Ich lag heute im Stadtpark. Früher waren wir zusammen hier. Und auch, wenn ich viel mehr das Plätschern des Brunnens und die ersten Sonnenstrahlen genießen sollte, dachte ich trotzdem nur daran, wie du damals immer deinen Kopf in meinen Schoß legtest, während wir hier lagen.
Außerdem versank ich in weiteren Erinnerungen. Erinnerungen, die ich nur dann herauskrame, wenn ich mich sehr schlecht fühle. Irgendwie frischen mich so manche Gedanken an dich auf.
Wie wir zum Beispiel eines Nachts mal zu dir nach Hause liefen, nachdem wir Claudios Geburtstagsfeier volltrunken verließen. Schon dort konnten wir die Finger nicht voneinander lassen, jeder hatte über uns gesprochen. Geküsst hatten wir uns aber trotzdem erst, als wir gingen.
Wir waren ständig unser beider größtes Geheimnis.
Also küssten wir uns auch, als du deine Haustür aufschlosst und auch, als wir in dein Zimmer stolperten.
Ich kicherte, als wir auf dein Bett fielen und es fast verfehlten.
„Du hast immer diese ganz untypische Lache, wenn du betrunken bist", flüstertest du mit schwerer Zunge. Du lagst unter mir, trotzdem konnte ich dich kaum erkennen.
„Untypisch?"
Du neigtest immer wieder dazu, dich unterhalten zu wollen, während du eigentlich hättest anderes im Kopf haben sollen.
„Ja." Du grubst deine Hand in mein Haar zu meinem Hinterkopf. „Fast so, als wärst du gerade dabei, dich Hals über Kopf in mich zu verknallen." Und dann küsstest du mich wieder.
Um ehrlich zu sein, hatte mich dein letzter Satz ganze zwei Wochen verfolgt. Aber ich sagte es dir nie, denn ich wollte es nicht wahrhaben.
Aber, und das war in dieser Nacht das Skurrilste, wir beließen es nicht beim Küssen. Scheinbar waren unsere Körper vollgepumpt mit Dopamin und Hormonen, die wir schon lange nicht mehr unter Kontrolle hatten. Wir waren sechzehn, man, irgendwann hätte es so kommen müssen.
Du zogst mir die Jacke aus, ich dir deine. Du zogst mir den Pullover aus, ich dir deinen.
Ständig dachte ich daran, wie absolut dumm wir waren, so etwas zu tun. Und wie viel wir aufs Spiel setzten, nur weil wir in dieser Nacht einen Schritt weiter gehen wollten.
„Schlafen wir jetzt miteinander?", fragtest du, hörtest dennoch nicht auf, mich zu küssen, während ich auf dir saß.
„Was?"
„Ob wir ..."
„Ich weiß es nicht", unterbrach ich dich und umschlang deinen Nacken mit meinen nackten Armen. Ich wusste es wirklich nicht. „Willst du es?", fragte ich.
„Ich weiß es nicht."
„Du weißt es nicht?"
Du hievtest dich auf und hast uns so gelegen, dass du nun über mir warst. „Willst du es denn?"
Mit jedem weiteren Wort, das wir sagten, wurde ich unsicherer. Ich bemerkte, dir ging es nicht anders. Deswegen küsste ich dich wieder und hoffte, die Spannung damit aus diesem Raum zu jagen. „Du machst es unangenehm", sagte ich dazwischen.
Und ja, du machtest es ziemlich unangenehm.
Du schmiegtest deinen Körper enger an meinen und noch nie hatte ich deine nackte Haut so nah an meiner gespürt. Niemals so intensiv.
Und niemals ein zweites Mal.
„Aber wir haben so etwas noch nie gemacht", hörtest du einfach nicht auf zu reden. „Und wir könnten uns dumm anstellen - und dann hassen."
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What I'd never tell you
Roman pour AdolescentsEine Geschichte darüber, jemanden zu lieben, von dem man nicht zurückgeliebt wird. Cover von @Altlast