Teil 8 - Erwachen nach Maß

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Der Man im Türrahmen wirkt mächtig, alles an ihm strahlt Macht aus. Er trägt tiefschwarze Lackschuhe und einen dunklen Anzug der offensichtlich maßgeschneidert ist, da er sich perfekt an seine Figur anschmiegt. Die Monotonie seines Looks wurde von einer Rose, die nach oben hin in das spitze Muster einer Krone aufbrach, die auf seine Brust gestickt ist, unterbrochen. Ethan wirkt klein neben ihm.

„Sohn?" wirft er jetzt im verwunderten Ton ein „Überrascht mich zu sehen? Ich dachte ich schaue mal vorbei und gucke, was du und dein Bruder so treiben. Es wäre ja unverantwortlich von mir euch beide hier einfach so alleine zu lassen ohne, dass ich gelegentlich nach euch sehe."

Alles was er sagt klang falsch, so falsch, jedes Wort wie eine Lüge, gesprochen von der giftigen Zunge einer Kobra. Ethan erwidert nichts, ich weiß nicht, ob er es nicht kann oder nicht will, aber egal was, ich kann ihn verstehen.

„Und wie ich sehe, hast du eine Freundin da" sagt er jetzt in seiner falschen Freundlichkeit „Willst du uns nicht vorstellen Ethan. Es wäre doch sehr unhöflich mit einem so hübschen Mädchen so umzugehen." Jetzt wendet er seinen dunklen Blick mir zu, er lächelt, aber seine Augen lächeln nicht mit. Stattdessen starren mich aus seinen Augen zwei dunkle Pupillen an, schwarz wie die Nacht.

Caily „ erhebt Ethan noch immer sichtlich verwirrt seine Stimme „ Das ist mein Vater, Zacharias Rosewood. Dad das ist Caily, sie ist hier wegen eines Schulprojektes." Er heißt Rosewood mit Nachnamen. Es passte nicht zu ihm, jedoch hatte jede Rose Dornen und Ethan ist definitiv voller Dornen. Schön anzusehen, aber wer zu nahe kommt, blutet.

Nenn mich doch nicht Zacharias, Ethan." jetzt tritt er näher und wuschelt Ethan durchs Haar, eine normale Geste zwischen Vater und Sohn, aber hier war nichts normal. Es war eine Machtdemonstration von Ethans Vater, eine Herabwürdigung Ethans. „Du kannst mich Zach nennen, wir werden uns sicherlich noch öfter sehen, Caily."

„Ich glaube nicht, ich bin wirklich nur ganz kurz hier, damit wir uns für ein Schulprojekt absprechen können. Ich war gerade im Begriff zu gehen."

„Ach, doch nicht so eilig, Liebes. Du hast doch noch gar nicht aufgegessen. Du wolltest dich doch bestimmt erst noch für das Projekt stärken."

Er hatte mir nicht gesagt, dass ich mich setzen solle, aber ich tue es, dennoch ohne einen weiteren Happen des Frühstücks zu essen. Mir ist der Appetit schlagartig vergangen.

Ethan schafft es noch immer nicht einen vernünftigen Satz zu Stande zu bringen, er wirkt klein, eingeschüchtert, beinahe ängstlich. Das ist nicht der Ethan, den ich zu kennen dachte. Das Ethan Arschloch, was mir meinen ersten Schultag ruiniert hat und gerade im Begriff ist, das auch mit meinem zweiten zu tun.

„Apropos, müsstet ihr nicht eigentlich in der Schule sein?"

daran hatte ich gar nicht gedacht. Ich hatte eigentlich Schule. Das erklärt andererseits natürlich auch, warum Tom nicht abgenommen hat. Ich weiß nicht, was mit Ethans Vater nicht stimmt, aber wenn er Wind davon bekommt, dass wir heute eigentlich in der Schule sein müssten, möchte ich mir gar nicht erst denken, was passiert.

„Wir haben frei bekommen" improvisiert Ethan überraschend, scheinbar hat er sich wieder gefasst, „Für das Projekt, damit wir es in aller Ruhe bis morgen fertigstellen können."

„Sag mir Sohn, warum ist dein Bruder, dann nicht hier oder versteckt er sich vor mir?" Zacharias fängt an falsch zu lachen. Irgendwas an Ethans Gesichtsausdruck verrät mir, dass ihn die Lache trifft.

„Aiden ist nicht in unserem Kurs, er ist heute ganz normal zur Schule gegangen."

„Der Aiden?" entfährt es mir unverhohlen, bevor ich nachdenken kann. „Aiden ist dein Bruder?"

Ich erinnere mich an den großen blonden Jungen, der gestern mit Pizza auf unserer Party aufgetaucht war.

„Ach, was eine Überraschung. Ihr kennt euch? Ethan hast du ihr das etwa noch gar nicht erzählt?" gibt Zacharias gespielt verwundert wieder „Ich dachte bevor man in eurem Alter etwas miteinander anfängt." er rümpft seine Nase und beginnt seine Stimme sichtbar verachtend werden zu lassen. „Lernt man sich etwas besser kennen, was ist nur aus dem Anstand geworden?"

„Wir haben nichts miteinander gehabt, gar nichts. Ich würde nie mit jemandem wie Ethan etwas anfangen?"

Ich blick auf Verstärkung hoffend zu Ethan. Doch er schüttelt nur niedergeschlagen den Kopf. Es ist klar, was er damit sagen will, widerstand ist zwecklos, gib auf.

„bist du dir da sicher meine Liebe?" Nein, ich bin mir nicht sicher, genau genommen könnte es sogar so gewesen sein, schließlich, konnte ich mich ja an nichts mehr erinnern. Ich musste glauben, was Ethan gesagt hat.

„Ja, ich bin mir ganz sicher!" erwidere ich deutlich vehementer als es gemeint ist.

„Da gäbe es nur ein Problem, diesen einen Grund, der es unmöglich macht, dass du nichts mit ihm hattest."

„Ich bin nur hier für ein Schulprojekt wirklich."

„Mein Sohn hat einen fürchterlichen Modegeschmack und sieh dich an." ich blicke an meinem Körper hinab. „Er liebt weiß an Mädchen, nicht wahr. Er hat bis jetzt jeder etwas Weißes geschenkt. Jede, die jemals unsere Betten besudelt hat." Zacharias grinst zufrieden. Ich will nicht daran denken, was seien könnte oder gewesen ist, wenn er recht behält.

„Ethan" er guckt nicht auf, jetzt schreie ich „Ethan, ist das wahr, hast du das bisher mit jeder getan?"

„Es ist nicht so wie du denkst" setzt Ethan leise an, er klingt erschöpft „Du musst mir glauben es ist nicht so wie es aussieht."

„Doch ist es sehr wohl wie es aussieht. Nur weil ich betrunken war, war ich ein Objekt für dich, etwas mit dem du dich schnell vergnügen kannst ohne die Konsequenzen fürchten zu müssen." fahre ich ihn jetzt hysterisch an „Du hattest deinen Spaß mit mir und dann lügst du mir auch noch eiskalt ins Gesicht. Was fällt dir eigentlich ein?" Aber was hatte ich eigentlich von ihm erwartet? Dass er mich ohne eine Gegenleistung zu verlangen bei sich schlafen lässt, nur aus reiner Nächstenliebe und auf Bitten von Aiden. Nein, es hätte mir von Anfang an klar sein müssen, als er heute morgen halbwegs nett zu mir war. Jetzt weiß ich auch, warum er so Angst vor seinem Vater hatte. Er hatte Schiss, dass alles auffliegt, ich bin ja schließlich weit unter seinem Level, das könnte ja seinem Ruf schädigen. Überhebliches Arschloch! Tränen steigen mir in die Augen, dabei ist es so ein Arschloch gar nicht wert. Meine Jungfreudigkeit wäre etwas, dass ich nie wieder bekommen würde und er hatte sie mir einfach genommen, ohne zu fragen, ohne sich zu schämen und ohne sich zu entschuldigen.

Ich halte mir die Handflächen vor die Augen, niemand soll mich weinen sehen. Nicht wegen ihm. Ich laufe aus der Küche heraus, ich weiß nicht wohin, die Gänge sind lang. Ich öffne immer die letzte Tür in der Hoffnung, irgendwann in das Foyer zu gelangen. Als ich auch nach mehreren Minuten nichts auch nur ähnliches gefunden habe, lasse ich mich schluchzend an einer kalten weißen Wand sinken und stütze meinen Kopf auf die Knie. So sitze ich dort laut schluchzend und tränenüberströmt, doch weder Ethan noch sein Vater kommen, um alles als schreckliches Missverständnis aufzuklären oder sich zu entschuldigen. Es ist nicht wie im Film, wo nach jedem tief gleich wieder die Sonne aufgeht.

„Seniorita, nicht weinen. Stehen sie auf." Vor mir steht die Haushälterin, Maria und hält mir mit besorgtem Gesicht ein Taschentuch entgegen. Ich nehme es dankbar an und schniefe laut rein. Worauf Maria mir gleich noch ein zweites gibt. Mit dem ich mir dankbar die Tränen aus den Augenwinkeln wische.

„Die beiden sind schlimm, sie streiten immer. Ich hoffe er wird nicht wie sein Vater, aber Seniorita, ich weiß nicht was passiert ist. Doch wenn ihnen ihre Gesundheit lieb ist, kommen sie nie wieder. Dieses Haus ist krank und die Krankheit heißt Zacharias." ich mache mir erst gar nicht die Mühe ihr zu erklären, dass ich wegen Ethan weine und nicht wegen seines Vaters. Ich bin einfach nur froh, dass sich wer um mich kümmert. Maria führt mich noch zur Tür. Es hat angefangen zu regnen. Ich renne durch den Regen nach hause, einfach immer Richtung Stadt. Hauptsache weg von diesem Haus, von Ethan. Ein weißes Auto hält neben mir und die Scheibe geht runter. Ich wische mir die nassen Haare aus dem Gesicht als mich eine Stimme fragt „Soll ich dich vielleicht mitnehmen, du warst heute nicht in der Schule?"

Dark Desire - Wer ihm verfälltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt