Als ich von Scotts Bike kletterte zitterte ich am ganzen Körper. Müde drückte ich ihn kurz an mich und wollte schon gehen, als er mich zurück hielt.
„Ich wollte mich schon längst bei dir bedanken, Luci."
„Bedanken? Für was denn?"
„Dafür, dass du uns so unglaublich hilfst. Niemand verlangt das von dir, aber du hilft wo du nur kannst. Riskierst dein Leben für uns."
Müde taumelte ich ein paar Schritte rückwärts und meinte lächelnd: „Ach so. Scott, das ist keine große Sache. Ich helfe gern und weißt du was meine beste Freundin immer sagt. Aus dem Leben kommt sowieso keiner lebend raus, dann kann man auch mal was riskieren." Damit zwinkerte ich ihm zu und wollte gerade die Straße überqueren, als Dereks Wagen vor mir hielt. Elegant wie immer stieg er aus. Man sah ihm überhaupt nicht an, dass wir gerade einen ganz schönen Kampf hinter uns hatten. Das war unfair. Ich sah bestimmt aus, als wäre ich mit einem Wirbelsturm hierhergekommen und nicht auf Scotts Bike. „Was machst du denn hier?" fragte ich erschöpft, während Scott sich diskret ins Haus zurückzog.
„Weißt du," meinte Derek und fuhr sich einmal durch Haar „Ich war schon fast beim Loft, als mir aufgefallen ist, wie wenig Zeit uns noch bleibt. Ich weiß, wir reden nicht darüber und was wir zwei mit einander haben lässt sich nicht wirklich definieren, weil wir beide tief in unserem Innern wissen, dass du bald wieder verschwindest, aber um ehrlich zu sein. Ich mag dich. Sehr sogar. Mehr wie die meisten der Menschen, die hier in der Stadt leben. Du bringst mich zum Lächeln und das ist, Gott weiß es, wirklich schwer. Du hast eine so leichte und lockere Art, wie du es schaffst, dich über so kleine Dinge, wie eine Fahrt auf Scotts Bike zum Beispiel unglaublich freuen kannst. Es macht mir ehrlich Spaß, dich einfach nur zu beobachten. Und dafür habe ich nicht mehr so viel Zeit. Deswegen würde ich gern jede freie Minute nutzen."
Zu gerührt von dem was er gesagt hatte, stand ich einfach nur da. Erneut fuhr er sich durch Haar und auch wenn er versuchte, ziemlich lässig da zustehen. Mir machte er nichts vor. Dieser Vortrag hatte ihm Angst gemacht. Nicht, weil er sich vor seinen Gefühle fürchtete, sondern weil er sich vor meiner Reaktion fürchtete. Völlig fertig schloss ich kurz meine Augen und atmete tief durch. Als ich sie wieder öffnete, hatte Derek sich abgewandt und wollte schon zu seinem Auto gehen. Grinsend, wie ein dummes kleines Mädchen, das gerade seine Lieblingspuppe wieder gefunden hatte, rannte ich die letzten paar Meter zu ihm und griff nach seiner Hand. Wortlos lief ich Richtung Tür, doch mein dummes Grinsen blieb in meinem Gesicht. Leise schloss ich die Tür auf und zog Derek weiter. Ich wollte schon im Dunkeln meine Schuhe auszeihen, als das Licht anging.Vor uns stand Mary. Mein Grinsen verschwand augenblicklich. Ihr Gesicht war nicht zu deuten, jedoch hatte sie die Hände vor der Brust verschränkt und das war kein gutes Zeichen. Derek hatte wohl vor, die paar Schritte wieder rückwärts aus der Tür zu verschwinden, doch ich zog ihn zurück zu mir. Das hier musste er nach seinem Vortrag genauso wie ich durchstehen.
„Das..." fing ich an, wurde allerdings sofort von Mary unterbrochen. „Wage es ja nicht zu sagen, das ist anders als du denkst."
„Ich hatte nicht vor das zu sagen", verteidigte ich mich.
„Das wollte ich eigentlich sagen, doch dann fiel mir ein, dass meiner Mutter mir Manieren beigebracht hat", mischte Derek sich ein, schritt an mir vorbei und reichte Mary die Hand. „Derek Hale, Miss. Tut mir Leid wegen der späten Störung. Dieser Pferdchen Pyjama steht ihnen außerdem unglaublich gut."
Nicht nur Mary starrte ihn an. Auch mir fiel die Kinnlade herunter und ich wusste einen Moment nicht mehr wer vor mir stand. Hatte Derek in den letzten fünf Minuten einen Clown verschlugt. Der griesgrämige Derek Hale? Grumpy Cat? Mary fing sich vor mir, stotterte: „Mary Butler und äh danke?"
Ich hielt immer noch eine von Dereks Händen und drückte sie ganz sacht. „Würdest du im Zimmer auf mich warten, ich komme gleich." Eigentlich wollte Mary etwas dagegen sagen, doch sie ließ es bleiben. Derek ging und ich setzte mich in der Küche auf den Tresen und wartete meine Standpauke ab. Mary stellte sich mir gegen über und blickte mich nur an. Weiter fünf Minuten vergingen in denen sie nichts sagte, bis sie einmal tief ausatmete und dann meinte, „Derek Hale?"
Ich nickte.
„Hast du mir eigentlich zugehört, was ich dir über ihn gesagt hatte."
„Ja und weißt du, was Oma immer sagt. Man sollte sich von jedem selbst ein Bild machen und nicht auf Gerüchte vertrauen."
„Oh Mann, verwende nicht Omas Taktig gegen mich."
„Aber..." provozierte ich sie.
„Du hast Recht. Ich habe nur auf Gerüchte gehört", lenkte sie ein. „Aber warum hast du es mir nicht früher gesagt?" enttäuscht blickte sie zu mir auf.
„Ich weiß es nicht. Ich weiß ja nicht einmal jetzt was ich dir sagen soll."
„Habt ihr mit einander geschlafen?"
„Ja."
„Bist du schwanger? Warte, nein das ist eine Frage die deine Mutter stellen sollte. War es gut?" Sie grinste schelmisch. „Ich bin nicht schwanger", stöhnte ich auf und sprang vom Tresen. Dann umarmte ich sie und flüsterte ihr zu. „Und ja, es war der Hammer." Sie hielt mich eine Sekunde länger fest und fragte leise: „Liebst du ihn?"
„Ich kenne ihn doch erst seit ein paar Wochen. Ich weiß wirklich nicht was das zwischen uns ist. Darf er trotzdem hier blieben und du erzählst nicht gleich alles meiner Mom?"
„Ja", willigte sie ein und ein bisschen schockiert, wie einfach das ging, löste ich mich von ihr. „Ich hab gehört, was er auf der Straße zu dir gesagt hat. Er scheint einer von den guten zu sein und jetzt ab ins Bett."
Müde nickte ich und machte mich auf den Weg.
Nervös empfing mich Derek. Ohne sein Werwolfgehör, hatte er nichts mitbekommen. „Und?" fragte er vorsichtig. Mit strenger Miene verschränkte ich meine Arme vor der Brust. „Zieht dich aus!" befahl ich. Etwas verblüfft verstand er nicht gleich, doch dann hellte sich sein Gesicht auf. „Sie hält dich für einen von den Guten", ließ ich ihn wissen und schlüpft aus meinen Klamotten. Total erledigt legte ich mich in mein Bett und Derek kroch hinter mich. Mit allerletzter Kraft drehte ich mich um und schaute ihn an. „Ich mag dich auch. Sehr sogar. Und ich weiß, wir reden nicht über die Zukunft, aber es wird mir fehlen, nicht mehr mit ansehen zu können, wie du alle mit deinem finsteren Gesicht einschüchterst und niemand sieht, dass du sooooo lieb sein kannst." Müde legte ich meinen Kopf auf seine Brust. Ich konnte spüren, dass er lächelte und mit diesem Wissen schlief ich ein.
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Take my Breath away
FanfictionDiese Fanfiction beginnt mit der vierten Staffel. Es geht um Lucinda, die für ein paar Wochen bei ihrer Cousine Mary zu Besuch ist und dort auf Scotts Rudel trifft. Dadurch wird sie in die Welt des Übernatürlichen eingeführt. Braeden existiert in di...