Warum tut Dummheit nur so weh?

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Als ich fertig war den Tisch abzuräumen, schaute ich aus dem Fenster und musste feststellen, dass es schon ziemlich dunkel war. Wirklich Angst vor dem Dunkeln hatte ich nicht und man sah es mir vielleicht nicht an, aber ich war auch nicht schutzlos gegenüber Angreifern. Meine Bedenken beruhten vielmehr darauf, dass ich wahrscheinlich mit meinem Glück mich verlief und nicht mehr zurück fand. So beschloss ich, doch nicht spazieren zu gehen. Es gab ja genauso andere Sachen, die ich machen konnte. Auf dem Weg zu meinem Zimmer kam ich am Bad vorbei und beschloss erst einmal zu duschen. Danach konnte ich vielleicht einmal schauen ob eine meiner Freundinnen Zeit hat um zu skypen. Als ich mich langsam auszog, fiel mein Blick auf ein Radio im Bad. Genial. So konnte ich Musik zum Duschen hören. Mit ein bisschen Suchen fand ich einen Sender mit den neusten Hits. Laut singend stieg ich in die Dusche. Erst als der erste Wasserstrahl meine Haut traf, bemerkte ich wie dringend ich diese Dusche gebraucht hatte. Sofort entspannten sich meine Muskeln und ich sang noch fröhlicher mit. Ich musste nachher meine Mutter noch anrufen und sagen, dass ich gut angekommen bin. Irgendwie kam es mir komisch vor, dass wir Dezember hatten, hier jedoch kein Schnee lag. Die Temperaturen waren gerade zu sommerlich. Das war einer der Gründe, wieso meine beste Freundin mich so sehr beneidete. Hoffentlich meinte meine Cousine es nicht zu ernst mit der Arbeit im Büro. Ich meine, ich habe nichts dagegen ein paar Mal auf der Polizeistation zu arbeiten, aber das hier sollte doch mehr wie ein entspannter Urlaub von Zuhause werden. Am besten wäre es wenn ich eine lustige Zeit mit meiner Cousine verbringen konnte und nebenher genug Zeit hatte so viele Bücher zu lesen wie möglich.

Erfrischt stieg ich aus der Dusche und stellte mich vor den Spiegel um mich zu begutachten. Man musste zugeben für ein Mädchen war ich doch sehr groß mit meinen 1,75m. Kritisch drehte ich mich um meine eigene Achse. Meine normaler Weise langen, lockigen, blonden Haare, hingen nass herunter. Blonde Haare waren ein Vorteil und ein Nachteil. Obwohl die Mehrheit der Menschheit wusste, dass die Haarfarbe nichts mit der Intelligenz zu tun hatte, kannte ich wahrscheinlich dennoch jeden Blondinnenwitz. Trotzdem liebte ich meine Haare, sie waren schon oft zu einem Blickfang auf einer Party geworden. Mit dummen Kommentaren hatte ich gelernt umzugehen. Die beste Strategie, die ich bis jetzt gefunden hatte, war sich selbst auf den Arm zu nehmen. Wenn man öfters Mal auf sein Blondsein anspielte, merkten die Anderen sehr schnell, dass dumme Kommentare überflüssig sind. Ich weiß nicht ob es nur mir so geht oder ob andere dieses Gefühls genauso kennen, doch als ich jünger wa,r so erschienen mir die 18 Jährigen immer so erwachsen. Nicht nur in ihrem Verhalten, schon ganz allein in ihrem Aussehen. Vielleicht aber konnte man das bei sich selber nie so gut begutachten.

Plötzlich kam einer meiner absoluten Lieblingssongs. Bei ihm konnte ich einfach nicht still halten. Mitsingend und tanzend wirbelte ich durchs Bad. Mitten im Refrain geschah es. Wegen meiner vorherigen Duschparty war der Boden noch nass. In meiner „Blondheit" hatte ich das Handtuch von meinen Haaren, einfach auf den Boden geworfen und als ich nun darauf tanzte, geschah was geschehen musst: ich rutschte aus. Mit vollem Schwung landete ich auf dem Boden. Hart schlug mein Kopf auf und um mich herum wurde alles schwarz.

„Luci! Oh mein Gott Luci" leise drang eine Stimme durch den Nebel in meinem Gehirn. Aua. Mein Kopf schmerzte. Grob wurde ich an der Schulter geschüttelt. Mit schmerzverzerrtem Gesicht öffnete ich die Augen. Keine zehn Zentimeter von meinem Gesicht entfernt, befand sich das Gesicht von Mary. „Ich dachte du bist Deputy? Lernt man da nicht, dass man verletzte Personen am besten nicht bewegen sollte, weil man nicht weiß ob man es dadurch vielleicht nicht noch schlimmer macht?" Ich spürte einen heftigen Schlag auf meine Schulter. „Du Spast. Wie kannst du mir so eine Angst einjagen. Du sahst aus wie tot. Was machst du denn?" Immer noch lag ich nur mit einem Handtuch bedeckt auf dem Boden des Bades. „Ich bin auf dem Handtuch ausgerutscht und auf den Kopf geflogen. Wie lang war ich denn weg?"

Man konnte es ganz deutlich ihrem Gesicht ansehen. Sie hatte unglaubliche Schwierigkeiten nicht in Lachen auszubrechen. „Oh Mann. So etwas schaffst doch nur du. Also jetzt haben wir zehn Uhr."

Take my Breath awayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt