14.

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"Dass du mich ihm ausspannen willst?", fragte sie verzückt nach und sorgte dafür, dass nun ich an der Reihe war, sie verwirrt anzuschauen. Klar, es war abwegig, dass sie etwas ernstes von mir wollte, aber nach Miks Blick von gestern zu urteilen hatte ich ihn als über-eifersüchtig eingeschätzt! Anna lachte noch immer mit glockenklarer Stimme, bevor sie ihren Kopf schüttelte: "Ach Kostas, wir sind doch kein Pärchen! Er ist mein großer Bruder!"

I-ihr Bruder? War das die Wahrheit? Es war jedenfalls möglich, ich hatte ja selbst bereits festgestellt, dass sie gut zueinander passten. Aber jetzt wurde es mir noch stärker bewusst. Sie passten nicht nur, viel mehr ähnelten sie einander extrem stark, ihre Ausstrahlung, ihre Art zu reden, ihre Haarfarbe und auch ihre vornehme Sonnenbräune plus makelloser Haut. Nur ihre Augenfarbe konnte unterschiedlicher nicht sein, die einen strahlten eisblau und kalt und die anderen dagegen tiefbraun und warm. Und es erklärte auch, wieso ich Anna nie zuvor gesehen hatte. Sie und Mik waren am selben Tag an unsere Schule gekommen!

"Du bist aber trotzdem vergeben, richtig?", versicherte ich mich nachdenklich, als ich mich an gestern erinnerte. Sie nickte, aber ihr Gesicht wirkte dabei leicht überdrüssig, als könnte sie diese Frage schon nicht mehr hören: "Ja, noch. Aber er ist ein egozentrisches Arschloch und sehen werden wir uns eh nicht mehr oft. Ich bin eigentlich ganz froh, dass ich aus Potsdam weg bin!" Mein Herz begann schneller zu pochen und bevor ich meinen Mund halten konnte, sprudelte meine Tollpatschigkeit auch schon über. "U-und wie wärs, wenn wir danach, naja, du weißt schon-" Dafür fing ich eine Ohrfeige. Keine kräftige, aber stark genug, sodass mein Verstand wieder zu funktionieren begann. Anna funkelte mich an: "Hey, das war jetzt aber nicht als Freifahrtkarte gedacht! Außerdem hast du noch einen Briefeschreiber, dem du lieber dein Herz schenken solltest!"

"Sorry...", das war echt. So. Peinlich von mir! Das Mädchen zuckte mit den Schultern: "Bist zumindest nicht der Erste, der fragt. Aber zurzeit habe ich genug von Jungs!" Ich wollte sie gerade mit weiteren Fragen löchern, als mir aber noch rechtzeitig wieder die Bitte einfiel, das nicht weiter zu tun. Und da der Zettel noch immer in meinen leicht schwitzigen Fingern darauf wartete, gelesen zu werden, verabschiedete ich mich von Anna und faltete ihn dann schnell auseinander.

Hi Kostas,
eigentlich hatte ich vor, es dir
selbst in einigen Tagen
mitzuteilen, aber Anna hat mir
nun vorausgearbeitet. Ich
hoffe, du findest es nicht
schlimm, dass du jetzt einen
Verehrer hast und mich immer
noch nicht kennst. Aber bald,
bald werde ich mich dir zeigen,
versprochen.
Du wirst mutiger, habe ich das
Gefühl, oder irre ich mich? Du
wirkst jedenfalls selbst-
bewusster. Darf ich das morgen
vielleicht auf die Probe stellen?
Es ist nichts peinliches,
gefährliches oder schlimmes!
Es ist eine Vertrauensprobe.
Wenn du nicht möchtest, dann
ignoriere diesen Zettel. Falls
doch, dann gib Anna bitte deine
Antwort. Ich würde mich freuen!

Mit gemischten Gefühlen las ich den zweiten Teil mehrmals. Eine Probe also... und das, ohne meinen Gegenüber zu kennen... Nein, ehrlich gesagt wollte ich das nicht! Sie konnte mir ja alles mögliche erzählen, aber mir fehlten Beweise, allein schon für ihre Existenz, von echten Gefühlen ganz zu schweigen! Diese Zettel konnten ja schließlich von jedem kommen, auch wenn ich hoffte, dass Anna mich nicht veralberte.

Unsicher biss ich mir auf meiner Unterlippe herum. Was würde sie von mir verlangen? Was wenn es wirklich vollkommen harmlos und sogar total niedlich war? Oder ein Hinweis, den ich auf ihre Identität bekommen konnte? Dann wollte ich andererseits unbedingt erfahren, welche Probe sie für mich vorbereitet hatte! Was sollte ich also tun? Zu Anna gehen oder nicht? Ihr zusagen oder es sein lassen?

Wenn ich die Nachrichten ignorierte, konnte ich meine Entscheidung schlecht rückgängig machen, andererseits konnte ich immer die Notbremse ziehen, wenn ich mich darauf einließ und im Nachhinein doch noch kalte Füße bekam. Also würde ich die Probe annehmen! Meine Brieffreundin würde sich hoffentlich freuen, wenn sie das erfuhr!

Das laute Klingeln der Schulglocken riss mich aus meiner inneren Diskussion und erschrocken schaute ich auf. Der Gang war wie ausgestorben. Alle anderen Schüler waren verschwunden. War das etwa schon das Stundenzeichen gewesen? Verdammt, dann kam ich zu spät! Wie lange hatte ich hier bitteschön vertrödelt für eine so leichte Entscheidung?! Aber darüber nachzudenken war nichts im Vergleich zu der Überwindung, an der Tür zum Klassenraum anzuklopfen und der Lehrerin erklären zu müssen, dass ich die Zeit vergessen hatte. Die anderen würden sicher lachen und Marik wusste von ihnen allen, dass ich nicht verschlafen, sondern meinen Liebesabenteuern nachgehangen hatte. Wie offen wurde in seiner Familie das Thema Freunde und ihre Probleme ausgeschlachtet? Wusste er vielleicht sogar aus erster Hand, wer in mich verliebt war und konnte das jederzeit wie eine Trumpfkarte gegen mich ausspielen?

Nein, jetzt nicht diese Horrorszenarien entwerfen! Ich war mutiger geworden, hoffte ich jedenfalls! Und das hatte meinem Mädchen gefallen, sonst hätte sie es sicherlich nicht erwähnt und als Anlass für ihre nächsten Vorhaben genutzt. Also atmete ich ein paar Mal tief durch und klopfte. Cool bleiben! Den Kopf abreißen würde man mir nicht und das Lachen der anderen hatte absolut nichts zu sagen. Die Hälfte von ihnen kam für gewöhnlich regelmäßig zu spät zum Unterricht! Ich hörte von drinnen klackernde Schritte lauter werden und dann erschien auch schon das leicht eulenartige Gesicht unserer Deutschlehrerin in dem Spalt zwischen Tür und Angel: "Aha", konsultierte sie im Detektivston, "da ist also unser letzter Mann abgeblieben! Warum denn so spät?"

Von drinnen hörte ich schon das Kichern und es wurde nicht besser, als ich mich am Rahmen entlang ins Innere des Raumes quetschte, um ja keinen Körperkontakt mit der reizbaren und meist extrem eigenartigen Frau zu haben. "Nicht auf die Uhr geguckt", murmelte ich leise, zu leise anhand der Reaktionen um mich herum. Doch anstatt ihnen wie immer nachzugeben, verliehen sie mir dieses Mal Auftrieb. Ich stellte mich aufrechter vor die, gegen mich winzige, Lehrerin hin und wiederholte: "Nicht auf die Uhr geguckt, kann ja mal passieren, nicht? Und wieviel Ihres kostbaren Unterrichts hab ich denn schon verpasst?" Die ironische und provokative Note am Ende brachte die Schülerschar endlich zum Schweigen. Diesmal hatte ich mich nicht unterbuttern lassen, dafür schlug mir mein Herz jetzt aber auch bis zum Hals. Ich hatte mich das Unmögliche getraut! Und es hatte funktioniert! Als mein Blick von ganz alleine kurz zu Mik hinüberschnellte, konnte ich sehen, wie er mit hinter dem Kopf verschränkten Armen lässig dasaß, uns dabei aber beobachtete und jetzt eine Augenbraue hob, so kunstvoll, dass ich nicht feststellen konnte, ob er es aus Verwunderung oder Spott tat. Seine Miene war vollkommen unlesbar für mich.

"Ich wollte gerade eine Leseaufgabe erläutern, bevor du uns gestört hast! Setz dich jetzt bitte!", patzte der Uhu unfreundlich zurück und ich folgte ihrer Aufforderung. Vielleicht... vielleicht würde ich irgendwann doch noch cool werden. Ein klein wenig bestimmt!

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Screw den Uploadplan :D

Ich bin nächstes Wochenende wieder nicht da und hau deswegen die restlichen Storyparts bis dahin alle raus. Also etwa 2 pro Tag! ;)

Welche Probe könnte sich der mysteriöse Briefeschreiber wohl ausgedacht haben?

Mir fehlt der Mut (#Kostory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt