Kapitel 9 Wie war es?

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Corab und ich ließen uns auf einem Platz in der Mitte der Bahn nieder. Das Abteil war relativ leer. So hatten wir um uns etwas Platz und konnten uns ruhig unterhalten.

„Das war unangenehm, oder?" Corab beugte sich zu mir vor.

Ich schaute in seine runden Augen und versuchte, herauszufinden ob er die ganze Prüfung meinte oder nur die Befragung. „Ja, ziemlich."

Ich klemmte meine Hände zwischen die Knie. Die ganze Prüfung, war anders gewesen, als ich es gedacht hatte. Ich hatte eher gehofft, dass man uns in einen großen Raum sperrt zusammen mit ein paar Fragebögen. Das hätte mich eher an eine Prüfung erinnert. Aber hier saß ich nun und der Schweiß lief mir von der Stirn.

„Du warst gut. Ich wusste von der Sache mit Brynne nichts", plapperte Corab weiter.

Das war mir unangenehm. Allein der Fakt, dass er nun davon wusste, war irgendwie nicht richtig. Es wäre mir lieber gewesen, hätte ich ihm irgendwann von allein davon erzählt. Aber so wie die Sache nun lag, war es eher so, als würde er ungefragt mein Zimmer betreten. Es machte mich wütend.

„Ja und ich wusste nicht von dir und Ivy." Das war nicht fair. Aber der Druck der ganzen Situation brachte mich dazu, so etwas zu sagen. Es tat mir im nächsten Moment leid und ich wünschte, ich hätte es nicht gesagt.

Corab senkte seinen Kopf und starrt auf seine kräftigen Hände. Ich konnte in seinem Gesicht nicht mehr lesen: Es war, als hätte er eine Mauer aus Gleichgültigkeit hochgezogen. In seiner Mine lag nichts mehr.

„Es tut mir leid. Das wollte ich nicht sagen." Ich lege ihm die Hand auf die Schulter und hoffe, dass es ihm hilft.

Corab hebt den Kopf und schaut mich kurz an. „Ist schon gut. Vielleicht sollten wir von etwas anderen reden. Warum zum Beispiel haben wir uns nicht schon früher unterhalten."

Ich senkte meine Hand und beugte mich ein Stück nach vorn. Jetzt war es an mir betreten auf den Boden zu schauen. „Das war meine Schuld, glaube ich. Ich habe es einfach nicht so mich bei anderen bekannt zu machen."

Corab grinste mich breit an. Seine Augen strahlten und ich war mir sicher, dass er bereits vergessen hatte, was eben noch war. „Dafür hast du heute ganz schön Eindruck gemacht."

Ich musste lächeln. Ja, heute war es gut gelaufen. Vielleicht hatte die ganze Sache auch etwas in meine Tasche gespielt. Ich konnte mein Talent zeigen. Leute wie Brutus hingegen hatten offensichtlich andere Sachen, die sie gut konnten. Sie waren stark und einschüchternd. Aber vielleicht wurde so etwas nicht geprüft, weil es offensichtlich war.

Mit einem Ruck kam die Bahn zum Stehen. Wir waren an unserer Haltestelle angekommen. Corab wies mit der Hand in den Gang. Ich stand auf und ging vor. Er folgte mir und wir hielten draußen inne, bis die Tür mit einem Zischen zu ging.

„Soll ich dich noch ein Stück begleiten oder wärst du lieber allein?", wollte er von mir wissen.

Ich versuchte wieder, meine Hände in die Taschen zu stecken, die der Overall nicht hatte. Stattdessen verschränkte ich meine Arme vor der Brust. „Wir haben doch einen ähnlichen Weg. Allein sein kann ich auch noch später."

Er nickte und wir machten uns auf dem Weg. Es blieb einen Moment still zwischen uns. Gerade so, als hätte die Prüfung unsere Energie abgesaugt. Doch plötzlich fiel mir etwas ein. Etwas, das die Anspannung lösen konnte und das nicht einmal gelogen war. „Weißt du, Ivy hat manchmal von dir geredet."

Das hatte sie wirklich. Beim Essen hatte sie immer versucht zu ihm hinüber zu sehen, ohne dass ich es merkte. Sie hätte ihn gerne besser gekannt.

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