11 - Nichts ist wie es scheint

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Bild:  Ethan

Ethan wir müssen reden!" wütend knalle ich seinen Spint zu. Doch Ethan lässt sich erst gar nichts anmerken, er tut mal wieder cool wie eh und je.
"Was ist dein Problem?", laufe ich ihm hinterher "Ich möchte nur wissen, warum du das getan hast!"
Er ignoriert mich natürlich weiter, insgeheim bin ich wohl sogar froh darüber, da seine Reaktion wahrscheinlich einfach nur böse gewesen wäre. Ich bleibe dennoch hartnäckig an ihm dran.
Doch auf einmal zieht er mich blitzschnell in einen leeren Klassenraum und knallt die Tür hinter uns zu.
"WORÜBER müssen wir reden?" Schreit er mich zornig an "Über die Nacht, über meinen Vater oder darüber, dass du eine dumme Trulla bist?" Er fängt an wild zu gestikulieren.
"Warum so bist wie du bist Ethan Rosegarden, warum du so ein Arschloch bist. Und Gott Ja, ich schäme mich, warum dieses Arschloch mit mir geschlafen hat, du hättest verdammt nochmal jede andere hier haben können, aber Ich, ich will dich nicht!"
"Es ist mir egal was in deinem Kopf vorgeht, aber das was du bei mir zuhause gesehen hast, bleibt unter uns und du solltest ab jetzt auf der Hut sein, mein Vater ist nicht begeistert von dir und weil du dummes Ding, dich nicht verstecken konntest, ist es jetzt soweit gekommen."

"Es gibt wohl schlimmeres als, dass dein Vater das Mädchen nicht magst was du genauso hasst, du behandelst mich doch wie Dreck." Ich schaue ihn in seine dunklen Augen. "Weißt du Was, du und dein Vater ihr seid dich eigentlich genau gleich." Erwidere ich gleichgültig. Neben mir schlägt seine Hand gegen die Wand, seine Augen glühen vor Zorn und er beugt sich über mich herüber, auf einmal wird mir klar wie klein ich mich fühle.
"ICH BIN NICHT WIE MEIN VATER!" schreit Ethan mich zornentbrannt an.
"Du kennst mich gar nicht, also sei lieber still, du lebst in deiner kleinen glücklichen Welt und bist dort zufrieden, aber dass das nicht alle sind kommt Menschen wie dir nicht in den Sinn. Wir haben vielleicht eine Welt, aber wir leben in Verschiedenen."
"Warum hast du mich am Samstag..." mir bleiben die Worte weg, ich kann es einfach nicht aussprechen.
"Gevögelt" ergänzt er "Du denkst also ernsthaft ich hätte Sex mit dir gehabt?
"Ja, warum war ich denn sonst bei dir?"
"Du sagst ich sei genau wie mein Vater, dabei bist du die, die auf seine Lügenmärchen reinfällt. Ich habe dich in der Nacht in einer Gosse gesehen so ein besoffener Typ hätte dich fast." Ethan steht der Ekel ins Gesicht geschrieben, vorsichtig versucht er fortzufahren. "Er hätte dich fast vergewaltigt, da bin ich aus dem Auto raus und habe ihm ein Paar auf die Fresse gegeben. Du bist aber einfach zusammengesackt und ich wollte dich dort nicht einfach so liegen lassen und da ich nicht weiß wo du wohnst, habe ich dich einfach mit zu mir genommen."

Ich bekomme kein Wort mehr raus, der ganze Streit war meine Schuld, weil ich gleich das Schlechteste von ihm geglaubt hätte. Ich fange an zu schluchzen, eine Träne rollte meine Wange hinab. "Ich habe dir die ganze Zeit Unrecht getan, ich bin der dumme Vollidiot nicht du."
Er beugt sich mit einem Arm an die Wand gestützt vor und wischt mir behutsam mit einem Finger die feuchte Träne von der Wange. "Hör auf zu weinen, ich sehe nicht gerne Leute weinen." auf einmal ist seine Stimme ganz sanft, als hätte man das Arschloch Ethan gegen eine nette Version  eingetauscht. Ich weiß nicht genau, warum ich es tue, aber ich beuge mich vor und spitze meine Lippen. "Lass das!" Gibt Ethan harsch von sich und bewegt sich Richtung Tür, doch ich bin sauer, er wollte es doch. "Ja, verzieh dich nur, Ethan mit dem schlechten Leben erst heulst du rum, weil dein Vater mich nicht mag, obwohl wir keinen Sex hatten und jetzt haust du einfach ab. Ich wollte dich eh nicht küssen!"
Kein Wort war gelogen, ich will ihn wirklich nicht küssen. Jetzt dreht er sich noch einmal um und faucht mich an. "Du hast keine Ahnung, was der Preis für alles ist was ich tue, was der Preis gewesen wäre, hätte ich dich geküsst oder was der Preis dafür war, dass ich dir in der Nacht geholfen habe und mein Vater dachte wir hätten Sex gehabt. Du hast keine Ahnung, was ich wegen dir schon auf mich nehmen musste. Und ich hasse mich dafür, dass alles für dich getan zu haben. Es wäre besser gewesen ich hätte dich in der Nacht auf der Straße liegen lassen."
Das trifft mich, Wut und das Gefühl verletzt worden zu sein nimmt mich jetzt voll ein.
"Was sollst du denn schon auf dich genommen haben, du überdramatisierst hier alles gewaltig, nur weil du mal etwas getan hast. Wenn es so schlimm war, dann zeig mir doch was du auf dich nehmen musstest!" Fauche ich.

Er schaut mich wieder ruhig an
"Mein Vater, er hat..."
"Hausverbot, weil er denkt du hättest mit mir gepennt. Das ist natürlich ein Weltuntergang." Spotte ich.

"Nein, er hat..." er hält wieder mitten im Satz an, seine Stimme wirkt schwach. Er wendet sich zum gehen, doch er geht nicht stattdessen zieht er sein T-Shirt aus.

Der Blick auf seinen Rücken ist ein Schreckensgleichnis.  Rote und lila Striemen überziehen seinen ganzen Rücken, lange tiefe Narben, einige schon längst verheilt, andere noch blutig und offen. Sein ganzer Rücken ist mit ihnen übersäht, sie sind lang und teilweise entzündet.
"Damit habe ich bezahlt." Flüstert er, zieht sich das T-Shirt über und verlässt den Raum. Ich stehe dort noch immer wie angewurzelt, es tat mir allein schon beim Hinsehen weh. Die tiefen roten Furchen auf seinem Rücken haben sich in meine Netzhaut gebrannt, das Bild werde ich nie wieder vergessen. Es muss unglaublich wehgetan haben. Ich sacke weinend zu Boden, ich war die ganze Zeit so damit beschäftigt gewesen ihn als Monster und herzlos zu betrachten, dass ich nicht gemerkt habe wer von uns beiden das wirkliche Monster ist. Ich war es, ich hatte ihn im das Arschloch gesehen, dass er sein wollte und noch Schlimmeres, dabei war ich die Ignorante, nicht er und ich hatte alles versaut.

Dark Desire - Wer ihm verfälltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt