Kapitel 7

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Wir liefen vom Strand weg, in Richtung Stadt. Kurz vor der Stadt bogen wir jedoch ab. Hier war ich in meinem ganzen Leben noch nie. Vor uns war ein steiniger Berg.
,,Sag jetzt bitte nicht, dass du da hoch willst," sagte ich. 
,,Vertrau mir, es lohnt sich," sagte er und zwinkerte mir zu.
Wir liefen den Berg hoch und es kam mir vor, wie eine Ewigkeit. Als wir fast oben waren, nahm er meine Hand.
,,Mach die Augen zu," sagte er sanft.
,,Bist du dir sicher? Du siehst aus, als hättest du gekifft. Das ist gefährlich,"
,,Ich hab schon schlimmeres gemacht," erwiderte er. 
Ich schloss also meine Augen und ließ mich von ihm führen. Er hielt meine Hand ganz fest. Plötzlich blieben wir stehen.
,,Du kannst sie jetzt aufmachen."
Langsam öffnete ich meine Augen. Ich sah von hier oben die komplette Stadt. Die beleuchtete Skyline war wunderschön im Nachthimmel. Hinter uns konnte ich das Meer rauschen hören.
,,Thy, das ist..." aber weiter kam ich gar nicht.
,,Amanda, es tut mir leid. Bitte verzeih mir," sagte er gequält und schaute mir traurig in die Augen.
,,Warum warst du so zu mir?" fragte ich. 
,,Sicher, dass du dir das anhören willst?"
,,Ja, sonst werde ich es nie verstehen," antwortete ich. 

Er setzte sich an die Kante und bat mich, mich dazu zu setzen.
Als ich endlich saß, begann er zu erzählen.
,,Vor 4 Jahren war da so ein Mädchen, Jeanny hieß sie. Wir waren lange zusammen, 2 Jahre um genau zu sein und ich liebte sie wirklich. Sie mich auch, dachte ich zumindest. Aber irgendwann verlor sie wohl das Interesse. Auf jeden Fall hatte sie was mit meinem damaligen besten Freund. Sie hat mich danach angerufen und es mir unter Tränen erzählt, dass sie einen Fehler gemacht hat und so ein scheiß. Ich war richtig am Arsch. Nicht nur wegen ihr, sondern auch wegen meinem besten Freund." verletzt schaute er mich an. Er spielte mit den Fetzen seiner Hose und machte unbewusst die Löcher in dem dunklen Stoff größer.
,,Das ist...Es tut mir so leid," fing ich an, doch Thy bedeutete mir, dass er noch nicht fertig war.
,,So hab ich Alex kennen gelernt. Ich bin dann raus gegangen, einfach weg von Zuhause und wollte an den Strand. Dort bin ich auf die Gruppe gestoßen. Früher hab ich nie getrunken oder geraucht, weswegen ich mich gewundert hab, dass ich an dem Tag gekifft hab. War wohl ne Kräutermischung oder so. Seit dem Vorfall hab ich angefangen Metal zu hören, hab mich tätowiert und gepierct, hab neue Klamotten gekauft aber vor allem hab ich nie wieder ein Mädchen an mich ran gelassen, gefühlstechnisch.
Bis du kamst.
Als wir uns geküsst haben, habe ich seit langem mal wieder was gefühlt und um ehrlich zu sein, hat mich das erschreckt..." gab er zu.
Ich schwieg. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte.
,,Bist du sauer?" fragte er dann.
,,Nein," sagte ich ehrlich und schüttelte den Kopf.
Er schaute mir in die Augen.
,,Ich weiß, der Tag war scheiße.."
Ich unterbrach ihn, indem ich mich vorbeugte und ihn küsste. Ich wusste selbst nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Ganz leicht drückte ich meine Lippen auf seine. Er legte seinen Arm um meine Schulter und hielt meinen Kopf fest. Der Kuss wurde immer fordernder, unsere Lippen verschmolzen miteinander und ich merkte, wie seine Zunge um Einlass bat. Er schmeckte nach Alkohol. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, aber ich war glücklich. Seine andere Hand ruhte an meiner Taille und er zog mich weiter zu sich.

Irgendwann lösten wir uns voneinander. Ich schaute ihn an. Er lächelte mich an. Sein Arm ruhte immer noch auf meiner Schulter. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und ließ meinen Blick übers Meer schweifen. In dem Moment vibrierte mein Handy. Ich hab seit heute mittag nicht mehr drauf geschaut. 
Unbekannte Nummer.
Toll.
Schnell öffnete ich die Nachricht. 

,,Alles okay? Du bist lange weg.
-Alex"

,,Alles gut, ich bin bei Thy." Tippte ich schnell und schickte die Nachricht ab.
Direkt kam die nächste Nachricht.
,,Soso ;)"

Thy lachte und ich plazierte mein Handy wieder in der Hosentasche.
Er nahm meine Hand.
,,Ich bin immer bei dir, vergiss das nie," sagte er.
,,Danke," nuschelte ich und schaute auf unsere Hände. ,,Wirklich, für alles. Ohne euch wäre ich am Ende."
Er lächelte mich an und ich küsste ihn auf die Wange.
,,Du bist so hübsch, Amanda," sagte er und schob mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
Verlegen lächelte ich ihn an. Ich merkte wie ich rot wurde und schaute auf meine Beine, die am Rand der Kante runter baumelten.
Wir saßen eine Weile schweigend da und schauten aufs Meer.

,,Wann musst du nach hause?" fragte er dann. 
,,Ist egal. Ich wohne mit Jason zusammen...eigentlich will ich gar nicht heim. Und du?"
,,Ich lass dich dort auch nicht alleine hingehen. Wer weiß was er macht. Ich bin meistens nicht Zuhause, also ist es auch egal." 
,,Okay..." sagte ich. ,,Kann ich heute noch bei euch bleiben?''
,,Klar," sagte er und lächelt, ,,Gerne."
,,Danke."
,,Sollen wir zurück zum Strand?" fragte er dann.
,,Können wir machen, "
Was die anderen wohl denken müssen, dachte ich.

Der Rückweg kam mir kürzer vor als der Hinweg, trotzdem zitterte ich irgendwann.
,,Ist dir kalt?"
,,ein bisschen," gab ich zu.
Schnell zog er seinen schwarzen Hoodie aus und reichte ihn mir. Ich zog ihn mir über den Kopf.
Dieser Geruch,  dachte ich. 
Sofort wurde mir wärmer.
Als wir am Strand ankamen, kam uns ein Mädchen entgegen. Sie hatte schwarze Haare und dunkle Augen. Außerdem war sie knapp bekleidet. 
Als ich sie genauer ansah, bemerkte ich, dass sie auch in der Tiefgarage dabei war. Sie musterte mich und schaute auf unsere ineinander verschränkten Hände.

,,Deine Neue oder was?" fragte sie schnippisch. Sie war betrunken.
,,Halt die Fresse, Zoe" sagte Thy kühl.
,,Na dann läuft es bei euch hoffentlich besser als davor, Thy. Nicht, dass du dich wieder bei mir ausheulen musst," lachte sie spöttisch und ging.

,,Was war das denn?" fragte ich ihn.
,,Nichts. Zoe wollte damals was von mir, nachdem ich mich von meiner Ex getrennt hab, aber ich hab sie zurück gewiesen."
,,Okay," sagte ich und setzte mich zu den anderen. Es waren nur noch Jess, Alex und Jake da. 
,,Da seid ihr ja," grinste Alex. Jess grinste ebenfalls, nur Jake war abwesend.
,,Also ihr zwei, was lief da zwischen euch? Ich wart 3 Stunden weg!" fragte Alex.
Thy warf ihm böse Blicke zu.
,,Geht dich überhaupt nichts an," gab er zurück.
,,Uuuuuh" kam jetzt auch von Jess.
,,Schnauze jetzt," sagte Thy lachend.
Ich mochte die beiden wirklich sehr. Nur Jake enthielt sich.
Was wohl mit ihm los ist?

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Wenn sich alte Türen schließen...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt