„Niall! Pass auf!", schrie Harry und ruderte wild mit den Armen, um seine Worte zu untermalen. Trotzdem reagierte der Ire viel zu langsam. Die Schlange schnellte vor und biss zu, mitten in seinen Fußknöchel hinein. Es war ein schrecklicher Schmerz. Er jaulte auf wie ein Hund und schüttelte sein Bein, um das Ungetüm loszuwerden. Doch es schien, als würden sich ihre langen, gebogenen Giftzähne mit jeder seiner Bewegungen nur noch tiefer ins Fleisch graben. Irgendwann stolperte er über seine eigenen Füße und landete im Gras. Endlich ließ sie von seinem Fuß ab, jedoch nur, um mit einer pfeilschnellen Bewegung seinen Hals ins Visier zu nehmen. Mit einem lauten Zischen versenkte sie die Zähne in seiner Halschlagader und das Blut spritzte nur so heraus. Während ihm schwarz vor Augen wurde, hörte er Harrys verzweifeltes Rufen und ...
„Mr Horan! Jetzt tun Sie nicht so, als könnten Sie mich nicht hören! Wachen Sie endlich auf!", donnerte Inspektor Gardners Stimme und riss ihn daher aus seinem Traum. Dafür war Niall ihm sehr dankbar, denn aus Albträumen konnte er sich meist nicht selbst befreien. Egal, wie sehr er darum kämpfte, endlich aufzuwachen, die surrealen Vorstellungen hielten ihn gefangen.
„Wie spät ist es?", fragte er, um Zeit zu gewinnen, und setzte sich auf, wobei er sich mit dem Handrücken über die müden Augen fuhr.
„Zeit zum Aufstehen", lautete des Inspektors blöde Antwort. „Es ist kurz vor zehn und Sie haben Besuch. Also kommen Sie, ich bringe Sie in den Waschraum, damit Sie duschen können. So verschwitzt sollten Sie Ihrem Besuch nicht unter die Augen treten."
Nialls Herz machte einen freudigen Hüpfer. Da weder seine Eltern noch sein Bruder von dem Vorfall wussten, konnte es sich bei seinem Besucher nur um Darragh handeln. Der würde ihn mit Sicherheit aufmuntern können, was Niall nicht nur wegen der Untersuchungshaft allgemein, sondern auch wegen des seltsamen Traums dringend nötig hatte. Ohne sein Frühstück zu beachten, zog er sich seinen Morgenmantel über den Pyjama und ließ sich von William in den Waschraum bringen. Es war ein wundervolles Gefühl, als der ihm zum Duschen die Handschellen abnahm, und Niall rieb sich zufrieden über die Handgelenke. Die Schellen, die er neuerdings nicht mehr ausziehen durfte, saßen nicht so fest, dass sie ihm weh taten, aber trotzdem war es ein tolles Gefühl, endlich wieder so weit nach hinten greifen zu können, wie er wollte. Deshalb war auch das Erste, das er tat, sich zwischen den Schulterblättern zu kratzen. Anschließend wusch er sich und ließ das heiße Wasser noch einen Moment lang auf seinen Rücken sprudeln, bevor er den Hahn zudrehte und nach einem Handtuch griff.
Nachdem er angezogen war und seine Zähne geputzt hatte, ließ der Inspektor ihn in den Besuchsraum. Anders als im Gefängnis war er nicht durch eine Scheibe von seinem Gegenüber getrennt und wurde ebenso nicht überwacht.
Darragh, der gerade noch den Kopf in den Nacken gelegt und ein Nickerchen gehalten hatte, sprang erfreut auf und schloss ihn in die Arme.
„Es tut so gut, dich zu sehen, Bruder", gestand Niall ihm lachend. „Ich gehe hier drin noch ein."
Gemeinsam setzten sie sich auf die Couch, während William ihnen zurief, dass er Niall in einer Stunde wieder abholte, und die Tür schloss.
„Das glaube ich dir", stimmte Darragh ihm zu. „Du weißt gar nicht, wie die mich auseinander genommen haben, bevor ich zu dir durfte. Ich dachte schon, die wollen auch noch in meine Unterhose gucken, so genau haben die es mit den Sicherheitsvorkehrungen genommen."
Niall nickte und beschloss, ihm gleich von Anfang an zu sagen, was los war.
„Darragh, der Grund warum ich hier bin und sie so ein Theater um mich machen ..." Er stockte und seine Hände verkrampften. „Die glauben, ich bin ein Mörder."
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Objekt 242
FanfictionEin eigenes Restaurant - das war schon immer Niall Horans großer Traum gewesen, den er sich mittlerweile sehr erfolgreich verwirklicht hat. Sein Lebensweg führt steil nach oben, zumindest bis zu dem Tag, an dem er unter Mordverdacht in seinem Büro v...