Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schien es nicht so, als hätte David im Bett geschlafen. Wo war er die ganze Nacht? Wo hatte er geschlafen? Halt!
Warum kümmerte mich das denn überhaupt? Ich sollte froh sein, dass ich eine Nacht mal das ganze Bett für mich alleine hatte. Das war die erste Nacht seit ein paar Jahren, dass ich ein Bett für mich ganz alleine hatten. Und dann auch noch so ein Großes. Es gab nichts Besseres.
Ich zog mir schnell etwas über und machte mich dann auf in die Küche zum Frühstücken. Melinda stand am Waschbecken und spülte das Geschirr vom Morgen.
"Guten Morgen, Fräulein Claire.", begrüßte sie mich, "Kann ich Ihnen etwas zum Frühstück machen?" Ich hasste es immer noch, dass ich hier gesiezt wurde. Aber weder Melinda noch Roswita würden es einfach nicht lassen. Sie mussten es machen. Vielleicht würde ich mich irgendwann daran gewöhnen.
"Nein, nein. Ich mache das schon." Ich liebte es, zu kochen. Aber hier bekam ich einfach nicht mehr die Chance dazu. Und früher hatte ich auch nie Zeit, etwas Richtiges zu kochen. Hoffentlich bekam ich die Möglichkeit, wenn David und ich nicht mehr hier wohnen würden. Komischer Gedanke, um ehrlich zu sein.
"Ich habe die Reste in den Kühlschrank gepackt, falls Sie sie essen wollen.", bemerkte Melinda. Ich dankte ihr und wärmte mir das Essen auf. Zusammen mit einem meiner Medizinbücher setzte ich mich an den kleinen Frühstückstisch in der Küche.
Ich nutzte jede Gelegenheit zum Lernen. Es war ja nicht so, als hätte ich noch irgendwas anders zu tun. Jetzt, wo ich nicht mehr in jeder freien Stunde arbeiten musste, konnte ich mich wirklich auf mein Studium konzentrieren.
Gerade als ich fertig wurde, kam David in die Küche. Was machte er hier? Normalerweise war er um die Zeit immer im Büro am Arbeiten.
"Was machst du denn hier?", fragte ich. Das klang unfreundlicher als gewollt. Er sah mich mit hochgezogener Augenbraue an und ignorierte mich. Okay, jemand was schlecht gelaunt. Tat mir ja leid, dass ich wissen wollte, was mein Verlobter so trieb.
David setzte sich zu mir, mit etwas zu essen, und schaute nur auf sein Handy. Nett, eine Konversation mit dir gehabt zu haben. Nicht!
"Bist du gerade erst nach Hause gekommen?", startete ich eine Unterhaltung. Na ja, versuchte ich. Bei ihm wusste man nie, ob er darauf eingehen würde oder nicht.
"Ja." Dankeschön. Was für eine Unterhaltung! Ugh, dieser Kerl trieb mich noch in den Wahnsinn.
"Wo warst du die ganze Nacht?" Ich hörte mich echt an, wie eine alte, eifersüchtige Hausfrau.
"Und das interessiert dich, weil?", fragte er skeptisch. Ja, warum interessierte mich das eigentlich?
"Weil ich keine Lust darauf habe, es in den Nachrichten zu erfahren, wenn du irgendetwas angestellt hast." Uh, das war eine gute Ausrede. Wie war ich da nur so schnell drauf gekommen?
"Keine Sorge. Ich war sehr diskret. Keiner hat mich mit meiner Begleitung gesehen." Begleitung? Er hatte nicht wirklich mit einer anderen geschlafen, während ich hier war. Warum machte mich das denn bitte sauer? Ich wusste, dass er ein kleines Arschloch war. Und er hatte ja nicht wirklich treu zu sein, wenn wir kein richtiges Paar waren. Aber dennoch nervte mich das ein wenig.
"Gut zu wissen.", murmelte ich, als ich mein Geschirr in die Spüle stellte. So schön es auch war, mit David eine Unterhaltung zu führen - nicht-, so musste ich mich für die Uni fertigmachen.
Mir war es lieber zu lernen, wie ich Menschen rettete, als mehr über Davids Affären zu erfahren.
David sagte nichts mehr, worüber ich sehr dankbar war. Ich machte mich mit den ganzen Aussagen hier noch zum Affen. Ich kam mir selber ja schon dämlich vor. Da wollte ich gar nicht erst wissen, was David dann von mir hielt. Zum Glück hatte das kein anderer mitbekommen. Obwohl das ja auch eigentlich gar nicht so schlimm wäre. Die wenigsten Angestellten wussten, dass unsere Hochzeit nur arrangiert wurde und nicht aus Liebe stattfand.
Es war heute etwas frisch draußen, also entschied ich mich für blaue Jeans und eine rosa, schulterfreie Bluse. Dazu meine geliebten beigen Sandalen von Valentino. Zusammen mit der passenden Handtasche und ein paar weiteren Accessoires war mein Outfit perfekt.
Ich packte mein MacBook ein und noch ein paar weitere Dinge, die ich brauchte, und dann machte ich mir auf nach draußen, wo der Fahrer schon auf mich wartete. Hoffentlich bekam ich bald mein neues Auto. David hatte mir noch nicht verraten, was für ein Auto es sein würde, aber eigentlich war mir das auch egal. Hauptsache, ich wurde nicht mehr herumgefahren, das mochte ich gar nicht.
Ehrlich gesagt, gewöhnte ich mich viel zu schnell wieder an dieses Leben. Ich war zwar noch recht klein, als mein Vater uns verlassen hatte. Aber dennoch wusste ich noch, wie es war, wenn man zu den Wohlhabenden im Lande gehörte. Ich hoffte nur, dass ich nicht abheben würde, weil ich plötzlich so viele Möglichkeiten hatte, die ich vor ein paar Wochen nicht gehabt hatte.
Nach der Hochzeit musste ich nicht mehr hier wohnen. Ich würde mit David zusammen in seiner Wohnung leben. Und dann würde ich so einige Dinge anders machen. Ich verstand ja, dass ich auf mein Aussehen achten musste, aber ich musste doch nicht immer die teuersten Sachen tragen, oder? So lange alles gut aussah, war das doch okay. So sah ich das jedenfalls.
Das war auf jeden Fall einer der Dinge, die sich ändern würden. Oh und natürlich, dass ich nicht mehr mit David in einem Bett schlafen musste. Klar gewöhnte man sich daran, aber trotzdem hätte ich das Bett lieber für mich allein.
Aber Victoria würde davon nie etwas erfahren. Sie wäre gar nicht erfreut darüber. Sie und Hannes waren der festen Überzeugung, dass David und ich uns wirklich ineinander verlieben würden. Traumvorstellung, wenn man mich fragte.
David sah gut aus. Verdammt gut, keine Frage. Aber es ging halt nicht nur ums Aussehen, so sehr das auch nach einem Klischee klang. Super, wenn ein guter Charakter gut verpackt war. Aber wenn die Persönlichkeit scheiße war, was wollte man dann mit jemandem, der gut aussah.
David hatte einfach keine gute Persönlichkeit, zu mindestens nicht, dass ich wüsste. Er war nicht sonderlich nett zu mir oder gesprächig. Er war nicht treu, auch wenn wir kein richtiges Paar waren. Aber würde er es sein, wenn er in einer richtigen Beziehung war? Er hatte mir zwar ein neues Handy und das MacBook gekauft und ich würde ein Auto bekommen, das war echt nett von ihm, aber es würde mir besser gefallen, wenn er freundlich zu mir wär.
Der Fahrer hielt an und ließ mich raus, bevor ich mir noch viel zu viele Gedanken machen konnte. Ein paar musste ich mir auch noch für langweilige Momente in der Vorlesung aufsparen.
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Married to the Devil's Spawn
ChickLit"Sometimes love isn't a feeling but a CHOICE." Eine Entscheidung ändert Claires Leben von Grund auf. Aber es ist keine Entscheidung, die sie für sich getroffen hat. Es ist eine, die vor langer Zeit von anderen für sie getroffen wurde. start: 20/10...