Fünfzehn

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Als Niall am nächsten Morgen erwachte, lagen er und Manon in Löffelchenposition im Bett, die Decke bis zur Hüfte weggestrampelt. Es war warm im Zimmer und ein Blick auf die Heizung verriet, dass sie sich über Nacht eingeschaltet hatte. Aus dem Nachbarzimmer konnte er Liam schnarchen hören.

„Guten Morgen", murmelte Manon schläfrig, drehte sich zu ihm herum und küsste ihn. Die gestrige Nacht war also kein Traum gewesen.

„Den wünsche ich dir auch", antwortete er und erwiderte den Kuss. Gestört wurden sie nur von dem Geräusch seines grummelnden Magens, das Manon zum Lachen brachte.

„Immer geht es ums Essen", neckte sie ihn und schwang die Beine aus dem Bett. „Los, lass uns runtergehen. Dann können wir Jenn zur Hand gehen. Außerdem brauche ich dringend einen Kaffee."

„Oh ja, ich auch", stimmte Niall ihr zu und stand ebenfalls auf, um sich anzuziehen. Nachdem Manon ihre Haare gekämmt und ihre Brille geputzt hatte, traten sie hinaus auf den Gang.

„Cool!", hörten sie eine ihnen unbekannte, sehr begeistert klingende Stimme, die eindeutig einem Kind gehörte. Auf Nialls Gesicht bildete sich ein breites Grinsen.

„Ich schätze, Louis ist angekommen", sagte er zu Manon. „Und das wird dann wohl der kleine Freddie sein. Mensch, bin ich gespannt, ihn zu sehen."

„Und ich erst", erwiderte sie fröhlich. „Ich liebe Kinder! Wenn diese verrückte Angelegenheit hier erledigt ist, will ich mein Medizin-Studium fertigmachen und Kinderärztin werden."

„Wow, das ist toll." Während Niall sie lobte, lief sie wieder rot an und machte eine abwinkende Handbewegung. Sie war so bescheiden und die Tatsache, dass sie Kinder mochte, ließ sie in der Gunst des Iren noch ein ganzes Stück nach oben steigen. „Möchtest du selbst mal welche?"

„Ja, schon", antwortete Manon, sichtlich froh darüber, dass er das Thema weg von ihrem stressigen Studium gelenkt hatte. „Aber ich muss erst sicher sein, dass es mit meinem Job vereinbar ist. Ich will nicht eine von diesen Müttern sein, die ihr Kind mit eineinhalb in die Betreuung geben müssen, weil sie sonst ihren Job verlieren. Und da ich eine eigene Praxis leiten will, muss das Thema Nachwuchs sorgfältig überlegt sein."

„Das verstehe ich." Er griff nach ihrer Hand. „Komm, lass uns mal Louis' Rotzbengel in Augenschein nehmen."

Manon kicherte und als sie in die Küche kamen, wurden sie auch direkt von Freddie begrüßt, der einfach auf sie zurannte und sich Manon in die Arme warf. Er war geschätzt drei Jahre alt, ziemlich groß für sein Alter und seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Seine Haare lockten sich am Hinterkopf ein bisschen und seine hellblauen Augen blitzten sie freudig an.

„Ich bin Freddie!", stellte er sich vor und Manon nahm ihn auf den Arm. „Und ihr?"

„Hey Freddie, ich bin Manon und das ist Niall", stellte die Brünette sich und ihre Begleitung vor. „Gab es schon Frühstück?"

Freddie schüttelte den Kopf und streckte die Arme aus, um zu verdeutlichen, dass er zu Niall wollte. Der Ire setzte sich ihn auf die Schultern, so wie er es mit Theo immer machte, was den Knirps zum Lachen brachte.

„Er liebt euch", meinte Jennifer schmunzelnd, die Frühstückseier kochte und dabei auf die Thermoskanne zeigte, die sie gefüllt hatte. „Kaffee?"

„Oh ja, vielen Dank." Manon nahm die Kanne und trug sie zum Tisch, wo sie zwei Tassen füllte. In diesem Augenblick kam Louis zu ihnen in den Raum geschlurft.

„Freddie! Was machst du da?", fragte er grinsend. „Hast du ein neues Pferd?"

„Ja! Ein Springpferd", tönte der Grünschnabel. „Es ist das beste Pferd im ganzen Land!"

Objekt 242Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt