Pov. Delay
,,Sag' ich." Meinte er und schlug mir liebevoll auf die Schädeldecke. ,,Wow, überzeugend." Ich musste lachen und wandte mich aus seiner todbringenden Reichweite. ,,Was machen wir den Abend noch so?" Fragte ich ihn nach ein paar Sekunden Stille. Er zuckte mit den Schultern und sagte dann: ,,Ich muss noch für Mathe lernen und wenn ich damit durch bin muss ich mich wahrscheinlich schon fertig machen für die Party." Ich schnaufte. ,,Bei Mathe kann ich dir leider, leider nicht helfen. Ich bin genauso hohl wie du was das angeht. Naja, ich geh ein bisschen laufen, hm?" Sagte ich und erhob mich ächzend. Meinen Block schob ich unauffällig mit der Fußspitze unter das Bett, damit Manu meine skurrilen Gedankengänge nicht sehen konnte. Ich wusste ja wie neugierig mein Kumpel war. ,,Wünsch mir Glück." Seufzte er als ich gerade meine Hand auf die kühle Türklinke legen wollte. Ich grinste ihn an. ,,Viel Glück." Seine Antwort darauf war ein verzweifeltes Lächeln. Wir hassten Mathe beide wie die Pest, doch für Nachhilfe waren wir uns zu stolz. Ich verließ das Zimmer und atmete tief den Geruch des kuscheligen Wohnabteils ein. In zwei Tagen müssten wir unser Zimmer verlassen und dreißig Zimmer weiter ziehen. Für jede Stufe auf diesem Internat gab es nämlich genau dreißig Zimmer und wenn am Anfang der Sommerferien die Neuen kamen hieß es weiterrutschen. Aber natürlich sollten die Neuen im ersten Jahr den Luxus haben nicht ewig lang laufen zu müssen bis sie zum Schulgebäude kamen. Wie viel würde ich geben um das noch einmal genießen zu können... Aber jetzt war es auch nicht schlecht. Ich ging nach rechts um durch unseren Flur auf die große Treppe zu kommen, die von der Eingangshalle nach links und rechts abging und zu jedem der fünf Stockwerke führte. Auf der rechten Seite waren von unten nach oben die Stufen eins bis fünf untergebracht, auf der linken Seite von oben nach unten sechs bis zehn und unten die Lehrer. Die Stufen glänzten und die Decke spiegelte sich im weißen Marmor. Durch die riesigen Fenster zwischen den Stöcken fiel das heiße Tageslicht und heizte den ganzen Raum auf. Die Luft war so dick, sie schien kaum in meine Lungen zu passen. Die große Tür stand offen und ließ alles mögliche an lästigem Getier frei eintreten um uns allen miteinander die Nächte zu versüßen. Ich ließ mich seitwärts auf dem breiten Geländer herunterrutschen und kam recht ungelenk unten an, wobei ich froh war, dass keiner mich gesehen hatte. Ich hätte mich selbst wohl nur auslachen können, hätte ich die Bewegung als Außenstehender gesehen. Ein paar Jungs aus der zehnten Stufe standen auf der Außenseite der Tür und machten Party. Einer stand etwas entfernt und belächelte die Szene nur zaghaft, während er mit einem jüngeren plauderte. Er war Asiate, hatte sich die Haare jedoch blond gefärbt. Seine Arme und Brust zierten einige Tattoos. Ich erkannte ihn und winkte ihm zu. Auch er beendete gerade die Schule, doch meinte oft, dass er auch noch einige Jahre hätte bleiben können. Er sah zu mir auf und grüßte ebenfalls knapp. Seufzend schlenderte ich über den großen vorderen Hof, der Hauptsächlich aus sauber geschnittenen Buchsbäumen, Wegen aus Sand und Kies und einer Wiese bestand. Ein großer, hölzerner Wegweiser zeigte die Richtungen zu den unterschiedlichen Gebäuden an und auch, wenn niemand hier ihn jemals gebraucht hatte, hatte er dennoch etwas stilvolles.