13. Mai 2017, 01:00 Uhr, immer wenn ich denke, ich schaffe es, über dich hinwegzukommen, dann erscheinst du irgendwo und mir wird klar, dass ich es niemals schaffen werde.
Jeden Eintrag, den ich schreibe, will ich mit „Es tut mir leid" beginnen. Einfach, weil mir nicht viel einfällt, was ich dir in Momenten wie diesen gerne sagen würde.
Es tut mir leid, dass ich dich gehen lassen habe. Dass ich dir nie gesagt habe, was ich wirklich für dich empfinde und dass ich dir nie das gegeben habe, was du verdient hast.
Und es tut mir so schrecklich leid, dass ich jedes Mal, wenn ich dich irgendwo sehe, - genauso wie heute - (sei es nur dein Profil, für einen Bruchteil der Sekunde) dich ein Stück mehr vermisse.
Du lachst ohne mich. Du lebst ohne mich. Du sitzt dort, ohne mich.
Wie fühlt sich das an? So ohne mich.
Für mich ist es, als würde ich fallen. Als stände ich bereits seit Jahren auf dem Dach eines Hochhauses, weit über den Wolken, nur darauf wartend, bis du kommst und mir einen kleinen Stoß von hinten gibst.
Und dann falle ich.
Nicht nur für den Augenblick, in dem ich dich sehe, nicht nur für ein paar Sekunden, Minuten oder Stunden. Es sind Tage, Wochen, Monate, Jahre, in denen ich falle und du mich immer wieder fallen lässt.
Und während ich dann so falle, dann denke ich an so viel.
An dich, wie dein Lachen geklungen hat, wenn wir zusammen waren. Wie wir gemeinsam ein Bett teilten. Wie wir uns ausmalten, dass wenn wir alt genug sind, um Geld zu verdienen, zusammen ziehen werden. Wie unsere Wohnung aussehen würde. Wie wir tagelang darüber diskutierten, ob unsere Wände grün oder hellblau sein würden. Oder ob wir wirklich unsere peinlichsten gemeinsamen Selfies an die Wände hängen sollten, damit jeder sie sehen. Damit jeder sehen kann, wie glücklich wir zusammen sind. Denn das waren wir.
Ich denke daran, wie du mich angesehen hast, wenn ich traurig war. Und wie du mich gestreichelt hast, wenn ich meinen Kopf in deinen Schoß legte.
„Irgendwann", sagtest du immer, „werden wir alt sein. Und dann werden wir vergessen, was wir gerade erleben. Du wirst deine Eltern vergessen, ich meine, und dann existiert dieses Leben nur noch für uns. Hört sich das gut an?"
Du warst der Einzige, vor dem ich jemals geweint habe, deswegen wischtest du mir die Tränen fort und ich sagte dann: „Du glaubst wirklich daran?"
Und deine einzige Antwort bestand aus einem Lächeln. Das ehrlichste und aufrichtigste Lächeln, das ich je sah.
Oder all die Male, in denen du traurig warst und deinen betrunken Kopf in meinen Schoß legtest. Du hattest so viele Probleme in deinem jugendlichen Leben. Und ich war die Einzige, die es wusste und dich so halten durfte. Zumindest zu dieser Zeit.
Ich habe dir immer durch die blonden Haare gestrichen, du hattest es nie gesagt, aber ich wusste, dir gefiel es. Deine Augen waren stets geschlossen und für einen Augenblick warst du ruhig.
Du meintest mal, niemand würde dich so beruhigen wie ich es tat. Erinnerst du dich daran?
„Ich erzähle dir eine Geschichte, okay?", sagte ich jedes Mal zu dir, wenn du schweigsam warst und ich wusste, dir ging es schlecht.
Auch wenn du „Bitte nicht" murrtest, war uns beiden bewusst, du mochtest meine Geschichten. Waren sie noch so obszön und skurril. Du hattest mich nie unterbrochen, nie irgendetwas hinterfragt. Du hast mir einfach zugehört, bis du gelacht hast, weil ich so verloren darin schien, dich aufzuheitern.
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What I'd never tell you
Teen FictionEine Geschichte darüber, jemanden zu lieben, von dem man nicht zurückgeliebt wird. Cover von @Altlast