Siebzehn

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Dieses Kapitel ist ganz besonders für dich, Ambi, denn ich hoffe, du wirst es hassen und gleichzeitig lieben <3

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Niall und Manon hatten alle Mühe, Harry zu folgen, denn der entpuppte sich als sehr schneller Läufer. Sie stolperten über Stock und Stein, bis es einen Hügel hinaufging und sie schließlich auf der Landstraße standen. Weit und breit war nichts zu sehen, abgesehen vom Unglücksort. Niall hatte es sich definitiv anders vorgestellt, die Grenze zu Fuß zu passieren. Irgendwie ruhiger.

Die Bushaltestelle war ein kleines Holzhäuschen, dessen blaue Farbe schon abblätterte. In der linken Seite steckte ein Auto älteren Jahrgangs. Die Fensterscheiben waren zerbrochen und das Glas meterweit verteilt. Die Motorhaube wellte sich vor der Windschutzscheibe auf und Rauch drang aus dem Motorblock.

„Totalschaden", sagte Niall, bevor Manon ruckartig seine Hand losließ.

„Da sitzt jemand im Auto!", rief sie und eilte vor. „Wir müssen ihn rausholen!"

„Hoffentlich hat das Auto einen Erste-Hilfe-Kas ...", setzte Niall an, sprach seinen Satz jedoch nicht zu Ende.

Manon hatte Harry gerade überholen wollten, da packte er sie am Handgelenk und hielt sie zurück.

„Warte!", sagte er in erschreckend scharfem Ton.

„Wir können nicht warten!", fauchte sie ihn an und versuchte, ihm ihr Handgelenk zu entreißen. „Jede Sekunde zählt, Harry!"

„Was ist?", fragte Niall den Lockenkopf verständnislos, als er endlich zu ihnen aufgeschlossen hatte.

„Mein Bauchgefühl sagt mir, dass irgendwas hier nicht stimmt", gestand Harry ihnen und schloss für einen kurzen Augenblick die Augen. „An der Sache ist etwas faul."

Harry ist da allerdings die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Obwohl er selbst keinerlei Kräfte besitzt, hat er ein untrügliches Gespür für allerlei Veränderungen, fielen Niall Deórsas Worte vom Vortag ein. Nun griff auch er nach Manons Arm, die vor Wut auf Harry bereits wieder zu weinen angefangen hatte.

„Manon", sagte Niall und versuchte, die aufkommende Panik in seiner Stimme zu unterdrücken. „Warte. Erinnerst du dich an das, was Deórsa uns gestern über Harry gesagt hat?"

„Der Boss hat von mir geredet?" Ungläubigkeit zeichnete Harrys Gesicht. „Aber ich bin nicht mal ein Agent. Was hat er gesagt?"

„Er meinte, du hast du ein gutes Gespür für Veränderungen", antwortete Manon und mit jeder Silbe, die sie aussprach, verstand sie, worauf Niall hinauswollte. „Oh."

Ein paar Sekunden lang regte sich keiner von ihnen, bevor Harry sagte: „Bist du dir sicher, dass da wirklich jemand im Auto ist? Ich halte das für eine Falle und denke, wir sollten schnellstens verschwinden."

Alle Drei spähten zum Unfallwagen. Sie konnten eindeutig menschliche Umrisse erkennen, aber nachdem Harry hinzufügte, dass es sich dabei auch um eine Attrappe handeln konnte, waren sie nicht mehr sicher.

„Ich weiß es nicht." Manon biss sich zögerlich auf die Unterlippe. „Harry, ich kann schon verstehen, was du sagst. Aber wenn da drin wirklich ein Mensch ist, muss ich ihm schnellstens helfen. Wenn er stirbt und ich ihn hätte retten können, würde ich mir das nie verzeihen."

Harry sah verzweifelt zwischen ihr und dem Auto hin und her. Schließlich kramte er aus seiner Jackentasche ein altes Handy und reichte es Niall.

„Das ist so programmiert, dass du damit nur einen Notruf ans Hauptquartier absetzen kannst", erklärte er. „Ich werde Manon jetzt zum Auto begleiten. Versprich mir eins: Egal, was passiert, wenn etwas passiert, haust du auf schnellstem Weg ab, die Landstraße hinunter bis ins nächste Dorf. Auf dem Weg rufst du im Hauptquartier an und dann versteckst du dich."

Objekt 242Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt