Neunzehn

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Irgendwann lag ich mal an einem kalten Wintertag auf deinem Bett, während du an deinem PC saßt und irgendwelche Videospiele spieltest. Es war Sonntag, niemand störte uns und wir waren einfach nur zusammen.

Ich chattete mit ein paar Freunden, bis ich in einem Gruppenchat las, dass jemand meinte du hättest letzte Nacht wohl „deinen Spaß" mit Michelle hinter dem alten Gartenhaus gehabt, neben der unsere Feier stattfand.

Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich gerade von Daniel – deinem damaligen besten Freund – getrennt. Und das deinetwegen.

„Sag mal", begann ich vorsichtig eine Unterhaltung mit dir. „Steht Michelle eigentlich auf dich?"

Du antwortetest nicht sofort, denn du warst vertiefst in dein Spiel.

„Hallo?", versuchte ich es zum zweiten Mal.

„Hm?", brummtest du, immer noch mit starren Augen auf den Bildschirm.

„Ich frage mich, ob Michelle auf dich steht."

„Weiß ich nicht." Deine Antwort kam so schnell, dass man meinen könnte, du hättest sie auf alles gegeben, egal was ich gefragt hätte.

„Ich glaube, sie tut es."

„Hmh."

„Du nicht?"

„Was?"

Ich verdrehte die Augen und legte mein Handy weg. „Scheiß drauf", murmelte ich und war sauer.

Du gucktest über deine Schulter zu mir, aber ich kreuzte deinen Blick nicht. Dann machtest du einen Klick und drehtest dich mit deinem Stuhl zu mir. „Okay, worüber willst du sprechen?"

„Über gar nichts", blockte ich auf meine damalige typische Art und Weise ab.

„Über gar nichts", äfftest du mich daraufhin genervt nach und wendetest dich erneut an deinen PC, was mich entsetzt werden ließ.

Erst an diesem Morgen hatten wir eine kleine Auseinandersetzung, weil ich dir am Frühstückstisch nicht gesagt habe, dass ich eigentlich noch gerne ein drittes Toast gegessen hätte. Belanglos, aber irgendwie war die Stimmung seither nicht mehr die Alte.

„Du machst nichts besser, wenn du weiter an diesem Scheißcomputer sitzt", pampte ich dich deshalb an und verschränkte, immer noch auf dem Rücken liegend, die Arme.

„Ich hab gerade keine Lust dir auf die Knie zu rutschen, damit du mit mir redest, deswegen sitze ich wohl weiterhin an diesem Scheißcomputer." Ja, manchmal, da warst du ziemlich ehrlich zu mir.

„Auf die Knie rutschen?"

„Du hast mich schon verstanden."

„Ach, leck mich doch", murrte ich und drehte mich zur Seite, um mir wieder mein Handy zu greifen.

Wenn wir uns mal stritten, dann waren wir ziemlich unmanierlich. Es kam auch mal vor, dass ich dich als Penner betitelte und du mich als hohle Nuss. Wir wussten zwar, wir würden niemals die Schwächen des anderen ausnutzen, um ihn zu verletzen, aber trotzdem tat es manchmal weh.

Wieder poppten ständig Nachrichten in diesem verfluchten Gruppenchat auf. Es hieß, Michelle hätte Hannah erzählt, dass du sie hinter dem Gartenhäuschen geküsst hättest. Daniel hatte es gesehen. Und Jannis hat ein Foto gemacht, das als nächstes im Gruppenchat landete.

Man erkannte nicht viel, aber man erkannte, dass du deine Arme um sie gelegt hattest und sie ihr Gesicht in deinem Hals vergrub, weil der Blitz sie störte.

In mir tobte es. Glaub mir, wenn ich dir sage, ich hatte dich damals nicht geliebt, denn ich tat es nicht. Aber wir hatten dieses Etwas. Und dieses Etwas war kurz davor „Liebe" genannt zu werden.

What I'd never tell youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt