Kapitel 11

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Er nickte. Ich war froh, dass er Verständnis dafür hatte. Wir lagen noch eine halbe Stunde im Wasser bis unsere Hände schrumpelig waren. Kurz bevor sich im Lift die Türen öffneten, gab er mir einen Kuss auf die Wange. Wir liefen in verschiedene Richtungen. Ich ins Mädchen- und er ins Knabengwbäude.

Als ich in unserem Zimmer angekommen war, sprang Tresha sofort auf.

''Wo warst du so lange?'' fragte sie ganz aufgeregt.

''Ich war mit Luke...'' Ich erzählte ihr alles. Sie schrie ganz kurz leise auf, als ich zum Kuss kam. Nachdem ich ihr alles erzählt hatte, gingen wir ins Bett. Ich war glücklich und so schlief ich auch ein.

Am nächsten Morgen, am Sonntag, wurde ich von Tresha geweckt. Sie hatte einen Brief für mich gefunden. Darin stand:

'Liebe Lily

Da wir in letzter Zeit viel unternommen hatten, will ich dir damit danken. Wir haben einen Wellness-Bereich auf dem Dach, den wir im ganzen Jahr benützen können. Du kannst eine Person deiner Wahl mitnehmen und einen entspannenden Sonntag geniessen.

Vielen Dank

Rex'

Ich las den Brief erfreut Tresha vor. Ich wusste sofort, dass ich sie mitnehmen würde. Klar würde ich auch gerne Luke mitnehmen, doch ich hatte das Gefühl, dass ich Tresha ein Bisschen vernachlässigte, weil ich den Abend und so viele Stunden mit Luke verbracht habe. Eine halbe Stunde später standen wir auf dem Dach des Mädchengebäudes, beide mit einer Tasche.

''Hallo und herzlich willkommen im Wellness-Bereich. Wie kann ich ihnen helfen?'' fragte eine junge Dame. Das Dach war riesig. Es gab ein kleines Häuschen für die Umkleidekabinen und ein riesiges Gebäude komplett aus Glas.

''Ja, ich bin Lily White und ich habe einen Gutschein für einen Tag Wellness von Rex bekommen.'' sagte ich.

''Wenn Sie mir folgen würden?'' fragte sie höflich und lief zu dem kleinen Haus.

Ich zog einen pinken Bikini an und Tresha ein blauen. Wir wurden nach Strich und Faden verwöhnt. Zuerst bekamen wir eine Massage mit Öl, danach sassen wir in einem Sprudelbad und am Schluss bekamen wir noch eine Maniküre sowie eine Pediküre. Als wir wieder in den Lift stiegen war es zehn Uhr am Abend. Wir putzten noch unsere Zähne und dann gingen wir schweigend, viel zu müde um zu Reden, ins Bett.

Um sechs Uhr am nächsten Morgen läutete der Wecker. Gleichzeitig stöhnten wir beide auf. Es war viel zu früh. Meine Gliedmassen waren noch so entspannt, dass ich kaum aufstehen konnte. Ich ging ins Bad, duschte und putzte die Zähne. Wir gingen nach unten in die Kantine und assen unser gewöhnliches Müsli. Als erstes hatten wir Training bei Rex. Wie immer war er fröhlich und begrüsste alle mit einem herzlichen Lächeln.

''Wie letztes Mal werden wir dieses Mal wieder unsere Kraft trainieren. Das werden wir das ganze erste Jahr machen. Ihr müsst richtig Kräftig sein, um euch auf ein Gebiet, wie zum Beispiel die Armee, zu spezialisieren. Habt ihr noch Fragen?'' verkündete er an. Niemand sagte etwas. ''Also los!'' trieb er uns an und als ich an ihm vorbeilief, lächelte er mich an. Tresha und ich gingen zu einer Bank. Wir stiegen im Takt immer wieder auf die Bank und stieg wieder runter. Nach zehn Minuten Bank-Training gingen wir weiter zu einem Trampolin. Das machte richtig Spass und trainierte auch die Muskeln. Obwohl wir eigentlich für die Muskeln trainieren sollten, machte ich zwischendurch auch ein paar Saltos, weil Tresha dann immer aufschrie, weil sie Angst hatte, dass mir etwas passiert. Am Ende der Doppelstunde Training hatten wir Technik der Abwehr und des Angriffs. Die Lehrerin war Mrs. Glidd. Sie war eher klein, trug lange, braune Haare, die sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Sie war sportlich, das sah man ihr an. Ich sah, dass sie jeden einzelnen von uns anlächelte. Im Raum gab es keine Pulte, wie in jedem anderen Zimmer. Hier lagen anstatt Pulte, Matten.

''In meinen Unterricht gehört keine schlechte Stimmung. Es ist ein friedlicher Ort, obwohl hier oft gekämpft wird. Ich möchte, dass ihr euch in zweier-Gruppen aufteilt. Immer Mädchen mit Mädchen und Knaben mit Knaben. Ein zweier-Team auf eine Matte. In einem Kampf gibt es immer einen Gewinner und einen Verlierer. Ich möchte, dass ihr mit einer Niederlage ebenso wie mit einem Gewinn gut umgehen könnt.'' Mrs. Glidd lief andauernd hin und her. Sie war zwar sehr freundlich, doch sie hatte einen sehr gebieterischen Charakter. So verlief die Stunde und wir lernten viel über Taktiken, wie wir uns aus einem Griff befreien konnten.

Tresha und ich gingen in der Mittagspause gerade an unseren Tisch, als auch Ryan, Neil, Meredith und alle anderen aus unserer Klasse sich zu uns setzten. Wir quatschten über jede Menge, so wie das halt Schüler tun. Lästern über die Lehrer und beschweren sich über die vielen Hausaufgaben. Wir hatten es sehr Lustig, bis Luke kam und mich fragte ob ich kurz Zeit hätte.

''Kann ich dich wieder einmal treffen? Es kommt mir vor als wäre ich eine Ewigkeit nicht mehr mit dir zusammen gewesen.'' fragte er und lächelte mich schief an.

''Klar, ich habe jedoch viele Hausaufgaben, aber Tresha ist heute nach der Schule die ganze Zeit bei Ryan. Wir haben also das Zimmer ganz für uns alleine.'' sagte ich und küsste ihn. Er erwiderte den Kuss und es war wiedermal ein so schöner Moment, dass ich die Tatsache, dass ich meine Familie verloren habe, völlig vergesse. Klar vermisse ich meine Mutter, mein Vater und mein Bruder, doch mit Tresha, Luke und den vielen netten Schülern, ist das gar nicht so schlimm, wie ich es mir am Anfang gedacht hatte. Als der schöne Moment vorbei war, fragte ich: ''Ich muss noch fertig essen. Kommst du nach der Schule vorbei?''

''Klar, bis dann.'' sagte er und küsste mich auf die Wange. Ich lief zurück zu unserem Tisch und die anderen waren ganz aufgeregt. Es kamen so Sätze wie: ''Du und der Zweitklässler also?'' oder ''Immer nur mit älteren'' Ich lachte nur ab den Kommentaren. Als die Mittagspause fertig war, gingen wir zu Mr. Clark. Bei ihm war der Unterricht nie richtig spannend, denn er quasselte immer nur wirres Zeug, das wir überhaupt nicht verstanden. Scheinbar ging es bei ihm um die Gaben. Das Thema interessierte mich zwar, aber was er redete, verstand ich überhaupt nicht. Also sass ich einfach nur da und starrte ihn an. Ich war der Glocke so dankbar, als sie endlich läutete.

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