Kapitel 7

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Der Nachmittag verging schnell. Ich freute mich riesig auf die Stunde mit Luke. Er kam mich direkt von meinem Zimmer abholen. Ich wusste nicht, was wir vorhatten. Als wir in eines der vielen Sitzungszimmern gingen, wusste ich, dass wir wahrscheinlich nur reden würden.

''Also, fangen wir doch mal mit deinen Gefühlen an.'' sagte Luke und beugte sich zu mir vor. Ich wusste nicht was sagen, also wurde ich rot.

''Fühlst du dich stark? Oder besonders? Was fühlst du?'' fragte er.

''Nichts besonderes.'' sagte ich.

Er seufzte. ''Dann muss ich wohl...'' Er beendete den Satz nicht. Nach einigen Minuten überlegen sagte er: ''Komm mit.'' und ging aus dem Sitzungszimmer. Als wir aus dem Gebäude heraus waren, wusste ich, dass es nicht einfach werden würde. Wir liefen in den Wald auf eine Lichtung. Luke konzentrierte sich und fing an loszurennen. Danach sprang er in die Höhe und ich glaubte meinen Augen nicht. Wie ein Sonnenstrahl der Sonne kam ein Lichtstrahl auf ihn zu und es wurde hell. Ich hielt mir die Hand vor die Augen, um nicht geblendet zu werden. Ich hatte keine Ahnung, was er da tat, aber es sah nach etwas sehr mächtigem aus.

Als der Lichtstrahl wieder verschwunden war, sah ich das Unfassbare. Vor mir stand ein riesiger Wolf. Ich hatte noch nie so schönes Fell gesehen. Es war braun mit blonden und rostroten Strähnen. Er hatte immer noch seine grünblauen Augen. Ich wusste, dass ich diesen Augenblick nie vergessen werde. Das war der erste Wolf, den ich gesehen hatte.

'Schön nicht?' hörte ich in meinen Gedanken. Es war Luke's Stimme. Telepathie. Willst du es nicht auch probieren?

''Wie?'' fragte ich.

'Denk so fest wie du nur kannst an die Sonne. An Frieden. Dann musst du losrennen und jeden Muskel deines Körpers anspannen und abspringen, wie ich. Los probier es!' sagte Luke. Ich hörte seiner Stimme an, dass er an mich glaubte.

Also dachte ich an die Wärme der Sonne, an schöne Momente mit meinem Bruder und meiner Eltern. Ich rannte los. Ich war wütend, dass ich nie mehr meinen Bruder sehen konnte. Alle Muskeln spannten sich automatisch an und ich sprang ab.

Es war das beste und schlimmste Gefühl, dass ich je hatte. Ich merkte wie ich stärker wurde. Und ich merkte auch, wie ich meine Menschlichkeit verlor. Ich war ein Werwolf.

Ich lachte Luke in Gedanken zu. Ich war überglücklich.

'Komm!' sagte Luke. Er führte mich zu einem See. Ich sah hinein. Ich sah mich. Eisblaue Augen. Ein weisses Fell.

'Du bist wunderschön. Ich habe noch nie in meinem Leben einen weissen Wolf gesehen.' sagte Luke.

'Kann ich nur zurückgeben.' sagte ich. Wenn ich jetzt ein Mensch wäre, wäre ich bestimmt knallrot geworden.

Ich wollte erfahren, was ich alles konnte. Ich so schnell los, wie ich konnte. Ich war bestimmt schneller als ein Auto auf der Autobahn. Ich verlangsamte mein Tempo ein wenig, weil ich Luke nicht mehr sah.

'Wo bist du?' fragte ich.

'Ich komme nicht nach. Du bist zu schnell.' lachte er mir zu.

Ich hielt an. Ich wartete und wartete, aber er kam nicht. In meinem Kopf jaulte es auf. Da ich jetzt ein Wolf war, verstand ich was das bedeutete. Ich sprang auf und lief los, in Richtung See.

Da sah ich Luke. Und zwei Menschen. Vampire. Instinktiv sprang ich auf sie zu.

Die Vampire rechneten nicht mit mir. Für eine Zeit waren sie abgelenkt und Luke konnte sich einen schnappen, auseinander reissen und in den See werfen. Ich warf währenddessen den anderen um und machte ihn kampfunfähig. Luke kam mir nach kurzer Zeit zur Hilfe. Er riss ihm den Kopf ab und riss ihm alle Körperteile aus. Auch ihn warf er in den See. Er konzentrierte sich wieder und wieder kam ein Lichtstrahl. Jetzt machte mir das Licht nichts mehr aus. Er war wieder ein Mensch.

''Denk an etwas das dich böse macht'' sagte Luke.

Schon nur das Wort Vampire reichte mir. Ich spürte wie ich wieder menschlich wurde. Wie ich schwach wurde.

Und dann stand ich wieder da. Mit dem selben Kleid, dass ich vorher anhatte.

Ich schaute Luke einfach nur an und er schaute auch mich einfach nur an.

''Wenn du dich verwandelst kommt nicht wie bei mir ein Lichtstrahl, sondern als würden Sterne um dich kreisen und dich verwandeln.'' sagte er.

Ich wurde rot. Schon wieder.

''Und bei dir sieht es aus, als ob die Sonne deine menschliche Hülle wegschmilzt und ein wunderschöner Wolf hervorkommt.'' sagte ich.

Er lachte und ich lachte mit, doch ich wurde sofort wieder ernst. ''Die Vampire'' sagte ich und ihm wurde auch wieder klar, was passiert war. Er rannte zum Trainingsgebäude. Zu Rex. Ich folgte ihm.

Ich drückte wie wild auf den Liftknopf und tappte aufgeregt auf beiden Füssen hin und her. Als die Türen aufgingen rannte ich in den Lift und zog Luke mit mir mit. Als ich drin stand, kam eine Welle von schrecklichen Gefühlen auf mich herunter. Ich bekam Panik. Luke sah das und packte mich bei den Schultern. ''Lilly!'' sagte er energisch. Jetzt weinte ich. Er schüttelte mich, doch es brachte nichts. Er nahm mich in seine starken Arme und drückte fest. Automatisch hörte ich mit dem Weinen auf. Die Gefühle waren wie weggeblasen. Mir rollten immer noch die Tränen über die Wangen. Er liess mich los und schaute mir in die Augen. Er wischte die Tränen von meinen Wangen und holte ein Taschentuch hervor. In diesem Moment ging die Türe auf und wir gingen auf Rex zu.

''Hey ihr!'' sagte er und lief uns entgegen. ''Was geht?'' fragte er fröhlich.

''Komm'' sagte Luke und ging wieder in den Lift. Rex und ich folgten ihm.

''Es gibt eine Menge zu erzählen. Lilly kann sich verwandeln.'' sagte Luke und Rex fielen fast die Augen aus dem Kopf. Scheinbar war das etwas, was man erst später kann.

''Wir waren im Wald und sie verwandelte sich. Dann lief sie los. Ich habe noch nie so einen schnellen Wolf gesehen. Ich kam nicht nach und dann kamen da noch zwei Vampire aus dem Wald. Lilly hörte das und half mir aber das wichtigste ist, dass wir nicht mehr sicher sind.'' sagte Luke und drückte einen Knopf im Lift.

''Dann schlage ich vor, dass wir jetzt nochmals dahin gehen und Lilly sich nochmals verwandeln soll und dann schauen wir noch nach dem Vampiren, okay?'' fragte Rex.

Luke und ich nickten.

Die VerwandlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt