1: Gefängnis

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Ich starre die Gitterstäbe an. Wie jeden Tag.

Der Boden auf dem ich liege ist hart und kalt. Genauso wie die Luft. Hier ist alles kalt, sogar die Menschen. Mir persönlich wäre es ja lieber, dass sie kalt aufgrund der fehlenden Herzaktivitäten wären. Aber stattdessen vermiesen sie mir meinen ohnehin nicht gerade prickelnden Tag. Wenn ich recht überlege, ist sogar das Essen kalt. Deshalb beschließe ich kurzerhand, dieses Kaff auf Grinch's Hölle umzutaufen. Kreativ, nicht wahr?

"Essen", brummt es plötzlich von einer eher mäßig gut gelaunten Wache. Er schiebt mir ein Tablet in meine Zelle, oder besser gesagt, in meinen Käfig. Das hier ist nämlich nicht eine gewöhnliche Zelle, sondern viel mehr ein überdimensionierter Vogelkäfig in einer Halle. Die Wachen haben wohl Angst vor mir. Pfh... mir soll's recht sein. Denn wenn sie Angst vor mir haben, dann auch einen gewissen Respekt. Dieser ist im Moment nämlich so ziemlich das einzige, was ich überhaupt besitze. Auf jeden Fall darf ich nun aufgrund eines dummen Fehlers hier drinnen residieren. Klingt schöner als es ist.

Also rolle ich mich gelangweilt zu meinem Tablet, ohne aufzustehen. Naja, vielleicht habe ich mich doch ein bisschen gehen lassen...

Das Essen sieht ekelhaft aus, was es vermutlich auch ist. Es waren zu lang gekochte, labrige Nudeln mit einer "Tomatensauce", die mehr nach Ketchup aussieht als nach Sauce. Es ist wahrscheinlich auch Ketchup. Um das Ganze noch zu toppen, ist alles irgendwie aufs Tablet geklatscht.

"Schon mal was von 'Das Auge isst mit' gehört?", fuhr ich die Wache etwas spitz an.

"Sei froh dass du überhaupt noch was zu essen bekommst.", keift er zurück. Soso, der kleine Hosenscheißer glaubt also, dass es mutig ist, mit einer "Schwerverbrecherin" wie mir zu reden, während ich in einem Käfig sitze. Nun ja, so sage ich ihm das auch.

"Wenn du nicht gleich deinen Mund hältst, komme ich rein und sorge selbst dafür dass du ihn hältst!", erwiderte er lauter. Ich grinse ihm nur provozierend ins Gesicht. Es würde sicher Spaß machen, wenn er reinkommt.

"Provozier mich nicht!" Nun lache ich ihm lauthals ins Gesicht. "Du bist wirklich lustig wenn du versuchst bedrohlich zu sein!", pruste ich ihm ins Gesicht. Seine Gesichtsfarbe gleicht der einer Tomate. Mein neu gewonnener Freund reißt, kaum dass er sie aufgeschlossen hatte, die Tür auf und stapft auf mich zu. Kurz bevor er nach mir greifen kann, nehme ich ihm am Handgelenk und am Unterarm, während ich mit aller Kraft ziehe. Er besitzt anscheinend ungefähr null Gleichgewicht, denn er knallt sofort auf seine Knie. Ich lache nur während ich meinen Ellbogen mit Wucht in einem bestimmten Winkel auf seinen ramme. Die Wache schreit sofort auf und versucht, sich aus seinem Griff zu winden. Ich lache nur noch lauter, denn ich weiß, dass es nur noch mehr schmerzt.

Tja, meine kleine Ablenkungsrunde ist nicht von langer Dauer, denn die anderen Wachen, die es nach drei Jahrhunderten anscheinend auch schon gemerkt haben, eilen ihrem Kumpanen nun eifrig zu Hilfe. Wie süß.

Was gar nicht süß ist, sind ihre Teaser. Diese sind nun alle auf mich gerichtet, während sie wie Hühner herumlaufen und aufgeregt Anweisungen herumschreien. Immer noch grinsend, stoße ich die Wache von mir, die daraufhin nicht gerade elegant mal wieder auf allen Vieren landet.

"Kleine Göre!", brüllt er mich an und tritt mir in die Rippen. Ich zucke kaum zusammen und höre mit meinem Grinsen nicht auf. Es schmerzt, aber ich weigere mich vor der versammelten Mannschaft Schwäche zu zeigen. Außerdem habe ich schon weit Schlimmeres überstanden.

Doch einen weiteren Gedanken kann ich nicht fassen, denn die anderen beginnen mich zu teasern, bis ich in eine beinahe friedvolle Finsternis gleite.


Just A Joke ♤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt