3 - 45 Minuten Horror

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Ich sitze in einem dieser Stühle, die immer in Lehrerzimmern stehen. Modern, gepolstert und mit Armlehne. Nicht einmal ansatzweise vergleichbar mit den Foltergeräten, die die Schule für uns Schüler bereit hält.
"Tut mir leid, wegen der Verspätung Cailyn, aber ich musste auch noch mit Ethan reden und das macht das Ganze nicht unbedingt einfacher. Verstehst du?"
Ich höre auf den Raum zu betrachten und die Namen der Ordner im Schrank zu lesen, und blicke schüchtern auf, während Mr. de Leon die Tür hinter sich schließt, mit langen, schnellen Schritten durch den Raum schreitet, und neben mir auf einem Stuhl Platz nimmt. Er sieht ziemlich gestresst und geschockt aus, als hätte er gerade den Leibhaftigen persönlich erblickt. Es steht außer Frage, dass sein Gemütszustand auf das Gespräch mit Ethan zurückzuführen ist.
"Cailyn, wir müssen reden." Ich nicke vorsichtig. "Was sollte das?" Ich schaue ihn weiter irritiert an, noch immer unfähig auch nur ein Wort herauszubringen.
Mich schüchtert diese ganze Situation ein und dann noch dieser Lehrer, ohh mein Gott, dieser verdammte Lehrer, irgendtwas hat er an sich, dass mich komplett blockiert, sodass ich kein einziges Wort mehr rausbekomme. "Cailyn, ich will das echt verstehen, aber du musst kapieren, dass du vielleicht in ernsthaften Schwierigkeiten steckst, erzähl mir bitte einfach was passiert ist. Bitte!" Sein Blick wird weich und er versucht zu lächeln, aber es gelingt ihm nicht ganz, noch immer steht ihm der Stress in's Gesicht geschrieben. "Ich, ähhh .."
setze ich an, verwerfe, aber sofort wieder, was ich sagen wollte. Jetzt lächelt mich Mr. de Leon freundlich an
"Erzähl es mir einfach in aller Ruhe, lass dir Zeit ich höre zu."
Irgendetwas in seinen Blauen Augen entwaffnet mich, lässt mich nackt fühlen, als wäre ich in seiner Gegenwart nur ein kleines naives Mädchen, dennoch ziehen sie mich an, als könnten meine geheimsten Gedanken in Gegenwart dieser Augen, langsam hinter ihren Verstecken hervorkommen und sich schüchtern der Welt offenbaren. Er scheint einer dieser Menschen zu sein, denen man alles erzählen kann.

"Es ist seine Schuld, es fing schon am Anfang der Stunde an. Nachdem er sich neben mich gesetzt hat. Er hat mich provoziert, aber so richtig. ich bin eigentlich nicht so, das müssen sie mir glauben. Er wollte dass ich ihn schlage und ich war so naiv es zu tun."
Mr, de Leons Blick wird weich wie der eines besorgten Vaters. "Caily, was genau hat er gesagt ohne diese Information kann ich nichts für dich tun, du musst es mir erzählen, Sonst wird die Schulleitung weder mir noch dir glauben, Ethan hat einflussreiche Eltern, die sonst mit einem Anwalt ankommen werden und wenn die Schulleitung etwas vermeiden will, dann einen Rechtsstreit."

"Ich weiß nicht mehr was er genau gesagt ."

Ich bin erstaunt wie leicht mir die Lüge über die Lippen kommt, doch es ist besser so, ich kann nicht sagen was er wirklich gesagt hat.

Zuvor

Unruhe macht sich in mir breit, seine Berührungen machen mich bewegungsunfähig, obwohl ich mich ekel ruht seine Hand noch immer auf der Innenseite meines rechten Oberschenkels, wo er sie schon am Anfang der stunde platziert hatte. Selbst durch den dünnen Jeansstoff kann ich die genauen rauen Linien seiner Hand spüren, welche verlangend meine Lenden erhitzen. Der Unterricht fliegt an mir vorbei, ich bemerke kaum etwas, was der Lehrer sagt, stattdessen beuge und wende ich mich innerlich unter dem Ekel, welcher in meinem Oberschenkel beginnt, mein Blut vergiftet und sich in meinem ganzen Körper breitmacht. Ich schaue auf die Uhr, nur noch drei Minuten, doch selten hat sich der große schwarze Zeiger so langsam und zäh über das Ziffernblatt bewegt wie heute, dann bin ich frei - wortwörtlich. Ich spürte auf einmal seinen heißen Atem an meinem Ohr, ein raues Stöhnen entfährt ihm, welches nur für mich bestimmt ist. "Ich werde dafür sorgen, dass du mir nicht mehr widerstehen kannst Caily, ich werde dafür sorgen, dass du mich liebst, ich werde dich verrückt nach mir machen und dann werde ich dich fallen lassen, nachdem ich dich gefickt habe." Das Flüstern hört auf, dann spüre ich etwas feuchtes an meinem Ohr, er fährt mit seiner Zungenspitze langsam von meinem Ohrläppchen bis zur Ohrspitze und wendet sich augenblicklich von mir ab. Ehe ich alles registriert habe, hebe ich meine flache Hand und schlage zu.

"Mr de Leon ich kann ihnen, dass nicht erzählen, ich möchte so etwas nicht laut aussprechen. Bei mir ist momentan alles irgendwie schlecht, jetzt habe ich auch noch diesen Mist und wenn ich von der Schule fliege geht alles vor die Hunde. Meine Mutter ist krank, dass würde ihr den Rest geben."
Ich fange an zu schluchzen, als vor meinem inneren Auge ein Bild von meiner Mutter auftaucht, wie sie so gebrechlich im Rollstuhl sitzt, abgemagert, nur noch ein Schatten ihrer selbst. Eine Träne läuft meine Wange hinunter, ich schaffe es nicht weiter meine Gefühle zurückzuhalten. Ständig packe ich meine negativen Gedanken ganz nach hinten, in eine Schublade in meinem Kopf und schlage sie sofort wieder zu, doch jetzt hat sich meine ganz persönliche Schatulle der Pandora geöffnet und lässt alle negativen Gedanken frei. „Sie hat Krebs und die Chemo hilft nicht, sie sagt es mir nicht, aber ich weiß, dass sie bald sterben wird"
Ich falle in mich zusammen, wie ein mühsam aufgebautes Kartenhaus bei einem kleinen Windstoß. Tränen tränken meine Augen und ich sinke komplett in den Stuhl.
Ich hatte seit der Diagnose nicht mehr geweint, als meine Mutter nach Hause kam und sich weinend an den gedeckten Tisch setzte, das Essen war schon kalt, der Arzttermin hatte viel länger gedauert als er hätte dauern sollen.

„Caily, es ist nicht schlimm zu weinen." ich spüre wie mir jemand sanft mit einem Taschentuch über die Wangen hoch zum Auge wischt. Ich stehe auf und will gehen, kein Lehrer soll mich so sehen auch nicht Mr. De Leon.
Als ich mich zum Gehen Richtung Tür wende, hält er mich auf eine feste Hand hält mich an meiner Schulter fest und dreht mich zu sich um. „Caily, du musst dich nicht schämen, ich habe dich schon weinen gesehen, aber willst du wirklich, dass die da draußen es auch tun?" Noch immer schluchzend sage ich: „Nein." und ehe ich mich versehe kommt schon die nächste Tränenflut aus meinen Augen geschossen. Mr de Leon zieht mich an sich und legt einen Arm um meine Hüfte mit dem anderen streichelt er mir sanft den Rücken, während er mich fest an sich gedrückt hält. Ich fühle mich in seinen Armen geborgen und bin froh, dass ich so nicht nach draußen gehen muss, obwohl es eigentlich mein Plan war.

Er redet nicht, er ist nur für mich da. Er hört sich an wie ich schluchzend von meiner Mutter erzähle und tröstet mich, als ich wieder in einen erneuten Heulkrampf ausbreche.

„Caily, es wird alles gut, du schaffst das. Ich weiß es ist manchmal hart, aber du bist stark und das weiß ich." er wischt mir zärtlich eine Träne von der Wange, nimmt mein Kinn zwischen zwei Finger und dreht mein verheultes Gesicht zu seinem, so dass ich ihm direkt in seine sentimentalen, blauen Augen schauen kann, „Aber was ist, wenn ich es nicht schaffe, wenn ich versage."
„Caily, falls du es noch nicht bemerkt hast, als du angefangen hast zu weinen, habe ich aufgehört dein Lehrer zu sein, ich weiß was du durchmachst und ich kann dir helfen. Ich werde dafür sorgen, dass du nicht von der Schule fliegst, egal zu welchem Preis. Ein Mädchen wie du hat Besseres verdient."
Er dreht sich um und gibt mich aus seinen Armen frei, in denen er mich die letzten 30 Minuten lang getröstet hat, fast vermisse ich schon das Gefühl von Geborgenheit. Er hat recht, er hat aufgehört mein Lehrer zu sein, nicht weil er mir etwas privates über sich erzählt hat, sondern weil ich ihm so viel erzählt habe. Ich selber weiß gar nichts über ihn, aber ich weiß, dass er für mich da sein wird. Egal was passiert.

„Jetzt geh nach Hause ich gebe dir für den Rest des Tages frei, wir wollen doch nicht, dass man ein so schönes Mädchen wie dich hier so sieht." Ich fange an zu lächeln, es beruhigt mich, dass wenigstens einer mich irgendwie versteht „Ich sage der Schulleitung Bescheid und lasse mir etwas einfallen, damit alles noch ein gutes Ende nimmt. Bevor du aber das nächste mal jemanden schlägst", er zwinkert mir zu „ Komm lieber zu mir, ich habe immer ein offenes Ohr und notfalls nehme ich auch eine rote Wange auf mich. "Als ich den Raum verlassen will, drückt mir Mr de Leon noch etwas in die Hand und als ich sie draußen öffne, fange ich an über das ganze Gesicht zu grinsen. Mein Tag ist gerettet.

Dark Desire - Wer ihm verfälltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt