Was ich an unser College Gebäude sehr gut fand, waren die zahlreichen Eingänge und Räume, für die ich anfangs Hass empfunden hatte, weil ich den richtigen Saal nie beim ersten Versuch finden konnte.
Doch jetzt waren sie eine Art Versteck für mich. Und für Liam.
Seit zwei Monaten trafen wir uns in heimlichsten Klassen des Colleges, für die Liam seinen Eid ablegte, dass die Professoren sogar nicht wussten, dass es die Verstecke hier im Haus existierten.
Heute führte er mich zum Untergeschoss, welches dunkel wie ein Keller in Horrorfilme war. Alleine könnte ich hier keine einzige Sekunde bleiben, aber mit Liam fühlte ich mich sicher.
"Ich habe dich so vermisst, wieso warst du heute im Unterricht nicht dabei?", klagte ich traurig und formte einen Schmollmund wie ein kleines Kind.
Liam lächelte mich an und küsste mich zärtlich. "Mhm, ich habe dich mehr vermisst", hörte ich seine raue Stimme und kriegte Gänsehaut am Rücken.
"Das beantwortet meine Frage nicht", wich ich aus und verschränkte meine Arme vor der Brust.
Liam runzelte die Stirn und seufzte.
"Dragon wollte mit uns sprechen, es war ein Familienmeeting", antwortete er und kratzte sich den Kopf.
Dragon war der Mann, den Liam als sein Vater sah. Er hatte mir von ihnen öfters erzählt und gemeint, dass sie mich unbedingt kennenlernen wollten. Doch Liam war letztlich sehr beschäftigt und hatte keine Zeit, weswegen wir das Essen bei ihm zuhause absagen müssten.
Da er derzeit vieles um die Ohren hatte, zwang ich ihn für nichts.
Auf seine Antwort nickte ich leicht und schlich mich näher an ihm.
"Sei mir ehrlich, ist alles in Ordnung?" fragte ich ihn leise und sah in seine Augen.
"Nein, aber ich werde es regeln. Mach dir keine Sorgen", antwortete er und zwang seine Lippen um zu lächeln.
"Du weißt, dass du mir alles erzählen kannst. Oder?" hob ich meine Augenbrauen hoch.
"Ja, natürlich weiß ich das..."
Ich lachte unwillkürlich. "Warum erzählst du mir dann nicht, was dich bedrückt? Wieso habe ich ein Gefühl, dass du ständig etwas vor mir verheimlichst?"
"Zayn, wie oft willst du noch darüber noch reden?" sagte er plötzlich etwas lauter.
"So oft, bis du es mir verdammt nochmal erzählst!"
"Oh Gott, Zayn, was soll ich dir erzählen?" schrie er mich an und seine Stimme hallte im ganzen Untergeschoss.
"Dass meine Familie in Rom mir die Aufgabe gegeben hat, ich soll dich bald wie möglich umbringen... Dass ich verweigert habe! Dass sie es jetzt selber erledigen wollen? Was soll ich dir erzählen?"
Nach ihm war alles still.
Bis zu meinem rasenden Herzschlag.
Und ich spürte Tränen.
"Es tut mir leid", atmete er aus und umarmte mich. "Heute gehe ich mit Dragon zu meinem Vater. Du wirst bei meiner Mutter und meinen Geschwistern bleiben. Harry kommt auch, er wird dich beschützen", informierte er mich und küsste meinen Kopf.
"Kann er dir wehtun?" fragte ich ängstlich und er schüttelte den Kopf.
"Nein, Baby. Wir werden nur reden", meinte Liam und ich nickte.
"Wie lange wirst du dort bleiben?"
"Ich weiß nicht. Aber ich werde schnell wie möglich zurückkommen", versprach er mir und ich küsste ihn leidenschaftlich.
Meine Augen waren zu und ich spürte seinen kalten Körper an meinem.
Egal in was für einer Situation ich war, bei ihm fühlte ich mich immer wohl.
"Ich liebe dich, Zayn", flüsterte er.
"Ich liebe dich, Liam."