Das Blut

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"Von welchem Tag redest du dann?" runzelte ich die Stirn und wartete auf eine Antwort von ihm. Hatte er mich davor schon gesehen? Wenn ja, wann?

Nervös spielte ich mit meinen Fingernägeln und zog die dunkle Hornhaut von meinem Daumen raus.

"Eigentlich..." fing er an und konnte den Satz nicht beenden.

Da merkte ich etwas.

Seine Augen wurden dünkler und er sah nach unten zu meinen Fingern.

Liam schluckte schwer runter und machte einen Schritt zurück. "Du blutest", meinte er merkwürdig und ich lachte.

"Schon okay, es tut nicht weh", lächelte ich weiter und als ich wieder den Kopf hochhob, stand er weit weg von mir und zitterte leicht. "Was ist los?" fragte ich ihn mit weiten Augen.

Er antwortete mir nicht, ich dachte mir, er war nicht mehr in Sinnen.

"Liam", traute ich mich zu sagen und machte einen Schritt zu ihm.

Doch er lief weg und ließ mich verwirrt stehen.

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"Ich verstehe es nicht", schüttelte ich den Kopf.

"Ich verstehe es", hörte ich Niall sagen und runzelte meine Stirn. "Er ist ein Vampir und trinkt Blut, es ist doch einfach, Zayn!"

Oh!

Ich erinnerte mich an seine Augen. Sie waren dunkel und machten mir Angst, erst jetzt verstand ich, in welcher Situation wir waren. Wie gefährlich es eigentlich war.

Aber wenn er neben mir war, hatte ich diese Gefühle nicht. Ich spürte etwas anderes als Angst.

Etwas, was viel tiefer war.

Etwas, was mich lebendig machte.

"Ich muss aufpassen", murmelte ich leise und Niall nickte.

"Du bist bestimmt was besonderes, Zayn. Er wird auch aufpassen, wenn es um dich geht. Ich muss zugeben, dass ich Liam doch irgendwie vertraue. Keine Ahnung, was in mich gefahren ist, aber so fühle ich halt..."

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Die nächsten Tage vergingen wie in Slowmotion. Es kam mir vor, als verwandelten sich die 24 Stunden in 48 und dann in 72.

Von Liam erhielte ich in der Zwischenzeit nur eine Nachricht, die ich ungelesen markierte.

Ich wusste nicht, aber sobald er in der Schule nicht auftauchte, wollte ich mit ihm nicht reden.

Niall nahm bei einer Messe teil, daher leistete mir heute niemand beim Essen Gesellschaft.

Ich war lange nicht alleine, das erste Mal nach langer Zeit hatte ich die Gelegenheit mich an mein Essen zu konzentrieren, ohne dabei Sprechpausen machen zu müssen.

Doch dann hörte ich Harrys Stimme.

"Hi", grüßte er mich und fragte mich, ob der Platz neben mir frei war. Ich nickte.

"Danke", lächelte er. "Wir haben uns lange nicht mehr gesehen", meinte er und ich stimmte ihm zu.

Zuletzt hatte ich ihn an der Nacht gesehen, gemeinsam mit Louis, der wahrscheinlich sein Freund war.

Ich war enttäuscht von Harry. Er hatte offensichtlich einen Freund und hatte aber eine kleine Affäre mit mir.

"Zayn... Bist du- Also bist du mit Liam zusammen?" fragte er mich direkt und ich fing an zu husten.

Er legte eine Hand auf meiner Schulter und wartete darauf, bis ich aufhörte.

"K-kann man sagen", flüsterte ich, voll rot im Gesicht.

"Ich habe gehört, du weißt alles. Stimmt das?" wollte er wissen und meine Augen weiteten sich.

"Hä? Was meinst du mit Alles?" fragte ich ihn verwirrt. Es konnte doch nicht sein, dass Harry wusste, dass Liam ein Vampir war. Oder?

"Ja oder nein, Zayn?" unterbrach er mich.

"Ich verstehe nicht, was du sagst", schüttelte ich den Kopf.

"Doch verstehst du", meinte er ernst und mit etwas lauterem Ton. "Spiel mir nicht den Unschuldigen, Zayn. Du weißt genau, wovon ich rede. Du", sagte er und sah mir direkt in die Augen. "Zayn, du weißt, dass er ein Vampir ist und bist noch immer mit ihm zusammen. Hast du deinen Verstand verloren", blickte er mir böse in die Augen und sprach ganz leise, damit niemand ihn hören könnte.

"Das stimmt nicht. Außerdem sollte es dich nicht interessieren", regte ich mich auf und stellte mich auf die Beine.

"Zayn, bleib stehen", rief er hinter mir, doch ich rannte weg.

Aber er hielte mich an und stellte sich vor mir hin.

"Ich weiß es, weil ich einer von ihnen bin. Aber ich bin kein Monster wie Liam. Ich habe versucht dich zu schützen, du warst trotzdem mit ihm. Du hast keine Ahnung, in was für ein Gefahr du dich gebracht hast."

Mir stockte der Atem.

Harry war auch ein Vampir?

War das ein Scherz?

"Was?" Sah ich ihn leer an.

"Du hast mich gehört. Louis und ich haben versucht, damit du dich in mich verliebst, aber es hat nicht geklappt-"

"Ist er nicht dein Freund?" machte ich ein Gesicht und runzelte die Stirn.

"Ja, er ist mein Freund", antwortete er locker. "Er hatte alles geplant, damit wir dich von Liam fernhalten können, doch es war umsonst. Zayn, sie suchen nach dir und möchten dich umbringen. Du bist der jenige, den sie sich als Opfer ausgewählt haben. Sie wollen dich und dein Blut!"

"Aber-"

Harry lachte geärgert. "Aber? Zayn, hörst du nicht? Ich sage dir, dass er dich töten will und du kommst mit mir aber zu. Hat er wirklich deine Gedanken so manipuliert, dass du nicht mehr vernünftig denken kannst?"

"Es reicht! Pass auf, wie du mit mir redest", warnte ich Harry, denn sein Ton gefiel mir ganz und gar nicht.

Er redete mit mir in der Art, als wäre ich geistig eingeschränkt.

"Es tut mir Leid, Zayn. Aber ich mache mir große Sorgen um dich", seufzte er und sah zum Boden.

"Ich verstehe es aber ich verstehe nicht, was du meinst."

Ich musste die Geschichte von Anfang an hören, also fuhr er mich zu einem sicheren Platz, damit er mir die Geschichte erzählen könnte.

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