Freakshow

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Es schmerzte, aber er musste es aushalten. Für das Ziel würde er sich opfern müssen, aber danach würde es für die Vereinigung endlich bergauf gehen. Es war wichtig, dass er seine Aufgabe erfüllte. Das war ihm so oft gesagt worden...
So oft hatte er sich die Verherrlichung ihrer Ziele und Mittel angehört, hatte sie in sich aufgenommen und angefangen daran zu glauben, aufgehört zu hinterfragen.
Anfangs war er skeptisch gewesen, aber man hatte ihn überzeugt. Und genau deshalb hatte er sich die Nadel in den Arm gestochen. Sein Freund hatte zuvor das Gleiche getan, war aber gescheitert. Er hatte das Virus nicht verbreiten können, war zu einfach besiegt worden. Niemand hatte mit dem Soldaten gerechnet und wären es nur die Polizisten gewesen hätte es sicherlich funktioniert.
Aber er hatte noch ein Ass im Ärmel; damit konnte niemand rechnen und hier konnte er am besten zuschlagen. Es war auch kein Zufall, dass er der Händler war, den die Soldaten erwischt und hergebracht hatten. Das war alles Teil seines Plans und seiner Aufgabe. Und die führte er jetzt aus!


Ein lautes Grollen drang aus dem Obergeschoss.
„Was ist das?!"
Die Wände schienen zu beben.
„Ein Erdbeben?!"
Der Strom fiel aus.
„Das ist kein Beben! Raus hier!"
Alle stürmten aus dem Gebäude. Der Alarm wurde ausgelöst und auf der Straße vor dem Gebäude versammelte man sich. Die Polizisten schauten sich nervös um, wollten wissen was los ist. Die Detectives der Mordkommission schauten unterdessen hinüber zu dem Soldaten, dann folgten sie seinem schockierten Blick.
Er schaute an der Hauswand hoch, zum obersten Stockwerk des Gebäudes.
„Was zum Teufel ist das?!", rief Korsak.
Eine Antwort bekam er nicht, dafür krachte nur wenige Meter von ihm entfernt ein Stück Gemäuer auf die Straße. Erschrocken wichen alle weiter zurück und starrten nach oben.
Panik brach aus.


Die Bestie kletterte an der Fassade des Gebäudes entlang. Herausgekommen war sie durch das Loch, das sie zuvor in die Wand gerissen hatte. Durch dieses Loch sah man den Verhörraum.
„Es ist der Händler!", rief Piers.
„Der Händler?!", Jane sah schockiert und ungläubig zu ihm rüber.
„Ja, das war anscheinend sein Masterplan!"
Der Händler hatte die selbe Idee gehabt, wie sein toter Freund und sich das Virus injiziert. Aber die Auswirkungen waren weit drastischer, es musste eine weiterentwickelte Variante sein. Das war mehr, als der einfache Zombie, dem sie bereits begegnet waren. Das hier war ein übergroßer Muskelberg mit Reißzähnen, Klauen und wesentlich mehr Energie und Kraft als ein Untoter sie je aufbringen könnte.
„Was tun wir jetzt?", wollte Frost wissen, nachdem noch ein Stück der Mauer auf die Straße gekracht war.
„Dagegen kommen wir doch unmöglich an! Wie wird man sowas denn wieder los?!", Korsak kam näher zu seinen Kollegen, ließ den Blick aber nicht von dem Biest an der Hauswand.
„Im Normalfall mit jeder Menge Waffengewalt...", seufzte Piers und sah missmutig zwischen seinen Kollegen hin und her.
„Im Normalfall?", fragte Jane ungläubig, „Passiert sowas bei euch öfter?!"
Sie gingen alle noch weitere Schritte zurück, als das Biest laut brüllte.
„Ist zumindest nicht das erste Mal", meinte Piers erstaunlich gelassen.


Die Pistolen lagen oben im Büro, der Koffer mit dem Gewehr unten am Schießstand, die Waffen der Streifenpolizisten, die vor Ort waren, in ihren Wagen in der Parkgarage und das Beste, was sie hatten waren 2 Schweizer Taschenmesser und eine 9mm Pistole mit 12 Schuss im Magazin, die ein Cop noch im Holster getragen hatte. Das war bei weitem nicht genug, um sich gegen die B.O.W zu wehren, die nacheinander Fenster und Wände zerschlug.
Sie ließ ihre Klauen fauchend auf den Stein donnern und kam langsam herunter...
„Wir müssen auf Abstand gehen und Verstärkung rufen! Es darf nicht in die Stadt kommen!"
Korsak und zwei Cops griffen sofort zu ihren Handys und beorderten alle Streifenwagen aus der gesamten Stadt her, während sie langsam rückwärtsgingen. Alle anderen vor Ort liefen weiter vom Gebäude weg bis in die Nebenstraßen. Inzwischen standen auch in den umliegenden Wohnhäusern und Bürokomplexen alle an den Fenstern und schauten neugierig auf die Straße; die meisten von ihnen mit aus Angst geweiteten Augen.
Ein seltsam mutiertes muskulöses Monster, das brüllend und fauchend die Fassade des BPD auseinander nahm wirkte nicht real, sondern viel mehr, wie aus einem Hollywood Blockbuster entsprungen.
Und entsprungen traf es ziemlich gut, denn jetzt machte es einen Satz, stieß sich von dem Gebäude ab und landete mit lautem Krachen auf der Straße, auf der bis gerade noch Polizisten und Detectives gestanden hatten. Der Asphalt bekam augenblicklich Risse und brach auseinander. Steine und diverse Buchstücke flogen erneut durch die Luft und in den unteren Stockwerken wichen die Menschen erschrocken von den Fenstern zurück.
„Sie müssen aus den Gebäuden raus!", sagte Maura, als sie das sah.
„Mit so wenigen Leuten können wir nicht alle Gebäude evakuieren. Wir brauchen auch die Unterstützung der Sondereinheiten!", rief Frost gegen den Lärm und wich noch weiter zurück.
In dem Moment erschienen die ersten Streifenwagen in den Straßen und innerhalb kürzester Zeit kamen sie von allen Seiten.
Das war Anlass für die Bestie sich wild hin und her zu drehen, um sich zu schlagen und laut zu fauchen. Mit seinen Klauen erwischte es einige Kabel über der Straße und eine Laterne, die es prompt samt Befestigung aus dem Boden riss und auf ein gegenüberliegendes Haus schleuderte. Dessen Fenster barsten teilweise und sowohl die Laterne als auch die Glasscherben fielen auf die Cops nieder.



Von allen Seiten unter Beschuss genommen taumelte die Bestie und schlug wild und unkontrolliert um sich. Die Rufe „Zurück!" und „Feuer!" hallten aus allen Richtungen durch die Straßen.
„Korsak, Piers?! Geht es euch gut!", rief Maura gegen den Lärm, als sie einen anderen Detective auf die Füße zog.
Jane und Frost halfen den verletzten Cops von der Straße zu kommen und gingen mit ihnen auf Abstand vom Kampf.
„Geht schon...", murmelte Piers, hielt sich eine Hand an den Kopf und zog Korsak mit der anderen hoch.
Der Ältere jedoch gab einen Schmerzenslaut von sich und fluchte daraufhin über seinen Rücken. Maura nahm auch ihn sofort zur Seite und setzte ihn wenig später zu den anderen Verletzten, bei denen sie auch erst einmal blieb um sie zu versorgen.


"Ich will ja nichts sagen, aber eure Leiche ist abgehauen."Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt