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Die Rückflüge waren mindestens ebenso anstrengend wie die Hinflüge. Es dauerte eine Ewigkeit, doch dann waren wir endlich wieder auf deutschem Boden. Der Fahrer wartete schon, um uns nach Hause zu fahren. Doch wir fuhren nicht zur Villa, sondern direkt in die Stadt.

Es stellte sich heraus, dass ich ab sofort in Davids Apartment wohnen würde. Man hatte all meine Sachen aus dem Haus in seine Wohnung geschafft, während wir weg waren. Das wars. Der einfachste Umzug, den ich je hatte.

Davids Wohnung war ein riesiges Loft. Man konnte von oben hinunter in den Wohnbereich schauen. So cool! Aber die Einrichtung schrie einfach Männer-Wohnung. Ledersofa und dunkle Möbel. Vielleicht durfte ich ja ein wenig was an der Einrichtung verändern, damit ich mich wohler fühlte. Denn momentan fühlte sich alles ziemlich kalt an.

Mittlerweile waren etwa zwei Wochen vergangen, seit wir aus unseren 'Flitterwochen' wiedergekommen waren. Wir hatten wortlos vereinbart, nie wieder über die Ereignisse auf Maui zu sprechen. Und wir hielten uns auch daran. 

Zum Glück besaß die Wohnung ein zweites Zimmer, das jetzt meins war. Somit musste ich mir kein Bett mehr mit David teilen.

Aber ich musste ehrlich sagen, dass ich es etwas vermisste, niemanden mehr neben mir liegen zu haben. Seit Jahren teilte ich mir das Bett mit jemanden. Und jetzt war der Zeitpunkt gekommen, wo ich ein großes Bett für mich alleine hatte.

Es klopfte an der Wohnungstür, was mich komplett aus meinen Gedanken riss. Komisch, wozu gab es denn eine Klingel? Ich stand vom Küchentresen auf, wo ich gerade am Lernen war. Oder eher gesagt, versuchte zu lernen, denn ich war heute total leicht abzulenken.

Ohne zu gucken, wer vor der Tür stand, öffnete ich sie. Und ich bereute es sofort.

"Claire Bär! Meine Güte, bist du groß geworden!"

Es war der Mann, der sich früher mein Vater nannte. Der Mann, der meine Mutter, Schwester und mich vor Jahren verlassen hatte. Der Mann, wegen dem wir vor dem Nichts standen. Und der Mann, der vor Jahren meine Ehe arrangiert hatte.

Mein Puls erhöhte sich schlagartig.

Woher wusste er, wo ich war? Ich war gerade erst in Davids Apartment eingezogen.

"Was willst du hier?", hörte ich mich fragen.

"Darf ich rein kommen?" Was für eine Frage war das denn? Die Dreistigkeit, die dieser Mann besaß. Unglaublich.

"Nein, darfst du nicht." Mit verschränkten Armen stand ich in der Tür.

Ich wusste nicht, woher ich diesen Mut gerade nahm. 

Jahre lang hatte ich mir vorgestellt, wie unsere erste Begegnung wohl sein würde, nachdem er uns verlassen hatte. Die erste Zeit war ich noch froh, wollte ihn endlich wiedersehen. Doch als ich dann begriff, dass er nicht wiederkommen würde, schwanden meine Hoffnungen und meine Vorstellungen wurden weniger fröhlich.

"Ich-ich wollte mich entschuldigen, Claire. Was ich gemacht habe, war falsch von mir. Ich hätte euch nicht einfach so verlassen sollen." 

Ja, ach?

"Ich möchte bitte, dass du gehst." So stark ich mich anfangs auch gefühlt habe, so merkte ich gerade, dass ich immer schwächer wurde. Das war immerhin mein Vater, den ich seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. Wir waren früher unzertrennlich. Ich wollte immer so sein wie er. Ich schaute zu ihm hinauf. Er war mein Vorbild. Und dann zerstörte er alles und ließ mich zurück wie Dreck.

Mich überwältigten gerade einfach zu viele Gefühle aufeinander.

"Das kann ich verstehen." Er ließ den Kopf hängen. "Falls du es dir anders überlegst." Er hielt mir einen Zettel mit seiner Handynummer hin. Ich nahm sie an, schloss die Tür und ließ mich an der Wand zu Boden sinken.

Married to the Devil's SpawnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt