Das Gute daran, dass ich nicht mehr arbeiten musste, war, dass ich seit Langem mal wieder lange schlafen konnte. Na ja, ich konnte zu mindestens so lange schlafen, bis ich zur Uni musste.
Victoria hatte mir geraten, mit meinem Studium aufzuhören, jetzt wo ich zur Familie gehörte und mir keine Sorgen mehr ums Geld machen musste. Aber ich studierte nicht nur wegen des Geldes, sondern weil es mir wirklich Spaß machte und ich Menschen helfen wollte.
Zum Glück verstand Victoria das. Sie bot mir sogar an, die Uni zu wechseln auf eine private und hoch angesehene - nicht zu vergessen sau teuere - Universität. Aber ich lehnte ab. Klar schadete ein bisschen Vitamin B und Geld nicht, aber ich wollte Dinge in meinem Leben erreichen, die ich eigenständig erreichte und nicht wegen anderer.
Mein Tag begann um neun Uhr. Ich duschte mich und zog eins der sündhaft teuren Kleider an, die Victoria und ich gekauft hatten. Es war ein schlichtes Kleid von Burberry mit kurzen Ärmeln aus alt rosa Spitze. Jess hatte mir glücklicherweise ein paar Möglichkeiten für jedes Kleid zusammen gestellt.
Da ich weder auf allzu hohen Schuhen laufen konnte, noch Sneakers tragen sollte beziehungsweise durfte, entschied ich mich für die Variante mit weißen Valentino Sandalen. Dazu eine beige Givenchy Tasche, die groß genug war für meine Unterlagen.
Ich war nicht die Geübteste im Schminken, weswegen ich es bei etwas Concealer, Wimperntusche und Lipgloss ließ. Jess war dafür zuständig, mich richtig rauszuputzen. Aber für die Uni war das nun wirklich nicht nötig.
Meine Haare ließ ich offen, falls sie mich stören sollten, würde ich sie einfach zusammen binden.
Komplett fertiggemacht, ging ich nach unten in die Küche. Die Haushälterin Roswita war bereits am Kochen. "Guten Morgen, Miss Claire. Ihr Frühstück ist gleich fertig." Ich fragte sie, ob ich ihr helfen konnte, woraufhin sie mich mit großen Augen ansah. So etwas fragte man wohl nicht oft in diesem Haus.
"Setzen Sie sich. Möchten Sie etwas mitnehmen? Oder einen Orangensaft?" Ich verneinte. Orangensaft nach dem Zähne putzen war das Letzte, was ich machen wollte. Und ich glaube auch nicht, dass ich mich je daran gewöhnen werde, gesiezt zu werden, das war mir schon in der Schule unangenehm.
Roswita servierte mir arme Ritter, die so unglaublich gut waren, dass ich gleich die doppelte Portion aß. Wenn Victoria und Jess nicht auch auf meine Figur achten würden, würde ich hier mächtig zulegen bei dem hervorragenden Essen, das es hier jeden Tag gab.
"Guten Morgen, Claire. Schön, dich schon zu sehen.", begrüßte mich Victoria. Sie sah unglaublich aus in ihrem Etuikleid und den perfekten Haaren.
"Guten Morgen. Ich mache mich gleich auf den Weg zur Uni.", informierte ich sie.
Victoria setzte sich zu mir mit einem Teller armer Ritter. "Bevor du gehst, bekommst du noch was. Und die Limousine wird dich bringen."
Na super. Hoffentlich bekam das keiner mit. Aufmerksamkeit konnte ich gar nicht gebrauchen. Unter dem Radar zu bleiben, war genau mein Ding. Das dürfte mir so jetzt erst recht schwerfallen.
"David hat dir was da gelassen für die Uni.", erklärte Victoria und schickte Melinda, um es zu holen. Was hatte David mir denn besorgt? Vor allem warum? Es interessierte ihn doch sonst auch nicht, was mit mir war.
Melinda kam mit zwei Kartons zurück. Einem etwas Größeren und einem Kleineren. Sie stellte sie neben mir ab und ging grinsend wieder weg.
Mein Herz schlug schneller, als ich den "angebissenen" Apfel auf der Verpackung sah. Nein, das konnte nicht sein. War es wirklich das, was ich dachte, dass es war?
"Na los! Öffne es schon.", lachte Victoria. Ich nahm das Kleinere der beiden. Ich konnte mir schon denken, was drin war. Und ich hatte recht. David hatte mir ein iPhone X gekauft!
Mein kleines altes Handy reichte mir vollkommen aus. Ich brauchte so einen Schnickschnack nicht. Aber es musste ja einen guten Eindruck auf die Öffentlichkeit haben, da konnte ich schlecht ein altes Handy haben.
Im anderen Paket war ein neues MacBook Pro! "David hat gemerkt, dass du kein Laptop besitzt und dir einen für die Universität gekauft.", erläuterte Victoria. Das war wirklich zu viel. Zu viel Geld und zu viel für mich.
Ich musste damals meinen Laptop verkaufen, um Grace ihre Klassenfahrt ermöglichen zu können. Seitdem ging ich in die Bibliothek für meine Hausarbeiten und im Unterricht schrieb ich alles oldschool auf Papier mit.
"David hat alles schon eingerichtet. Unsere Telefonnummern und die von Grace sind im Handy eingespeichert. Die des Fahrers auch, also zögere nicht, ihn anzurufen. Und das MacBook ist auch bereit für den Einsatz gleich."
Ich musste mich echt beherrschen, nicht gleich loszuheulen. Ich fiel Victoria um den Hals. Mir wurden so viele neue Türen geöffnet dank dieser Familie, die für mich eigentlich immer geschlossen bleiben sollten. Na ja, die eigentlich nur geschlossen waren, wegen meines Vaters.
"Bedank' dich lieber bei David, Liebes. Er hat dir auch ein Auto besorgt, aber es dauert noch ein wenig, bis es ankommt. So lange musst du noch mit der Limousine herumgefahren werden." Moment mal, was?
Ich sollte auch noch ein Auto bekommen? Was denn noch? Das war wirklich alles David? Da musste ich mich echt bei ihm bedanken.
Als ich wieder halbwegs von meiner Wolke herunter kam, machte ich mich auf den Weg zur Uni. Oder besser gesagt zur Limousine, die mich zur Uni brachte.
Klar, das mit dem Handy konnte ich ja total verstehen. Ich konnte nicht mit einem Knochen rumlaufen, wenn ich zu einer milliardenschweren Familie gehörte.
Aber in der Uni wird man mir doch nicht auflauern und schauen, ob ich das neuste MacBook-Modell hatte. Ich konnte auch weiterhin oldschool meine Notizen aufschreiben und zu Hause meine Hausarbeiten machen. Wo war das Problem?
Das David daran gedacht hatte, was ich denn brauchen konnte, war unglaublich nett. Das hätte ich ihm wirklich nicht zugetraut.
Was mir aber gar nicht gefiel, war die Auto-Sache. Die wollten mir tatsächlich ein eigenes Auto kaufen. Einfach so. Mir? Ohne viel Fahrerfahrung? Die ihren Führerschein mit ganz viel Glück bekommen hat? Entweder hatten sie großes Vertrauen in mich oder doch zu viel Geld, das sie zum Fenster hinauswerfen konnten.
Auf der anderen Seite war ich schon etwas gespannt, was für ein Wagen man mir kaufen würde. Ich kannte mich nicht so sonderlich gut mit Autos aus, aber ich wusste dann doch, wenn es ein Teures war. Und das war in dieser Familie vorprogrammiert.
Ich bat den Fahrer, mich nicht direkt vor der Uni abzusetzen. Wie komisch wäre es, wenn man mich aus einer Limousine aussteigen sieht? Nein danke, ich wollte nicht gleich zum Campusgespräch werden.
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Welche Superkraft würdet ihr gerne haben wollen?
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Married to the Devil's Spawn
ChickLit"Sometimes love isn't a feeling but a CHOICE." Eine Entscheidung ändert Claires Leben von Grund auf. Aber es ist keine Entscheidung, die sie für sich getroffen hat. Es ist eine, die vor langer Zeit von anderen für sie getroffen wurde. start: 20/10...