Teil 4 - Ich nenne sie Freunde

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Caillyyy, wo warst du, ich habe mir solche Sorgen gemacht, wenn es wegen heute morgen war. Ich habe mich scheiße benommen, ich weiß, es tut mir leid, aber ich habe gehört, was passiert ist und ich musste einfach nach dir gucken wir wollten uns doch eigentlich bei Nolan treffen und du bist nicht ans Handy gegangen, ich musste einfach kommen und nach dir sehen."
Schon fällt Lia mir in die Arme, obwohl mich noch immer völlig perplex war sie vor meiner Haustür zu sehen, aber ich freue mich, ich hatte den ganzen Nachmittag damit verbracht über die Sache mit Ethan und die Stunde mit Mr de Leon nachzudenken, aber sie hatte Recht wir haben uns eigentlich heute alle bei Nolan verabredet.

„Lia, du bist die Beste, wann geht das bei Nolan los?"

„In 40 Minuten, deswegen komme ich ja, willst du noch hin, wenn nicht auch kein Problem dann bleibe ich bei dir und wir können uns die gesamten Twighlight Filme angucken, wenn du dann endlich wieder glücklich wirst." ich unterbreche sie

„Es ist okay Lia, ich komme mit, ich mach mich nur eben fertig und ich denke du könntest dein make Up auch noch einmal auffrischen." ich lächele sie an, ihre Haare waren völlig durcheinander, wahrscheinlich ist sie den weg zu mir gerannt. Schnell steigen wir die Treppen zu unserer Wohnung hoch, Lia grüßt flüchtig meine Mutter, welche vor dem Fernseher sitzt und sich einen Report über riesige Termitenbauten in Australien anguckt und dabei gemütlich an einem paar Socken häkelt, welche in allen Farben des Regenbogens erstrahlen. Im Bad beilen wir uns extra, Lia schminkt meine Augen, was sie einfach genial gut kann, ich sehe jetzt ein bisschen aus wie eine jüngere und dezenter geschminkte Version von Kleopatra. Auch wenn ich sonst eher kritisch mir gegenüber bin, muss ich sagen, dass ich heute echt gut aussehe, keine Spuren mehr von den Tränen, sondern eine schöne junge Frau, wie Lia es ausgedrückt hat.
Eigentlich takelten wir uns nie so auf, wenn wir uns mit der Clique trafen, auch heute taten wir es nicht um den anderen zu gefallen. Es war viel mehr eine Ablenkung, eine Hand, die mich aus dem tiefen Loch riss, in das ich mich heute hatte fallen lassen.

In Nolans Zimmer, riecht es, sehr besonders, um es freundlich auszudrücken. Wir hatten diesen Geruch Nolan-Mief getauft, obwohl ich mir fast sicher bin, dass es in den meisten Jungenzimmern ähnlich riecht. Socken und andere Kleidungsstücke bedecken Teile des Laminats und des grasgrünen Flusenteppiches auf dem sein Tisch steht. Es waren bereits alle da, Nolan hatte sich breit auf sein Bett gefläzt. Tom sitzt zwischen ein paar ausgesessenen Kissen auf dem Sofa. Wir setzen uns zu ihm.

"Na ihr beiden, habt ihr auf dem Hinweg noch eine Parfümerie überfallen oder seit ihr später noch beim Casting für den Bachelor?" Er fängt an schäbig zu lachen. ich werfe ihm einen gespielt entnervten Blick zu, woraufhin er nur noch stärker anfängt zu lachen. "Ich hol schon mal die eiserne Lunge, wenn Tom so weiter lacht, werden wir sie auf jeden Fall noch brauchen." Da er sich auch nach dieser Bemerkung nichts anmerken ließ, stößt ihn Lia schwungvoll mit ihrem Ellenbogen in die Seite.

"Hey das tat weh." Nolans glattes Gesicht verzieht sich zu einer schmerzgeformten Grimasse, seine dunklen, dichten Augenbrauen ziehen sich zusammen, er rümpft seine spitze Nase und macht einen Schmollmund, wahrscheinlich spielt er es nur, da doch noch immer er Schleier des Lachens, welcher ihm so gut steht über seinem Gesicht liegt. ich bin echt froh so entspannte Freunde zu haben, es gibt nichts schlimmeres als Menschen ohne Humor, denn keine Eigenschaft ist so konstant wie Humor. In guten Zeiten ist er, das was dir bewusst ,acht wie gut du es hast, in schlechten Zeiten haucht er deinen guten Gefühlen wieder Leben ein, Menschen ohne Humor haben ein Leben, aber sie leben es nicht.

"Verdient, Tom. So stark ein parfümiert haben wir uns nun auch wieder nicht, außerdem müssen wir mit unserem Geruch ja noch deinen Gestank übertünchen."

Lia zwinkert Tom zu und wendet ihren Kopf schnell wieder ab, nicht dass er noch denkt, dass er ihr mehr als einen Blick wert sei. Obwohl genau das der Fall war Lia stand vor über einem Jahr auf Tom, sie war das erste mal richtig verliebt, doch er war der einzige Junge, den sie nie haben konnte. Sie hat schrecklich viel geweint, ich weiß bis heute nicht genau was passiert ist. Aber es ist die Ironie des Schicksals, die was auch immer passiert ist, erst ermöglicht hat.

"Leute beruhigt euch mal" dirigiert Nolan vom Bett aus "wir müssen noch auf jemanden warten."

Als ich in Lias verdutztes Gesicht blicke, nun ich doch recht froh, dass ich offensichtlich nicht die Einzige bin, die keine Ahnung hat über wen oder was er redet. Vielleicht ist es auch nur ein schlechter Scherz und er meint den Pizzaboten.

"Ja, jetzt guckt doch nicht so als hätte ich euch gerade erzählt, dass ich der Osterhase bin. Er ist echt nett, er ist in meinem Physikkurs und hat gefragt ob er kommen darf."
Ich will gerade zu einer Schimpftirade ausholen, als mir die Klingel das Wort durchschneidet.

~
Er heißt Aiden, so hat er sich uns zumindest vorgestellt, mittelgroß, muskulös und blondes verwuscheltes Haar, das ihm in dicken Strähnen über die Stirn fällt.
Wir gucken ihn noch immer alle völlig irritiert an, wie seine breite Gestalt dort im Türrahmen steht und er mit einem freundlichen fast unterwürfigen Lächeln seine Grübchen betont.
"Äh, ich hab Pizza mitgebracht.", er streckt die beiden Pizzakartons, die er in seinen Händen hält anbietend in den Raum, "Will wer?" Er zieht seine Mundwinkel zögerlich hoch und tritt weiter in den Raum, als Tom auch schon mit einem Kampfschrei, "PIIIIIIIIIIIZZZZZZZZAAAAAA!" in Rekordtempo auf ihn zustürzt und ihm einen Pizzakarton aus der Hand reißt. Edan wirkt sichtlich erleichtert und setzt sich zu uns, woraufhin Lia ihn gleich über so ziemlich alles und nichts ausquetscht, obwohl sie ziemlich nervig ist lässt sich Aiden nichts anmerken. Als die Pizza verspeist ist (wobei Tom den Mammutanteil in sich hineingefressen hat), steht Nolan auf und dreht die Musik auf, eigentlich arten unsere Treffen eher selten so partyartig aus, aber heute musste es einfach so sein. Lia hatte extra etwas Alkohol besorgt und nach drei Runden eines besonders fiesen Trinkspiels, sind wir alle ganz gut drauf. Aiden, Nolan und Tom unterhalten sich über irgendein Computerspiel, dessen wesentliches Ziel es zu sein scheint, möglichst viele Zombies so brutal wie nur möglich zu enthaupten. Ich kann meine Gedanken noch immer nicht von dem losreißen, was heute morgen passiert ist, es war klar, dass Ethan mich nicht wirklich "ficken" wollte, er mochte es nur mir Angst einzujagen, mich zu ärgern und das hatte er auch geschafft. Doch dann war Mr. de Leon so nett zu mir gewesen und mein Tag war gerettet.

"Du hörst mir gar nicht zu Caily." Ich höre ihr wirklich nicht zu. Mein Kopf ist zu voll, außerdem merke ich langsam wie der Alkohol wirkt. Es pocht gegen meine Stirn und mir ist warm.
"Caily es geht ok, ich habe da überhaupt nichts gegen, er sieht ja auch mega gut aus." Sie drückt mir einen Zettel in die Hand "Den hast du heute verloren." Darauf steht in krakeligen Lettern Jan de Leon und seine Telefonnummer. Scheiße, sie weiß bescheid. Ich hatte nicht wirklich vor ihn anzurufen, dennoch ist es unangenehm, dass Lia ihn gefunden hat, sie wird sich ihren Teil denken und nicht mehr von ihrer Meinung abweichen. "Ich glaube ich setz mich zu den Jungs." Sage ich, als ich sehe, dass Nolan aufsteht und sich zu Lia begibt. Eine willkommene Ausrede um das Gespräch hier zu beenden. Mit sehr viel Glück würde sich Lia morgen sowieso an nichts mehr erinnern.

***

Ich wanke aus der Haustür, meine Hände suchen verzweifelt nach Halt und meine Arme schlackern unter dem fehlenden Gleichgewicht. Die dunkle Nacht, nur von den kühlen Lichtkegeln einiger Straßenlaternen unterbrochen, schließt ihre offenen Arme um mich, wie eine lang vermisste Mutter. Es ist kalt, langsam bereue ich es vorhin das kurze Kleid angezogen zu haben, da die Kälte mit eisigen Fingern meine Schenkel entlangfährt und einen kalten Schmerz durch mein Fleisch jagt. Lia schläft bei Nolan, aber ich hatte keine Lust mehr, ich will heute in meinem eigenen Bett schlafen, mich in meine warme Decke hüllen und meinen Kopf in den Tiefen meines bunten Kissenmeers versinken lassen, bis der Schlaf mich davon treibt und Träume mich auf unbekannte Inseln, in ferne Länder und andere Leben entführen. Bei Nolan hätte ich höchstens einem Schlafkonzert lauschen können, dass irgendwo einem Komponisten einen vodooartigen Schmerz versetzt. Ich muss jetzt noch durch die Kneipenstraße und dann 15 Minuten durch den Vorort marschieren bis ich an meiner Wohnung bin. Hätte ich doch nur Geld für ein Taxi mitgenommen oder mich gewagt Aiden zu fragen, ob er mich vielleicht mitnehmen kann.

Das flackernde Neonlicht der Kneipenreklamen erleuchtet die Gasse, Rufen und laute Gespräche, sowie leise Musik bilden eine Geräuschkulisse, die mich beinahe die kälte vergessen lässt. "Ey, Süße" hickst ein Junge neben mir, ich kenne ihn, er geht bei uns auf die Schule in meinen Jahrgang, aber ich habe nichts mit ihm zu tun "Ey Süße, komm doch mal her, ich weiß, dass du es willst." Er kommt näher, ich kann seinen Atem riechen, eine Mischung aus Bier und orientalischem Essen. "Komm her Süße!" ich renne schnell in eine Seitengasse, Bierflaschen stehen in den ecken und Mülltonnen verdecken die Wände großflächig. Er ist schneller. Ich höre seine unkoordinierten, lauten Schritte hinter mir. ich fühle mich wie ein gehetzter Hase, der Farmer hinter ihm, und er läuft, läuft, läuft ohne sich umzudrehen, um der Schrotflinte nicht direkt in das Gesicht zu sehen. Ich zucke zusammen, kräftige Hände schubsen mich gegen kalten Stein, "Jetzt hab ich dich Süße." ich versuche ihn wegzudrücken, er ist betrunken, ich könnte eine Chance haben, wenn ich nicht selbst angetrunken wäre. Als ich meine Hände gegen seine Brust stoße, nimmt er sie in seine und küsst mich heftig, widerlich und grob. ich verschließe meine Lippen, drücke sie fest aufeinander und hoffe es durchzustehen. Eine Träne bahn sich den Weg über meine Wange. Er umschließt meine Hände fester und führt sie zu seiner Hose, ich versuche vergebens sie mit all der mir zur Verfügung stehenden Kraft zurückzuziehen. Er probiert jetzt gewaltsam meine Hände unter seinem engen Hosenbund herzuführen, aber meine Hände winden sich, ich werde es ihm nicht einfach machen. Auf einmal tritt er zurück, nein er wird zurückgezogen. Eine große breite Gestalt hat ihn jetzt am kragen gepackt und wirft ihn gegen die gegenüberliegende Wand, und schlägt ihm mit seiner Faust mehrmals ins Gesicht bis ein dünnes rotes Rinnsal aus seiner Wange fließt.
"Fass sie nie wieder an, du elendiger Bastard!" Ich kenne die Stimme "Hast du das verstanden?" fährt er brutal fort. "Jjjjj...jaaaa." stottert der Junge jetzt und rennt davon.
"Was willst du hier?" Schreie ich mit einer verweinten und leicht aggressiven Stimme. "Dir deinen Arsch retten, ein Danke hätte es auch getan. Erwidert Ethan mit einem feurigen Blick. "Und du kommst jetzt besser mit ich fahre dich nach Hause, aber nur weil mein Bruder dich kennt und er mich sonst umbringen würde."
"Verpiss dich!" Als er keine Anstalten macht zu gehen, fange ich an zu laufen. Doch scheinbar hat nun auch der letzte Shot seine Wirkung entfaltet, die Gasse verschwimmt zu fadigem Grau durchsetzt mit buntem Lichterflimmern, bevor meine Beine nachgeben und sich meine Lider schließen.

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So Leute, ich würde mich riesssssssiiiiig über etwas Feedback freuen, wenn ihr wüsstet wie sehr ich mich allein schon über jeden einzelnen Leser freue. Wie findet ihr die Story? Wie die Charaktere? Schreibstil? Das würde ich alles super gerne wissen, weil dies meine erste Wattpad Story ist, ich schreibe ja mit Caro_abx zusammen, deswegen auf diesem Account, sie ist vor allem bei wichtigen Planungsfragen beteiligt, schreibt demnächst aber auch ihr eigenes Kapitel.
Habt ihr zudem vielleicht noch Geschichten die mir gefallen könnten?
Und es tut mir Leid, dass dueses Kapitel so lange gedauert hat und auch nicht so gut ist, weil wenig passiert. Ich lese es auch erst morgen Korrektur, wollte es unbedingt heute noch veröffentlichen. Übrigens Kapitel 5 ist aus einer anderen Perspektive, Kapitel 10 dann auch. Ich sage nur so viel, ich habe großartiges für euch geplant.
Das nächste Kapitel heißt Geheimnisse auf Kollisionskurs und wird aus Toms Perspektive geschrieben sein.
Teil 6 ist wieder aus Cadys Perspektive und wird "Ein Alptraum in Himmelweiß" heißen.

LG NoStrangeBoy

Dark Desire - Wer ihm verfälltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt