16:"Eyes"

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... warte. Nein.
Ich schieße hoch und blicke panisch um mich. Ich bin in einem Auto. Auf der Rückbank. Was ist passiert? Habe ich es mit dem Trinken übertrieben? Mein Hals schmerzt und mein Schädel pocht. Stöhnend greife ich mir an die Stirn. Dann fällt es mir ein.
"Scheiße", zische ich und bemerke erst jetzt, dass eine dunkle Decke auf mir liegt. Ich reiße sie weg und... ich bin angezogen. Etwas verwirrt starre ich auf da Kleid, das ich offensichtlich immer noch trage. Es ist auch nicht zerrissen oder unordentlich. Nach genauerer Begutachtung trage ich auch immer noch Unterhosen. Ich runzle die Stirn und glaube für einen Moment, dass ich mir die letzten Ereignisse nur eingebildet hatte. Wollte er mich nicht...?

Was sollte ihn davon abhalten? Mir ist kalt und ich ziehe die Decke wieder etwas über mich. Er hat auf jeden Fall entschlossen gewirkt. Definitiv nicht so als ob er einen Rückzieher machen würde. Mich würde es schon wundern, wenn der Typ irgendwann in seinem Leben überhaupt einen gemacht haben sollte. Ich versuche die Autotüren zu öffnen, nur um festzustellen, dass sie verschlossen sind. Na gut, für so naiv hätte ich ihn nun auch nicht eingeschätzt. Auch der Schlüssel steckt nicht und die vorderen Türen sind auch verschlossen. Also spähe ich aus dem Fenster. Das große Anwesen ist immer noch hell erleuchtet. An der Eingangstür kann ich jedoch Männer erkennen, die sich offensichtlich verabschieden. Mir läuft es kalt den Rücke runter als ich den Joker unter ihnen erkenne, seltsamerweise aber ohne Sakko. Ich denke allerdings nicht weiter darüber nach und versuche in den Kofferraum zu klettern.
Super Plan. Notiz an mich: Man kann in einem teuren Sportwagen nicht von der Rückbank aus in den Kofferraum klettern. Und wenn, dann wäre dieser sicherlich auch verschlossen. Fluchend schaue ich noch einmal aus dem Fenster nur um den Clown auf dem Weg zum Auto zu sehen mit dem Schlüssel in der Hand.
Meine Gedanken rasen. Soll ich mich auf die Vorderbank setzen? Tot stellen? Schließlich stelle ich mich schlafend und ziehe die Decke etwas nach oben.
Mit geschlossenen Augen lausche ich wie er die Autotür aufmacht. Ich werde nervös als er sich offensichtlich nicht weiterbewegt. Dann höre ich sein Seufzen.
"Komm nach vorne.", sagt er harsch und lässt sich in den Fahrersitz fallen. Ich öffne vorsichtig ein Auge. Er sieht mich genervt an. Meine Wangen werden rot und verwerfe meinen Plan, "gerade aufzuwachen". Mit einem kleinen Räuspern wickle ich die Decke um mich und klettere in den Vordersitz. Seine Augen folgen mir und er zeigt keinen Gesichtsausdruck. Ich setze mich in den Beifahrersitz und schille ihn von der Seite an. Er starrt mich immer noch an. Unsere Augen scheinen sich mal wieder irgendwie zu verhacken und ich kann meinen Blick nicht abwenden. Ich betrachte seine hellblauen Augen und wundere mich wie jemand mit solch unschuldigen Augen so ein Leben führen kann. Sie scheinen nicht zum Rest zu passen. Auf einmal reißt er seinen Kopf weg und fährt sich durch die Haare. Er presst die Zähne zusammen und umklammert das Lenkrad. Ich blinzle und schaue in meinen Schoß. Da ist irgendwas dass ich nicht so recht zuordnen kann. Arschloch. Das ist sicher eines seiner berühmten Manipulationsspiele. Dennoch fühle ich mich... enttäuscht. ... habe ich was falsch gemacht? Ich schüttle den Kopf über meine seltsamen Gedanken. Dann sehe ich ihn wieder an. Er atmet schwer und starrt auf das Lenkrad. "Was hast du gemacht?", frage ich in die Stille. Er scheint aus einer Starre zu erwachen und sein Grinsen kommt wieder zum Vorschein. "Du meinst nachdem du beinahe meinen Ruf ruiniert hast?" Ich lege den Kopf schief und zische: "Geschäftspartner?" und könnte mir gleich darauf eine Ohrfeige geben. Aber ich kann es ja nicht lassen ihn zu provozieren. Überraschenderweise rastet er nicht komplett aus. Nur ein bisschen.
"Anscheinend weiß hier jemand nicht wann man den Mund halten sollte!", knurrt er und verpasst mir eine. Mit einem kleinen Schrei fliegt mein Kopf zur Seite. Ich atme schwer und halte meinen Blick gesenkt während er losfährt. Ich kann ihn leise fluchen hören. Ich beiße die Zähne zusammen, nehme wieder etwas Haltung ein und richte meine Locken. Soso. Vermutlich weiß er selber nicht warum er mich als 'Geschäftspartnerin' vorgestellt hat. Allerdings halte ich diesmal aus strategischen Gründen den Mund.
Die Fahrt verläuft leise. Niemand sagt ein Wort. Nur sein Fluchen unterbricht die Stille und er fährt sich die ganze Zeit durch die Haare. Inzwischen sind sie nicht mehr ordentlich zurückgegelt sondern Strähnen fallen in sein Gesicht. So langsam macht mich das wahnsinnig! Nach dem nächsten reißt mein Geduldsfaden. "Meine Güte!", zische ich, beuge mich schnell rüber und streiche ihm die Haare aus dem Gesicht. Während ich mich wieder zurücklehne reagiert er zuerst gar nicht. Dann starrt er mich an als ob ich gerade seine Mutter beleidigt hätte. Ich muss kichern als er mich offensichtlich verwirrt anstarrt. Sein Blick ist unbezahlbar. "Was?", grinse ich immer noch. Er öffnet den Mund, schließt ihn dann bald wieder und schüttelt den Kopf. "Gib das zurück", murrt er und reißt die Decke weg. "He die riecht gut!", entrüste ich mich. Seltsamerweise mochte ich den Geruch wirklich. Doch bevor ich mich noch weiter aufregen kann, fällt mir auf dass er die 'Decke' anzieht. Es ist nämlich sein Sakko. Jetzt grinst der Clown mich an. "Ach wirklich? Ich rieche gut? ", lacht er. "Äääh", stottere ich und laufe mal wieder rot an. Was ist eigentlich los mit mir?
Die restliche Autofahrt über kann ich mir Witze über seinen unglaublichen Geruch anhören. Doch etwas is lt seltsam. Ich erwische mich immer wieder, wie ich seine Gesellschaft sogar genieße

Just A Joke ♤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt