8: Home

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Vorsichtig stoße ich die Tür des verlassenen Hauses auf. Die Tür knarrt unschön während Staub durch einen Luftzug ein wenig aufwirbelt.
Naja, vielleicht ist es ein wenig renovierungsbedürftig...
Nachdem ich mit meinem gefälschten Ausweis problemlos aus dem Flughafen herausgekommen bin, habe ich mir ein Taxi genommen und bin fürs erste aus der Stadt draußen. Der Taxifahrer hat dran glauben müssen. Ich weiß. Scheiße.
Es fängt schon wieder an. Früher habe ich beim Töten nichts gespürt außer Zufriedenheit. Jetzt nagt das schlechte Gewissen an mir und zwar so stark dass ich am liebsten schreiend im Kreis rennen würde. Oder weine. Weinen? Ich habe seit Jahren nicht mehr geweint.
Jetzt reiß dich mal zusammen!
Etwas energisch schüttle ich den Kopf und bemerke dass ich vermutlich bewegungslos in den Raum gestarrt habe. Ob er Familie hatte?
Auf jeden Fall eine bessere als du.
"Shit Shit Shit!", grummle ich und ignoriere die lauter gewordenen Stimmen. Etwas verzweifelt mache ich das was ich immer in solchen Situationen tue. Alles verdrängen.
Immerhin diese Fähigkeit habe ich. Über nichts nachdenken, einfach handeln.
Etwas zögerlich berete ich das alte Haus. Es muss seit einigen Jahren schon verlassen sein. Das Wohnzimmer sieht einigermaßen gut aus. In der Mitte des Raumes steht ein schwarzes Sofa das wohl für heute als mein Bett umfunktioniert wird.
Also klopfe ich den Staub ein wenig ab und sehe mich noch in der Küche und im Badezimmer um. Es ist nicht so schlimm wie es auf den ersten Blick gewirkt hat, auf jeden Fall könnte ich es hier einige Tage aushalten. Gut, die Einrichtung ist mindestens 30 Jahre alt aber wenn ich einmal geputzt habe geht das schon. Vielleicht soll ich sogar länger hierbleiben? Ich kann sowieso nirgendwo hin.
Mein Magen knurrt und ich bin hundemüde. Die winzige Chipspackung im Flugzeug hat mich nicht gerade satt gemacht. Ich muss möglichst bald an Geld und mit meiner Bankomatkarte zu bezahlen wäre so dämlich dass ich mich eigentlich auch gleich als "ungeeignet für den Nobelpreis" eintragen kann.
Irgendwie habe ich es nicht übers Herz gebracht den Taxifahrer nach Geld abzusuchen. Er hatte nur Pech. Aber wenn die Polizei ein Phantombild von mir ausstellt und er mich identifiziert, könnte er der Polizei den direkten Weg zu mir zeigen. Ich fahre mir frustriert durch die Haare während ich in Selbsthass bade. Warum ihn nicht gleich ausrauben wenn du ihn eh schon tötest? Früher hat dich das auch nicht gestört. Wer intressiert sich schon dafür ob es dir leid tut oder nicht? Oder ob du ihm wenigstens das letzte bisschen Würde erhalten hast indem du ihn nicht ausraubst. Niemanden intressiert das. Seine Familie wird dich tot sehen wollen und du kennst nicht einmal seinen Namen. Aber das kennen wir ja schon von dir. Machst dir nicht einmal die Mühe die Namen zu merken du Stück Scheiße. Ich ziehe fest an meine Haaren bis es wehtut während mich die Stimmen unentwegt anschreien. Aber ich habe das Gefühl als ob ich den Schmerz verdiene. Eigentlich noch viel mehr davon. Mit zitternden Händen hole ich ein Messer aus meinem Rucksack. Wie lange das wohl schon her ist seit ich es das letzte mal getan habe?
Warum glaubst du haben sich alle in deinen Leben von dir abgewandt?  Du bist ein Monster.
Die Schreie werden nicht leiser. Ich setze das Messer an meinem Arm an und mache den ersten Schnitt. Der Schmerz zieht durch meinen ganzen Arm, aber irgendwie genieße ich es und beobachte mit einem Lächeln wie das Blut meinen Arm runterläuft. Dann mache ich den zweiten, den dritten. Irgendwann höre ich auf als mir ein wenig schwindlig wird vom Blutverlust. Die Stimmen sind leiser geworden, beinahe unhörbar.
Ich lasse das Messer achtlos auf den Boden fallen und mache einen Druckverband aus einem zerrissenem T - Shirt um die Blutung zu stoppen.
Es klingt seltsam, aber jetzt fühle ich mich befreit. Als ob mein Hass zusammen mit dem Blut weg wäre.
"Was soll das werden?", flüstere ich in den Raum als ob noch jemand hier wäre. Kaum bin ich in Gotham, schon gerate ich wieder in meine alten Wege. Aber das stört mich nicht so sehr wie ich gedacht hätte. Ich schüttle den Kopf als ob ich dadurch meine Gedanken los werden könnte und lege mich auf das Sofa.
Immer noch mit schwirrenden Gedanken lasse ich mich in einen nicht ganz so ruhigen Schlaf entgleiten.


















~Für die Ungeduldigen da draußen ;)
Mister J kommt in ein bis zwei Kapiteln vor~

Just A Joke ♤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt