acht Uhr morgens, aber ich wollte endlich endgültig aus dem Krankenhaus raus. Ich hatte kaum etwas zum Packen gehabt. Die Kleidungsstücke im Schrank musste ich nur stapeln und konnte sie per Hand nach draußen tragen. Zahnbürste und Shampoo landeten im Mülleimer.

Schließlich öffnete ich die Tür und ging vor das Zimmer. Ich legte die Kleidung auf einen der Stühle und lief weiter hin und her.

Um halb neun wollte mich Robin abholen. Dann würden wir zuerst zu meinem alten Zuhause fahren und ein paar Sachen holen, bevor wir zu ihm nach Hause fahren würden. Ich war schon gespannt auf mein neues Heim.

Es war Robins Plan gewesen zu meinem alten Zuhause zu fahren. Wenn es nach mir ginge, wäre ich nicht mehr in das Haus gegangen. Aber Robin hatte mich dazu überredet, dass ich noch ein paar persönliche Dinge mit zu ihm nehmen sollte. Extra dafür hatte er sich den halben Tag freigenommen.
Stephan hatte für Robin die Frühschicht übernommen und uns somit den Weg freigemacht.

„Jane, bereit?", riss mich eine bekannte Stimme aus den Gedanken. Schwungvoll drehte ich mich zu Robin um und grinste.

„Ja, es kann losgehen. Endlich raus aus diesem Gebäude.", rief ich und schnappte meine Kleidung. Mit schnellen Schritten lief ich ihm entgegen.

„Nicht so schnell. Dr. Bauer hat dir doch deutlich gesagt, dass du noch etwas langsamer machen sollst.", stoppte mich Robin in meiner Euphorie.

„Ich mache langsam.", erwiderte ich und drosselte mein Tempo etwas. Ich konnte es kaum erwarten endlich ohne Rollstuhl nach draußen zu gehen. Den Krankenschwestern war es zu risikoreich gewesen mich alleine nach draußen gehen zu lassen, weshalb ich immer in Begleitung eines Rollstuhls raus musste.

Am Auto angekommen legte ich meine Kleidung hinten in den Kofferraum und wir fuhren los in den Buschweg 14.
Ich fragte mich, wie es dort wohl mittlerweile aussah. 

Als wir in die Straße einbogen konnte ich das Haus schon von weitem sehen. Auf dem ersten Blick sah alles aus wie immer, dann fielen mir die drei Autos in der Hofeinfahrt auf.

„Warum stehen so viele Autos vor dem Eingang?", fragte ich Robin. Doch dieser zuckte nur mit den Schultern.
„Ich weiß nur das der Notar gerade da sein muss. Er soll auf das Haus aufpassen."

Wir parkten mit unserem Wagen einfach dahinter und klingelten an der Haustür. Ein älterer Mann machte uns auf.

„Hallo, Herr Sturm. Du musst Jane sein. Richtig?", fragte er mich und schüttelte erfreut meine Hand. „Ich bin Klaus Henzler. Der Vater von einem Kumpel deines Vaters.“ Ich ließ mir das Gesagte kurz durch den Kopf gehen und nickte dann.
„Kommt ruhig rein. Wir haben euch schon erwartet."

„Wir?", hakte ich nach.

„Meine Frau und ich. Sie konnte es nicht lassen und hat für euch gebacken.", erklärte er und lief voraus ins Esszimmer.
Ich erkannte das Haus von innen kaum wieder. Etliche Möbel fehlten, sowie der Fernseher.

„Darf ich fragen, was sie hier genau machen? Ich dachte, sie passen auf das Haus auf, bis ich achtzehn bin."

„Genauso, wie es dein Vater von mir verlangt hatte. Bis du achtzehn bist. Ich denke du hast bemerkt, dass der Fernseher nicht mehr da ist. Letzte Woche haben wir ihn für...", Herr Henzler deutete uns Platz zu nehmen und rief dann zu seiner Frau in die Küche. „Schatz für wie viel haben wir den Fernseher verkauft?"

Eine Dame erschien mit einem kleinen Tablett in der Hand, dass sie zu uns rüberbrachte.

„Es waren genau 3000€. Ich denke, da haben wir ein gutes Geschäft gemacht.", erwiderte sie und lächelte Robin und mich freundlich an. „Ich habe Erdbeerkuchen für euch gebacken. Für die Erwachsenen gibt es dazu selbst gemachten Kaffee."

„Und wo kommt das Geld hin?", fragte ich nach. Die ältere Dame legte mir ein Kuchenstück auf den Teller und schenkte mir Kakao in die Tasse. Sich selbst und Robin gab sie Kaffee.

„Das wird auf dein Konto gebucht. Du hast bestimmt die Autos vor dem Haus gesehen?" Ich nickte und aß ein Stückchen von dem Kuchen. Er schmeckte wunderbar.

„Das ist nur ein kleiner Teil von den Autos, die deinem Vater gehörten. Er hat sie bei unserem Sohn auf dem Hof abgestellt. Wir konnten schon einige verkaufen, aber die drei haben wir noch nicht zum Verkauf angeboten."

„Wie viele Autos hatte er denn?", erkundigte sich Robin neugierig.

„Zehn haben wir schon verkauft. Also insgesamt dreizehn Stück. Teilweise noch relativ neuwertig.", erzählte Herr Henzler und ich konnte nur staunen.
Robin und er besprachen die ganzen Änderungsmaßnahmen, die das Ehepaar vornahm, während ich mich mit der Dame unterhielt.

Als wir gegen zwölf Uhr wegkamen hatte sich alles geklärt.

Herr und Frau Henzler misteten das Haus aus und machten alles zu Geld was ging.
Wir hatten alle zusammen beschlossen, dass das Haus danach verkauft werden sollte. Für den ganzen Aufwand den sie hatten wollten sie keinen einzigen Cent haben.
Der Grund dafür war, dass mein Vater ihnen häufiger geholfen hatte und sie mir etwas zurückgeben wollten. Genaueres wollten sie dazu nicht sagen und ich ließ es darauf beruhen.

Nachdem wir mit dem Kuchen essen fertig waren, sammelte ich alle Sachen ein, die mir wichtig waren und verließ zusammen mit Robin das Gebäude.

„So dann geht es jetzt zu deinem neuen Zuhause. Bereit?", fragte mich Robin und startete den Motor.

„Lass es uns angehen.", antwortete ich und machte es mir auf dem Sitz bequem.

Wenn ein paar Tage deine Welt verändern (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt