Kapitel 1: Willkommen in Brakebills (in Bearbeitung)

217 12 1
                                    

Leroy spielte vor Nervosität, mal wieder, an seinem schwarzen Lederarmband herum. Seit seine Mutter es ihm, zu seinem 18. Geburtstag geschenkt hatte, tat er das ständig sobald er in brenzlige Situationen geriet. Er rieb am Leder, schob manchmal Mittel und Zeigefinger darunter oder nahm es ab, drückte es kurz zusammen und machte es um das jeweils andere Handgelenk. Leroy bemühte sich so gut er konnte, jeden dieser Ticks zu unterdrücken, um vor Dekan Foster nicht wie ein kompletter Vollidiot dazustehen. Der Dekan, der Fakultät der New Yorker University, der sich schon seit Beginn des Vorstellungsgesprächs, durchgehend Notizen machte, würde sonst noch denken, er wäre ein krankhafter Zwangsneurotiker mit einem Lederfetisch. Nichts was Leroy tat entging Dekan Foster. Egal ob er sich nur am Hals kratzte oder nervös, mit den Fingern, auf den Tisch klopfte. Dekan Foster hatte alles im Blick. Leroy fühlte sich, wie beim alljährlichen Familienessen, das eigentlich nur den Sinn hatte. schmutzige Details aus der Nachbarschaft auszutauschen, oder sich gegenseitig mit schnippischen Kommentaren in den Rücken zu fallen. Nicht gerade die feine Englische Art, doch die Familie Wyatt kam ja schließlich aus den Vereinigten Staaten von Amerika und nicht aus dem Vereinten Königreich.
Reiß dich zusammen, das ist nur das Alumni Gespräch. Keine große Sache...
"Wie ich ihren Bewerbungsunterlagen entnehmen kann, haben sie letztes Jahr an einem Kurs für kreatives Schreiben teilgenommen."
"Ähm ... Ja, ja das habe ich."
Klappt ja super Arschloch
Sich in Gedanken selbst zu beleidigen war ein weiterer Tick von ihm. Ganz nach dem biblischen Motto: Dein größter Feind bist zu selbst. Der Dekan blätterte unterdessen weiter in Leroys Bewerbungsunterlagen. Wahrscheinlich suchte er nach einem passenden Thema mit dem er die Mauer des Schweigens, die Leroy um sich herum aufgebaut hatte einzureißen.
"Warum hegen sie eigentlich den Wunsch Jura zu studieren?"
"Ouh ähm ... Wissen Sie das war so. In meiner Kindheit, war ich oft mit dem Thema Mobbing konfrontiert. Naja und ich schätze deshalb habe ich recht schnell einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn entwickelt."
Mit Mitgefühl punkten, guter Schachzug Wyatt
Leroy konnte das Desinteresse des Dekans, an seiner Geschichte, förmlich riechen. Dekan Foster hatte ihn während seiner Erzählung nicht einmal angesehen und murmelte zudem, die ganze Zeit, irgendetwas unverständliches in seinen weißen grausigen Bart hinein. Seine komplette Erscheinung erinnerte Leroy ein kleines bisschen an Gandalf den Grauen, aus der Herr der Ringe Trilogie. Sein faltiges Gesicht, der lange Bart, die weißen Haare. Ihm fehlte nur noch der Hut dann wäre kein Unterschied zu erkennen.
"Unsere Zeit ist leider schon vorbei. Könnten sie, bevor sie gehen bitte noch den nächsten Bewerber hereinschicken?"
Leroy nickte daraufhin nur mit einem halbherzig aufgesetzten Lächeln und stieg von dem unbequemen Stuhl auf, der seinen Hintern jetzt schon seit einer geschlagenen Viertel Stunde vergewaltigte. Dekan Foster brachte Leroy noch zur Tür, was eigentlich unnötig war, da sie nur wenige Meter von seinem, mit Familienfotos übersähten, Schreibtisch entfernt war. Für ein Dekans Büro war dieser Raum, Leroy's Meinung nach, sowieso viel zu klein. Er verfügte gerade mal über zwei Fenster. Die Wände waren in einem schlichten weiß gestrichen. Über dem alten Parkettboden lag ein Teppich aus indischen Stickereinen der dem Büro wahrscheinlich, so wie all die Pflanzen die dort herum standen, das gewisse etwas verleihen sollte, was allerdings nicht klappte.
"Wir melden uns bei ihnen," sagte der Dekan als er Leroy die Tür öffnete.
Das heißt dann wohl so viel wie: Wir werden uns nicht melden und fick dich ins Knie
Leroy gab dem Dekan zum Abschied noch die Hand und drückte anschließend die Tür hinter sich zu. All die Anspannung die er vor und während des Gesprächs hatte war gleich darauf verflogen. Auf seinem Weg nach draußen, meldeten sich allerdings gleich wieder seine Zukunftsängste zu Wort. Sowie die Angst vor der Reaktion seiner Mutter wenn er ihr berichten würde wie das Gespräch verlief.
Fuck

"Und wie liefs," wollte Thea, Leroy's beste Freundin, gleich nachdem er das Telefonat entgegennahm, wissen.
"Einfach ausgedrückt ich habe auf kosmischem Level verkackt."
"Scheiße, aber mach dir nichts draus. Du wirst schon noch einen Studienplatz bekommen."
"Du hast leicht reden. Du hast schon einen. Mann ich dachte echt, dieser beschissene Schriftsteller Kurs in der Bewerbung, würde was bringen. Ich sollte mich am besten schon mal bei ner' Tankstelle, oder nem' KFC bewerben. Uni wird mich sowieso keine nehmen und mit Fast Food kenne ich mich aus."
"Bullshit, wir finden dir schon was. Ich komme später vorbei, dann überlegen wir uns was."
"Wenn ich dich nicht hätte ..."
"Würdest du wahrscheinlich nur noch schlechtes Gras rauchen und bei KFC arbeiten."
"Ich liebe dich auch. Bis später"
Ohne Thea könnte ich diese ganze scheiße nicht durchstehen
Die beiden kannten sich schon seit der Grundschule. Thea war immer das Mädchen, das alle Jungs haben wollten und auf das die anderen Mädchen neidisch waren. Ersteres war wahrscheinlich auch der Grund, weshalb sie bei der Auswahl möglicher Sexuallpartner so wählerisch war.

BrakebillsU 1. SemesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt